Tischbewertung von Römertauben beim Rassegeflügelzuchtverein Zerbst und Umgebung 1881 Es kommt nicht nur auf die Größe an
Nach der Sommerpause trafen sich Mitglieder des Rassegeflügelzuchtvereins Zerbst und Umgebung 1881 am Freitagabend zur Versammlung. Im Mittelpunkt stand eine Tischbewertung von Römertauben durch Karl Müller.
Zerbst l "Nu, komm her meine Kleine." Sechs Römertauben hatte Karl Müller aus Nedlitz zur Mitgliederversammlung mitgebracht, damit seine Vereinskollegen sich die Tiere genau ansehen konnten. Denn im Mittelpunkt der Versammlung stand die Tischbewertung der Römertaube.
Vor allem die Größe ist es, durch die die Römertaube Züchter, aber auch bei Schauen regelmäßig die Besucher beeindruckt. "In der Tat sind Römertauben früher bis an ihre genetischen Grenzen heran auf Größe gezüchtet worden", trug Karl Müller vor. Dabei habe man jedoch negative Auslese betrieben, andere Merkmale der Taube wie die Fruchtbarkeit gingen verloren.
"Wir als Züchter wollen natürlich Tiere, die sich vermehren können", fügte Rainer Redel, Hauptzuchtwart des Vereins, hinzu. Folglich gebe man sich heutzutage mit Tieren mittleren Maßes zufrieden, die alle rassetypischen Merkmale in sich tragen. Doch auch diese Maße sind noch beachtlich. Ein vier Monate altes Jungtier von Karl Müller bringt zur Zeit beispielsweise 1200 Gramm auf die Waage.
Um jedoch Tiere zu züchten, die bei Schauen Preise gewinnen, gilt es etliches mehr zu beachten. "Bei Römertauben ist die Körperlänge und Brustweite wichtig, die Farbe beispielsweise eher nachrangig in der Bewertung", erklärt Rainer Redel. Die Schwingen sollten auf dem Schwanz ruhen, die Flügel das Schwanzende erreichen. Der Kopf sollte "schön breit sein und die Stirn schön ansteigend". Die Warze über dem Schnabel sollte nicht wulstig, aber sauber sein, Krallen und Schnabel schwarz-dunkel. "Hast du auch helle Krallen mit dabei?", lautet eine Frage der Vereinskollegen. "Ja. Das vererbt sich weiter. Für die Zucht sind diese Tiere dann nicht mehr geeignet", betonte Müller.
"Wie alt ist deine älteste Taube?", war eine weitere Frage an den Züchter, der im nächsten Jahr 60 Jahre lang dieser Leidenschaft nachgeht. Aus dem Jahr 2010 lautete die Antwort. Tiere, die 7 oder 8 Jahre alt sind, gebe es auch. "Zuchterfolge kann man dann aber keine mehr haben", erzählt Müller. Doch sollten Täubinnen auch nicht zu früh Eier legen. "Eine Täubin, die Anfang April erst schlüpfte, hat neulich schon ein Ei gelegt", erzählte Müller. Dies sei zum einen sehr früh, zum anderen ist seine Erfahrung, dass solch frühes Legen sich negativ auf die Zuchteigenschaften auswirken kann. "Sie sind oftmals für die Zucht geschwächt."
Wo die Römertaube ihren Ursprung hat, konnte Kurt Müller den Anwesenden nicht verraten. "Dazu ist die Rasse einfach zu alt", erklärte er. Erstmals in Deutschland ausgestellt wurden Römertauben jedoch 1860 bei Dresden, zitierte der Nedlitzer die Fachliteratur.