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Corona-Pandemie Entwarnung für Zerbster Fleischwaren

Im Betrieb sind keine Corona-Infektionen bekannt. Der Standort gehört zur Tönniesgruppe, bei der in NRW Hunderte Mitarbeiter infiziert sind.

Von Thomas Kirchner 19.06.2020, 01:01

Rheda-Wiedenbrück/Zerbst l Nach mehr als 650 (Stand Mittwochabend) neuen Corona-Infektionen beim Schlachtereibetrieb Tönnies im nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück (Landkreis Gütersloh) bleiben Kitas und Schulen im gesamten Landkreis erst einmal geschlossen. Rund 6500 Mitarbeiter werden nun unter Quarantäne gestellt. Tönnies ist einer der größten deutschen Schlachtbetriebe mit Standorten zur Verarbeitung auch in Weißenfels und Zerbst.

Für Zerbst zumindest gibt Unternehmenssprecher Markus Eicher vorläufig Entwarnung. Ein ähnlich dramatischer Ausbruch der durch das Coronavirus Sars-CoV2 hervorgerufenen Krankheit Covid19 sei nicht zu erwarten. „Der Betrieb in Zerbst kann aktuell ohne Einschränkungen produzieren. Bis hierhin gab und gibt es am Standort keine Infektionen“, schreibt Markus Eicher auf Volksstimme-Nachfrage.

Tönnies habe in der gesamten Unternehmensgruppe ein speziell auf die Pandemie ausgerichtetes, erweitertes Hygiene-Konzept. „Zudem sind wir in permanenter Abstimmung mit den örtlichen Behörden, um alle Maßnahmen zu ergreifen, die Infektionsrisiken weiter zu senken“, betont Eicher.

Grund zur Sorge in Zerbst war ein Beitrag auf der Internetseite des MDR, in dem darauf hingewiesen worden war, dass Tönnies-Mitarbeiter aus Zerbst bei Bedarf auch an anderen Standorten einspringen müssten. Das dementierte Eicher am Donnerstag: „Nein, Verschiebungen oder gleichzeitige Paralleleinsätze von Arbeitskräften an anderen Standorten finden nicht statt.“

Aktuell arbeiten in Zerbst rund 450 Mitarbeiter. Davon seien rund 180 Werkvertragsarbeiter, die über die Sommersaison unter anderem für die Bratwurstproduktion eingesetzt werden. Die genannten Werkverträge stehen schon seit geraumer Zeit in der Kritik. Niedrige Löhne, unbezahlte Überstunden und die Unterbringung in Massenunterkünften sind keine Seltenheit. Die Politik will nun nach Corona-Ausbrüchen in mehreren Schlachtbetrieben reagieren. Gewerkschaften fordern ein generelles Verbot von Werkverträgen.

„Wir werden die Mitarbeiter weiter intensiv auf die besonderen und erweiterten Hygiene-Richtlinien hinweisen, und das spezielle Hygiene-Konzept zur Pandemie wird permanent weiterentwickelt“, so der Unternehmenssprecher.

Eicher: „Getestet werden unsere Mitarbeiter exakt gleich wie jeder andere Bürger. Sobald Symptome auftreten, raten wir unseren Mitarbeitern, nicht zur Arbeit zu kommen und sich testen zu lassen. Das war bis dato aber nicht der Fall.“ Eine Reihentestung, wie man sie aus anderen Fällen kennt, habe es in Zerbst nicht gegeben. „Dies würde aber auch durch die Behörden angeordnet und durchgeführt“, erklärt Eicher.

Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld wollte gestern noch keine Stellungnahme abgeben. „Die Verantwortlichen möchten zuerst mit dem Betriebsleiter der Anhalter Fleischwaren sprechen“, sagt Landkreissprecherin Marina Jank. Das Gespräch könne allerdings erst am Freitag stattfinden.

Unterdessen ist trotz der Schließung in Nordrhein-Westfalen aktuell die Rohstoffbasis für die Produktion in Zerbst gesichert. „Wir erhalten natürlich auch Rohstoffe auch von unserem Standort Rheda-Wiedenbrück. Wir hoffen, dass es hier zu keinen Engpässen kommt, und der Schlachtbetrieb zeitnah wieder aufgenommen werden kann“, so der Unternehmenssprecher.

Das Unternehmen sei sich seiner Verantwortung durchaus bewusst. „Wir müssen auch in der jetzigen Zeit Lebensmittel produzieren. Zur Versorgung der Bevölkerung im Lebensmitteleinzelhandel, wie auch zur Versorgung von Großküchen, in Kantinen, Schulen oder Kindertageseinrichtungen“, schreibt Eicher.