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Flüchtlingshilfe Engagement ist auf vielfältige Art möglich

Erneut fand ein Runder Tisch zur Flüchtlingshilfe in Zerbst statt. Knapp 50 Bürger informierten sich über Möglichkeiten des Engagements.

Von Daniela Apel 31.10.2015, 13:09

Zerbst l „Ich hatte mit weit weniger Teilnehmern gerechnet“, gestand Dietrich Landmann. Der Leiter des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Zerbst war sichtlich überrascht über die hohe Resonanz. Zumal „wir uns heute an die gewandt haben, die sich ehrenamtlich engagieren wollen“.

Knapp 50 Bürger waren am Donnerstagabend der Einladung zum zweiten Runden Tisch zur Flüchtlingshilfe gefolgt. Immer wieder mussten weitere Stühle hereingeholt werden. Ein Umstand, der auch Steffi Grohmann von der Migrationsberatung des Landkreises Anhalt-Bitterfeld freute. „Im Moment wären wir Hauptamtlichen maßlos überfordert, wenn sich nicht so viele Ehrenamtliche einbringen würden“, erklärte die Sozialpädagogin.

Zumal der Zulauf an Asylsuchenden nicht abreißt. Über die Situation vor Ort informierte Christian Neuling, Koordinator für Flüchtlingsangelegenheiten der Stadt. Wie er darlegte, leben im Schnitt 70 Asylbewerber in Zerbst. Über die künftige Anzahl konnte er keine Auskunft geben. Zwar rechne der Kreis jetzt im November mit 400 Flüchtlingen, im Dezember sollen es 500 sein – wie viele Personen der Stadt zugewiesen werden, ist bislang offen.

Tatsache ist, dass ab sofort 34 Wohnungen und ein Haus zur Unterbringung der Asylsuchenden zur Verfügung stehen, wie Christian Neuling berichtete. Und das nicht nur in Zerbst, sondern ebenfalls in Nedlitz, Grimme, Jütrichau, Buhlendorf und Steutz. Dennoch sucht die Stadt nach wie vor Wohnraum.

Unter den jetzt eingetroffenen Flüchtlingen befinden sich ebenfalls sechs minderjährige Kinder, die allein geflüchtet sind. Um sie kümmert sich das Albert-Schweitzer-Familienwerk. Unterdessen hat zum 1. November das Diakonische Werk die soziale Betreuung von den Euroschulen im Bereich Zerbst übernommen. Ansprechpartnerin hier ist fortan Karin Zander.

Neben diesen aktuellen Mitteilungen ging es beim Runden Tisch dieses Mal um Möglichkeiten des Engagements für Flüchtlinge. Wie Steffi Grohmann ausführte, benötigen die Asylsuchenden Unterstützung bei ganz alltäglichen Dingen wie Behördengängen und Arztbesuchen. Neben Freizeitaktivitäten waren Kita und Schule weitere Stichworte, bei denen man sich vielfältig einbringen kann. Ein wesentliches Feld ist die Vermittlung der deutschen Sprache. Kurse gibt es unter anderem an der Kreisvolkshochschule, warb Standortleiterin Martina Marczok-Stück für weitere Unterrichtende.

Wichtig sei für jeden, der sich engagieren wolle, so Steffi Grohmann, für sich festzustellen: Wieviel Zeit kann ich investieren? Wie bin ich einsetzbar? Was kann ich konkret tun? Zugleich gab sie zu bedenken, dass man in der Flüchtlingsarbeit mit unterschiedlichsten Menschen und Schicksalen zu tun habe.

Im Laufe der Ausführungen tauchte die Überlegung nach der Einrichtung eines „Willkommenscafés“ auf. „Wir können Räumlichkeiten auf dem Markt zur Verfügung stellen“, erklärte Ruth Buchmann, Bereichsleiterin des DRK Wittenberg. Zugleich seien Bastelangebote und ähnliches denkbar, meinte sie.

Angesprochen wurde ebenfalls die noch ungeklärte Frage der Haft- und Unfallversicherung – für die, die sich engagieren, und für die Flüchtlinge. Über eine Aufwandsentschädigung dachte Dietrich Landmann konkret nach. „Wir sind noch am Anfang und sollten versuchen, uns aufs Ehrenamt zu konzentrieren“, meinte der Moderator des Abends, Christian Nels.

Festgehalten wurde der Aufbau eines Pools, in dem alle erfasst werden, die sich in der Flüchtlingshilfe einbringen wollen. Wenn dieser steht, soll die geplante Angebotsbörse für Vereine in Angriff genommen werden. Annegret Schulze, bisherige Betreuerin der Asylsuchenden, regte noch an, zum nächsten Treffen Flüchtlinge mit einzuladen. Diese könnte man auch motivieren, sich selbst als Gruppe zu finden, meinte Christian Nels.