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Beim Heimatfotorätsel suchten wir den Hohen Holzmarkt / Jahr der Aufnahme: wohl 1908 Der Schmied, die Seife und das Körnerhaus

Von Judith Kadow und Philipp Queitsch 10.11.2012, 01:13

Unter dem Motto "Kennen Sie Ihre Heimat?" suchten wir in dieser Woche den Hohen Holzmarkt. Auch wenn die Aufgabe nicht ganz einfach war, haben doch viele Leser den Straßenzug wiedererkannt und uns ihre Erinnerungen mitgeteilt.

Zerbst l Das Eckhaus in der Mitte der historischen Aufnahme hat vielen Lesern den entscheidenden Hinweis gegeben, hier den Hohen Holzmarkt zu sehen. "Das ist das Köhlerhaus gewesen", erklärt Hobbyhistoriker Helmut Hehne. Es markiert die Ecke Markt/Brüderstraße. Wolfgang Sternickel konnte sich wie viele andere Anrufer erinnern, dass dort einst eine Sparkasse untergebracht war.

Charlotte Sauer konnte jedes einzelne Haus benennen. "Dort, wo rechts der Pferdewagen steht, war mein Elternhaus." Ihr Onkel betrieb die Schmiede, später die dortige Wäscherei. "Das Beschlagen der Pferde war ein Hauptgeschäft. Aber je mehr Autos in Mode kamen, desto weniger Arbeit hatte er. Daher befand sich hier später die Wäscherei Engel." In den beiden Häusern dahinter war die Seifenfabrik Sandkuhl untergebracht, dahinter eine Gaststätte, eine Fleischerei und ein Bäcker.

"Wir wohnten in der Hausnummer 13", erzählt Frau Sauer. Mit im Haus habe noch eine jüdische Familie gewohnt, aber auch Heinrich Thiele. Der verkaufte belegte Brötchen auf dem Markt. "Das war ein ziemlich bekannter Stand in Zerbst und es schmeckte sehr gut." Auf der linken Straßenseite, dort wo der zweite Wagen steht, habe einst Augenarzt Bierwirt seine Praxis gehabt.

Elsbeth Krause erkannte den Hohen Holzmarkt, weil ihre Freundin in Kindertagen dort wohnte. "Sie hat später auch bei Sandkuhls gearbeitet. Das ist eine ganz alte Aufnahme."

Wahrscheinlich stammt sie aus dem Jahr 1908. "Zumindest habe ich dieselbe Aufnahme, die aus dem Jahr 1908 stammt. Da sind zwar die Pferdewagen nicht drauf, aber die Häuser identisch", erzählt Annemarie Gründer. Hinter den Bäumen steht die Nicolaikirche und ging der Nicolaikirchhof nach links ab. In dieser Straße befand sich das Pastorenhaus, aber auch eine Mädchenmittelschule. "Die habe ich noch besucht."

Im Bombenhagel des Jahres 1945 ist der Hohe Holzmarkt zerstört worden. "Schon am 14. April 1945 erhielt die Seifenfabrik Sandkuhl einen Volltreffer", weiß Helmut Hehne zu berichten.

Doch auch Erinnerungen an eine schöne Kindheit sind uns erzählt worden. Eine Anruferin ließ als Kind noch hinter der Einmündung des Nicolaikirchhofes auf einer asphaltierten Straße die Kreisel tanzen. "Das kann nur die Schleibank gewesen sein", ist sich Hehne sicher. Die übrige Straße hätte keinen Asphaltbelag gehabt.

Liesbeth Straube lebt seit stolzen 84 Jahren in Deetz und besuchte sieben Jahre lang das Zerbster Gymnasium Francisceum. Für sie war damals der Hohe Holzmarkt Teil des Schulwegs. "Vom Roland auf dem Markt fuhr immer der Bus ab." Eine Schulfreundin von ihr wohnte sogar in der gesuchten Straße. "Ich habe den Hohen Holzmarkt sofort erkannt. Das konnte gar nichts Anderes sein," betont Liesbeth Straube.

Wenn Siegfried Schellin aus Güterglück als Kind einen platten Fahrradreifen hatte, war der Hohe Holzmarkt seine Anlaufstelle Nummer eins. "Dort gab es eine Vulkanisieranstalt, zu der auch Auto- und Motorradfahrer gingen, wenn sie neue Reifen brauchten", erinnert sich Schellin. So wie auf dem alten Foto kannte Schellin die Straße nicht mehr, deswegen recherchierte er im Internet. "Ich interessiere mich sehr für Bilder aus vergangenen Tagen."

Unter allen Anrufern mit der richtigen Lösung ist ein Preis verlost worden. Über den Gewinn eines Regenschirmes kann sich Charlotte Sauer freuen. Herzlichen Glückwunsch. Der Preis kann ab Montag in der Lokalredaktion in Zerbst, Alte Brücke 45, abgeholt werden.