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Landwirte bringen den Samen in den Boden Die Vorbereitungen für die einjährigen Kulturen laufen in Lindau bereits seit Wochen auf Hochtouren

25.04.2021, 03:00
Eine erste Rapspflanze zeigt ihre Blüte. In den kommenden Tagen dürften die anderen folgen.
Eine erste Rapspflanze zeigt ihre Blüte. In den kommenden Tagen dürften die anderen folgen. Foto: Thomas Höfs

Lindau (thf)

An manchen Stellen steckt der Raps schon vorsichtig seine Blüten in die Höhe. Das milde Wetter der vergangenen Tage hat ein kräftiges Wachstum bei den Pflanzen ausgelöst. Trotzdem wird es wohl noch einige Tage dauern, bis der Raps seine volle gelbe Farbe auf den Feldern entfalten wird. In Lindau sind die Landwirte der dort ansässigen Agrico damit beschäftigt, den Samen für die einjährigen Kulturen in den Boden zu bekommen. Drillen heißt dies in der Fachsprache. In den vergangenen Wochen waren die Mitarbeiter vor allem damit befasst, die Samen der Zuckerrüben zu drillen, sagt Vorstand Peter Gottschalk. Nach den Zuckerrüben ist der Mais an der Reihe.

Der Anbau von Mais war in den vergangenen drei Jahren alles andere als einfach für die Landwirte. Denn der Regenmangel ließ die Maisernte je nach Standort sehr unterschiedlich ausfallen. Auf den sandigen Böden hatte die einst aus Südamerika mitgebrachte Nutzpflanze kaum eine Chance zu wachsen und Maiskolben zu bilden. Auf anderen Standorten, an denen der Boden mehr Wasser im Untergrund speichern konnte, ernteten die Bauern noch Mais. Die Bodenbeschaffenheit müssen die Landwirte bei den sich ändernden Umweltbedingungen immer mehr in den Fokus nehmen. Dabei hilft ihnen die moderne Technik. Kaum ein modernes landwirtschaftliches Gerät kommt heute ohne Computer aus. Vor allem die Erntemaschinen sind vollgestopft mit Mess- und Zähltechnik. Sie erfassen nicht nur, wie viel gerade geerntet wird. Sie können die Zahlen auch mit dem Standort verknüpfen und so dem Landwirt Auskunft darüber geben, wo die ertragreichste Ernte eingefahren wurde.

In der Planung der Kulturen für das kommende Jahr helfen die Daten weiter und machen die Planung zuverlässiger. Auch in Lindau werden die Daten aus den Maschinen ausgewertet und bei der Festlegung der Folgekulturen berücksichtigt. Vor allem auf großen Flächen zahlt sich der technische Fortschritt hier aus. Nur das Wetter können die Landwirte noch nicht vorhersehen. Das bleibt inzwischen das größte Risiko in der Landwirtschaft. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der technische Fortschritt hier sehr bemerkbar gemacht. Die Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen kann inzwischen sehr genau erfasst werden. Die Menge des Düngers kann der Landwirt an den Bedarf der Pflanzen anpassen. Nur bei der Witterung ist der Landwirt weiter darauf angewiesen, dass sich das Wetter so entwickelt, wie das in der Vergangenheit war.

Landwirte kämpfen seit Jahrhunderten mit klimatischen Veränderungen

Die Geschichte zeigt, dass es auch vor Jahrhunderten bereits klimatische Veränderungen gab, die vor allem die Landwirte vor große Herausforderungen stellten. Mit dem Beginn der kleinen Eiszeit zum Ende des Mittelalters wandelt sich schlagartig das Klima. Missernten und Hunger sind die Folgen. Erklären können sich die Menschen den Klimawandel damals noch nicht und glaubten an höhere Instanzen, die dafür verantwortlich sind. Nicht zufällig fällt in die Zeit eine Periode, in der die meisten Hexen verbrannt wurden.

Das Mittelalter war vor allem von einer Warmzeit geprägt. Die klimatischen Bedingungen müssen für die Landwirtschaft ideal gewesen sein. Das lässt sich auch an anderen Faktoren ablesen. Die Bevölkerung wuchs während des Mittelalters beständig. Die meisten Städte wurden damals gegründet. Vor allem aber entstanden viele prächtige Bauten, wie Burgen. Das mussten sich die Menschen damals schon leisten können. Möglich wurde dies vor allem durch erfolgreiche Ernten, die mehr Menschen versorgten, als im Landbau tätig waren. Nur dadurch konnte die Bevölkerung wachsen, Städte entstehen und die Arbeitsteilung in der Bevölkerung zunehmen. Abrupt findet dies ein Ende mit dem Klimawandel. Neben Hungersnöten brechen Seuchen aus, die die Bevölkerung dezimieren.

Gut fünf Jahrhunderte nach dem Beginn der Kleinen Eiszeit sind die Zusammenhänge in der Natur bekannter und erforschter. Der Mensch hat gelernt, sich anzupassen. Auch in der Landwirtschaft. In den vergangenen Jahrzehnten wurden immer neue Nutzpflanzen gezüchtet, die mit den sich ändernden Umweltbedingungen besser klarkommen sollen. Dabei hatte vor Jahrtausenden alles mit Emmer und Einkorn angefangen. Die wilden Getreidesorten verloren noch nach dem Reifungsprozess ganz natürlich ihre Körner. Der Mensch wählte im Laufe der folgenden Jahrhunderte die Pflanzen aus, die diese Fähigkeit verloren hatten und züchtete sie weiter. Heute verlieren die Getreidesorten ihre Körner in der Regel nicht mehr und geben so dem Landwirt die Chance, die Ernte einzufahren, auch wenn es wegen ungünstiger Witterung vielleicht etwas länger dauert.