Ortsbürgermeister von Luso wird am heutigen Schalttag 56 Jahre Ein Tag wie jeder andere - Müller Ralf Müller feiert heute 14. echten Geburtstag
Über Glückwünsche für das neue Lebensjahr darf sich heute Ralf Müller aus Bone freuen. Heute hat er mal wieder richtig Geburtstag. Der Müllermeister und Ortsbürgermeister ist einer von denjenigen, die an einem Schalttag geboren wurden.
Bone l Das Jahr hat 365 Tage. So lange braucht die Erde, um einmal die Sonne zu umkreisen. Dann beginnt ein neues Sonnenjahr. So hat es der griechische Astronom Hipparchos knapp 200 vor Christus errechnet. Nach seiner Rechnung waren es allerdings nicht genau 365 Tage, sondern fünf Stunden, 55 Minuten und zwölf Sekunden mehr - knapp ein viertel Tag.
Da es einen viertel Tag nicht gibt, fand der römische Feldherr Julius Cäsar die Lösung und führte alle vier Jahre einen zusätzlichen Tag im Jahr ein - einen Schalttag. Aber Hipparchos hatte sich verrechnet: um elf Minuten und 14 Sekunden. Alle 128 Jahre fand ein Schaltjahr zuviel statt, was Auswirkungen auf die Jahreszeiten hatte.
Als der Frühling 1582 zehn Tage zu früh begann, korrigierte Papst Gregor den Kalender um die fehlenden elf Minuten und 14 Sekunden. Er führte den Gregorianischen Kalender ein, mit dem heute noch gerechnet wird. Ein Sonnenjahr dauert demnach 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden. Das sind 365,25 Tage. Das Schaltjahr gibt es weiterhin - aber nicht mehr alle vier Jah- re.
Die Rechnung wurde komplizierter: Alle durch 100 teilbaren Schaltjahre fallen aus. Das bedeutet, dass es alle 100 Jahre einen Tag weniger gibt - also 24 Stunden. Da dies aber nur 18 Stunden und 43 Minuten sein sollten, gibt es eine weitere Einschränkung: Alle Schaltjahre, die durch 400 teilbar sind, bleiben Schaltjahre. Alle, die also am 29. Februar Geburtstag haben, sollte einen Taschenrechner parat haben, damit sie ihren nächsten Geburtstag nicht verpassen.
Den Taschenrechner braucht Ralf Müller aber eigentlich nicht. Er wurde 1956 geboren, wird heute 56, feiert aber erst seinen 14. Geburtstag. Die Rechnung ist einfach. Der 29. Februar, der Tag seiner Geburt, wiederholt sich nur alle vier Jahre. Er hatte Glück, auch 2000 war ein Schaltjahr, 2100 wird es beispielsweise nicht sein. Ist der 29. Februar ein Glückstag? Ralf Müller zuckt die Schultern. Als Glückskind sieht er sich nicht, über zu viel Pech kann er jedoch auch nicht klagen. "Ich bin mit meinem Leben zufrieden", ist er bescheiden.
Glückwünsche gab es früher am 28. Februar, heute am 1. März
Für ihn ist der Geburtstag am Schalttag im Grunde nichts besonderes. Er kam als erstes von drei Geschwistern zur Welt und das pünktlich - zum Termin, eine ganz normale Geburt. "Da waren noch zwei, die an dem Tag geboren wurden", erklärt Müller. Mit der einen ging Müller zusammen zur Schule. Alle drei, die sie noch in Zerbst und Ortsteilen leben, sind in Kontakt geblieben. "Wir rufen uns gegenseitig an", so Müller - alle vier Jahre. "Oder wenn was Rundes ansteht", ergänzt er.
Ansonsten lässt er es lieber. Denn immer stellt sich die Frage, gratuliert man am 28. Februar oder am 1. März. Findet die Party noch im Februar oder erst im März statt? Ralf Müller lacht: "Wenn einer am 28. kommt, dem kann man sagen, komm\' morgen wieder. Kommt jedoch einer am 1., dem kann man schlecht sagen, komm\' doch gestern noch mal vorbei!"
Als Kind wurde sein Geburtstag immer am 28. Februar gefeiert, erinnert sich Ralf Müller, der in der Bonschen Mühle aufgewachsen ist. Später, als Erwachsener, wurde der 1. März zum Feiern genommen. Der 1. März war ganz nebenbei auch der Tag der NVA. 1956 war die Nationale Volksarmee gegründet worden, gerade als Ralf Müller auf der Welt war. Eineinhalb Jahre diente auch der junge Mann aus Bone. Nein, Sonderurlaub gab es wegen dem Geburtstag keinen. Den Tag der NVA wird Müller trotzdem immer im Gedächtnis behalten, so viel (N)Ostalgie muss dann schon sein.
Was sich Schaltjahrkinder auch gut merken können, sind die Olympischen Spiele. Die Sommerspiele finden alle vier Jahre im Schaltjahr statt. Da kriegt man schon raus, wann und wo die gewesen sind, wenn man zurückdenkt, meint Müller, der sich sowohl Olympische Spiele, als auch mal eine Quizsendung, in der solche Fragen auftauchen, anschaut. Ansonsten gehört er in sportlicher Hinsicht zur Schützengilde in Zerbst und geht zur Jagd.
Müllermeister setzt Tradition der Familie fort
Als Müllermeister setzt er die Familientradition fort, Vater und Großvater waren Müller und auch Müllers Sohn ist Müller. Die Bonsche Mühle der Müllers wird von der Agrargenossenschaft Bornum bewirtschaftet, Tierfutter wird hier hergestellt. Müllermeister Müller, der außerdem eine Tochter hat, ist seinem Dorf treu geblieben, bis auf eine kurze Zeit in Magdeburg und ein Jahr als Aufbauhelfer in Angola. In den achtziger Jahren engagierte er sich als Wehrleiter in Bone. Als dann die Wende kam, ließ er sich in den Gemeinderat wählen, wurde ehrenamtlicher Bürgermeister. Das ist er seit 1990.
Wenn er zu seinem Geburtstag drei Wünsche frei hätte, obwohl er im Grunde wunschlos glücklich ist, kämen zu allgemeiner Gesundheit, die Hoffnung, dass das dörfliche Leben in der Ortschaft, die sich aus Luso, Bone und Mühlsdorf zusammensetzt, erhalten bleibt, und dass sich die Einwohner weiter für ihr Dorf einbringen.
In diesem Sinne wird heute in Bone gefeiert, wenn der Ortsbürgermeister Geburtstag hat. Wie immer in der Dorfgaststätte, das gehört für Ralf Müller dazu. Eine große Party zum 14.? Wer kommt, kommt, das ist auch an diesem 29. Februar im Jahr 2012 nichts besonderes.