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Mittelalterfans kommen erst 2022 Der Lindauer Heimat- und Verkehrsverein freut sich schon auf ein Wiedersehen auf der Burg Lindau

Das Mittelalterdorf wird es auch in diesem Jahr auf der Lindauer Burg nicht geben. Im kommenden Jahr wollen die Fans erst wiederkommen.

Von Thomas Höfs 21.05.2021, 06:00

Lindau - Während der Corona-Pandemie ist der Kontakt zwischen den Mittelalterfans und dem Heimat- und Verkehrsverein Lindau nicht abgerissen, sagt Horst-Joachim Krüger. Der Chef des Vereins ist froh darüber, dass sich die Mittelalterfans regelmäßig bei ihm melden und sich alle austauschen. Vor einigen Jahren hatten Gruppen, die sich in ihrer Freizeit intensiv mit dem Mittelalter beschäftigen, die kleine Burg in Lindau entdeckt. Auf der Suche nach einem Treffpunkt, um das Hobby auszuleben, waren sie auf die nur wenig genutzte Anlage gestoßen. Ein Kontakt kam schnell zustande und in der Vergangenheit besuchten die Mittelalterfans die Kleinstadt neben dem Fläming bereits, um hier ein Wochenende lang eine Zeitreise zu unternehmen.

Rund um den Turm bauten sie ihre Zelte auf und lebten wie vor Jahrhunderten. Die Frauen kümmerten sich um den Haushalt, die Bekleidung und Versorgung, während die Männer sich im Kampf mit Schwert und Schild übten. Ganz so romantisch dürfte es aber für die breite Masse der Bevölkerung auch im Mittelalter nicht gewesen sein.

Die heute oft als dunkles Mittelalter bezeichnete Zeitepoche von gut einem Jahrtausend war aber bei näherer Betrachtung alles andere als dunkel. Das Mittelalter war eine Blütezeit. Das Klima war wärmer und milder und sorgte für stabile Ernten. Es ließ die Bevölkerung wachsen. In keiner anderen Epoche entstanden so viele Städte. Nicht nur die Bevölkerung, sondern auch der Wohlstand der hohen Herren wuchs. Überall entstanden prächtige Bauten, weil man es sich leisten konnte. In die Zeit des Mittelalters fällt auch die Verdrängung der Slawen östlich der Elbe. Überall an dem Fluss entstehen damals Burgen. Noch heute weisen die Namen der Städte auf den einstigen Gründungszweck. Magdeburg oder Burg sind dabei nur ein Beispiel.

Burg Lindau erstmals Ende des 12. Jahrhunderts erwähnt

Die Burg in Lindau ist allerdings ein Bau der Slawen. Schon vor dem Ende des ersten Jahrtausends hatten sie die Burg an der Nuthe im offenbar sumpfigen Gelände drumherum errichtet. Der Platz war gut gewählt und ließ sich im Falle des Angriffs leicht verteidigen.

Zum Ende des 12. Jahrhunderts wird die Burg erstmals urkundlich erwähnt und geht so in die Geschichte ein. Wie alle anderen Burgen wurde auch die Lindauer Burg im Laufe der Zeit immer wieder umgebaut. Mithalten mussten die Befestigungsanlagen mit der Waffenentwicklung und den dortigen Fortschritten. Kamen neue Waffen auf den Markt und wurden eingesetzt, mussten die Burgherren reagieren und durch Umbauten Burgen weiter sicher zu machen.

Wichtig wurden die Befestigungen im 30-jährigen Krieg. Auch die Lindauer Burg wurde hier als Fluchtort von den Menschen genutzt, die rund um die Burg das Land bestellten und davon lebten. Die Burgherren ließen die Bauern gern in die Burg bei Gefahr. In Friedenszeiten sorgten sie mit ihrer Arbeit und ihren Abgaben für die Versorgung der Herren.

Menschen im Mittelalter hatten viel zu tun

Fachleute fasziniert an den frühen Burgen allerdings, wie es die Menschen damals mit nur einfachsten Hilfsmitteln schafften, die großen Anlagen zu erbauen. Baumeister zogen damals durch das Land. Baustile, die in Europa entwickelt wurden, verbreiteten sich so und wurden kopiert. Nach dem Prinzip Versuch und Irrtum wurde damals gebaut. Denn nicht immer war klar, dass die geplanten Konstruktionen auch halten würden. Stürzte etwas ein, wurde einfach von vorn angefangen und anders konstruiert. Einfache Bauprinzipien waren den damaligen Baumeistern aber schon bekannt.

Die erfolgreiche Landwirtschaft war der Schlüssel für die Entwicklung. Die Überschüsse waren prächtig und ermöglichten die weitere Arbeitsteilung in der Gesellschaft. Ein Weg, der bis heute konsequent beschritten wird. Dennoch waren die Menschen damals von Sonnenauf- bis -untergang mit Arbeit ausgefüllt. Dass es immer etwas zu tun gab, zeigen die Mittelalterfans, wenn sie sich zu ihren Wochenenden treffen. Da wurde die Kleidung selbst genäht, Kettenhemden wurden angefertigt oder auch Waffen geschmiedet. Auch gab es an den schlichten Häusern immer mal wieder etwas zu tun und auszubessern. Schließlich kamen die Baumaterialien alle aus der Natur und waren nur begrenzt haltbar. Genutzt wurde dabei, was es in der Umgebung an Baustoffen gab. Als geniale Konstruktion erwies sich dabei das Fachwerkhaus. Noch heute stehen in vielen Städten und Gemeinden solche Häuser, die im Mittelalter entstanden sind. Die Jahrhunderte haben sie überstanden und werden immer noch bewohnt.