Volksstimme-Leser erinnern sich gut an die frühere Kopfsteinpflasterstraße, in der man häufig einkaufte und die heute eine Fußgängerzone ist Die Alte Brücke - einst eine wichtige Geschäfts- und Verkehrsstraße
Zerbst l Keine Frage - die Alte Brücke war nun wirklich nicht schwer zu erkennen. Das Heimatfotorätsel dieser Woche hatte vielmehr den Charme, vom Zerbst in der DDR-Zeit zu berichten. Manch einer weiß schon gar nicht mehr so genau, wie die Häuser einst aussahen.
Unsere Leserin Waltraud Bräse aus Schweinitz hat beste Erinnerungen an diese Straße. Sie erlernte zwischen 1967 und 1969 im damaligen "Delikat"-Laden der "sozialistischen Handelsorganisation" (HO) den Beruf einer Fachverkäuferin und war auch danach noch drei Jahre in dem Geschäft tätig. "Ich erinnere mich vor allem sehr gern an diesen Geruch, wenn im Delikat-Laden Kaffee geröstet worden war. Den Rohkaffee bekamen wir aus Brasilien, aber das weiß ich nicht so genau. Auf jeden Fall wurden hier die Bohnen frisch geröstet und als Kosta-Kaffee für 7,50 DDR-Mark pro 125 Gramm verkauft. Wenn geröstet worden war, roch es in der gesamten Straße nach frischem Kaffee. Wunderbar." Die frisch gerösteten Bohnen wurden anschließend kontrolliert. Manche waren verbrannt, mussten in Handarbeit ausgelesen werden. Auch sonst, so Frau Bräse, sei es in dem Landen ein angenehmen Arbeiten gewesen - kein Wunder, denn hier gab es so manche Köstlichkeit. "Vieles haben wir vom Russen-Magazin bezogen. Deren Lager war in der Lüttgen Büderstraße, und da mussten wir häufig hin, um die Ware zu holen." Bananen oder Dorschleberpastete, Kuchen, Fleisch, Wurst, Import-Lebensmittel für jeden Gaumen waren im Delikat-Laden zu haben - allerdings häufig zu gepfefferten Preisen. Dennoch: "Es hat Spaß gemacht, dort zu arbeiten. Und mit einer ehemaligen Kollegin aus jener Zeit habe ich auch heute noch Kontakt."
Helmut Morbach aus Güterglück kennt die Straße natürlich als Verkehrsweg. "Bin oft mit dem Motorrad dort lang. War unsere Haupteinkaufsstraße damals."
Gleiches berichtet Jürgen Ludwig aus Zerbst. Er erinnert sich an die völlige Zerstörung der Alten Brücke am 16. April 1945. Die gesamte ursprüngliche Bebauung ging in Bombenhagel und Flammen unter. Nur ganz wenige Gebäude, etwa die Schlosskonditorei oder die heutige Rats- und Stadt-Apotheke, sind noch vorhanden. Etwa in der Bildmitte hatte es zuvor "Sport-Specht" gegeben, der in den Schaufenstern Sportgeräte und Täschnerwaren sowie Uniformteile präsentierte.
Auch Edith Hünecke - sie stellte der Volksstimme-Redaktion das alte Foto zur Verfügung - hat die Alte Brücke von früher in guter Erinnerung. "Ich habe dort gewohnt. Da lag noch Verkehr drauf, sie war ja eine wichtige Zerbster Verbindungsstraße." Zugleich erinnert sie sich an die Zeit unmittelbar nach der Wende. Zahlreiche Händler standen auf den Fußwegen. "Wir haben damals von einem Holländer Hosen gekauft."
Annemarie Gründer aus Zerbst kennt die Alte Brücke der 1970-er Jahre gut. "Links im Bild, da ging es nach rechts zur Volksstimme, nach links in einen Blumenladen. Weiter hinten Schuh-Kilz, daneben das Möbelkaufhaus, wo es im Obergeschoss verschiedene Elektrogeräte auch für den Haushalt gab. Gegenüber das Haus der Technik. Da war ganz früher einer der beiden Fischläden, und weiter hinten links das alte HO-Magnet-Kaufhaus."
Den Wochenpreis, einen Taschenrechner und einen USB-Speicherstick, gewinnt Waltraud Bräse aus Schweinitz.