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Coronavirus Geborgenheit in Krisenzeiten

Das Zerbster Anhalt-Hospiz kämpft mit vielen Einschränkungen. Trotzdem sollen sich die Gäste in dieser Zeit geborgen fühlen.

Von Daniela Apel 08.04.2020, 06:00

Zerbst l „Wir sind derzeit voll belegt. Die Nachfrage ist trotz der Corona-Krise da“, erzählt Yvonne Knamm. Sie ist Pflegedienstleiterin des Anhalt-Hospizes in Zerbst, das seit Frühjahr 2017 Gäste empfängt. Acht Einzelzimmer beherbergt der Neubau auf dem Gelände am Breitestein. Menschen mit schwersten und unheilbaren Erkrankungen werden hier palliativ versorgt und auf ihrem letzten Lebensweg begleitet.

Der Alltag in dem sternenförmigen himmelblauen Flachbau ist derzeit wie alles im Land von der Virus-Pandemie geprägt. „Wir haben eingeschränkte Besuchszeiten“, erzählt Yvonne Knamm. Zwischen 10 und 18 Uhr dürfen die Bewohner momentan täglich nur einen einzigen Besucher empfangen. „Und diese Person sollte nicht länger als eine Stunde bleiben“, sagt die Hospizleiterin.

Dies sei durchaus belastend für die Betroffenen, bemerkt sie. Yvonne Knamm weiß, wie schwierig diese außergewöhnliche Situation für alle ist – für die Angehörigen, die dadurch nicht so oft zu ihren Liebsten dürfen und für die ihnen anvertrauten Gäste, die „nun mehr Zuwendung brauchen“.

Sie schildert, dass sich die Pflegekräfte jetzt verstärkt um die Bewohner kümmern, sich mit ihnen unterhalten, ihnen einfach nur zuhören oder auf der Terrasse zusammen die Frühlingssonne genießen. Das Gefühl der Geborgenheit soll selbst in dieser schwierigen Zeit erhalten bleiben.

Insofern sich allerdings abzeichnet, dass ein Lebensweg zu Ende geht, darf der engste Familienkreis kommen, um sich vom Sterbenden zu verabschieden, wie Yvonne Knamm sagt.

Die Corona-Pandemie wirkt sich ebenfalls auf die Hygienevorschriften aus. „Alle müssen einen Mundschutz tragen“, berichtet die Hospizleiterin von den Masken fürs Gesicht. Die Vorsichtsmaßnahme betrifft neben den Mitarbeitern im Haus ebenfalls die Besucher, die sich vor Betreten des Gebäudes an einem aufgestellten Spender zudem die Hände desinfizieren müssen. Darüber hinaus müssen sie ihre persönlichen Daten in einer Liste eintragen. Falls ein Corona-Fall auftritt, sollen auf diese Weise mögliche Kontaktpersonen zurückverfolgt werden können.

„Da gibt es keine Probleme“, hat Yvonne Knamm beobachtet, dass die Besucher die Auflagen anstandslos erfüllen. Eintreffenden Lieferungen indes werden zur Zeit nur direkt an der Eingangstür von den Mitarbeitern angenommen.

Sollte tatsächlich ein mit Corona infizierter Erkrankter ins Hospiz einziehen, „könnten wir ein Einzelzimmer in ein Isolierzimmer umwandeln“, schildert Yvonne Knamm. Dies sei der Vorteil, den die innere Aufteilung des Hauses bietet. Die Pflegekräfte, die ihn wie jeden anderen Bewohner im Drei-Schicht-System umsorgen, müssten dies dann natürlich in voller Schutzmontur tun.

Vor dem Hintergrund hofft die Hospizleiterin auf weitere Schutzausrüstung. Vor allem die Nachfrage nach FFP-2-Masken sei hoch, sagt sie. Bislang allerdings werden diese speziellen Atemschutzmasken im Zerbster Anhalt-Hospiz nicht zwingend benötigt. „Noch ist es bei uns sehr ruhig“, sagt Yvonne Knamm. Sie und ihr Team versuchen die Corona-Krise – vor allem für ihre Gäste – bestmöglich zu meistern.