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Saskia Lander schreibt ihre Bachelorarbeit zur Revitalisierung der Essenzenfabrik Forschungen auf Zerbster Dachboden

Von Helmut Rohm 04.06.2012, 03:45

Ihre Bachelorarbeit führt Architekturstudentin Saskia Lander nach Zerbst. Ihr Thema ist ein Revitalisierungskonzept für die einstige Essenzenfabrik.

Zerbst l Der Einstieg ist etwas beschwerlich, erfolgt über eine Art metallische "Hühnerleiter". Für Saskia Lander (25), aus Dessau und die aus Roßlau stammende Anja Thormann (24) ist dieses "Eindringen" auf den Dachbodender ehemaligen Zerbster Essenzenfabrik in der Kastanienallee kein Hindernis, mehr eine Notwendigkeit.

Saskia Lander ist gegenwärtig im letzten Semester ihres Bachelorstudiums in der Fachrichtung Architektur an der Hochschule Anhalt. Ihre Freundin Anja Thormann studierte ebenfalls an der Hochschule Anhalt, hat den Bachelor jedoch bereits "in der Tasche". Beide werden mit dem Wintersemester 2012/13 ihre Ausbildung zu Architektinnen mit einem Masterstudium fortsetzen. Wo, sei noch nicht endgültig klar.

"Ziel ist ein bauliches Gesamtkonzept."

Für Saskia Lander ist dazu jedoch noch eine "Studienhürde" zu überwinden. Und die hat eben mit Zerbst zu tun. Die Studentin ist nämlich gerade mittendrin in der Erarbeitung ihrer Bachelorarbeit. Ihr Thema: "Die Revitalisierung des Standortes Essenzenfabrik Zerbst". Bei den konkreten Arbeiten vor Ort wird sie von Anja Thormann unterstützt.

In diesem Objekt in der Zerb-ster Kastanienallee sind in den Vordergebäuden bereits zwei von und durch kulturelle Aktivitäten geprägte Vereine tätig. "Auch in die übrigen Räumlichkeiten möchten wir Kunst und Kultur im weitesten Sinne einziehen lassen", erzählt Stephanie Kölling, Besitzerin des Gesamtobjektes und Vorsitzende des Vereins Essenzen-Fabrik.

Stephanie und Fritz Kölling, Nachfahren des Firmenmitgründers Carl Friedrich Kölling, haben das ungenutzte Gelände 2001 erworben. 1888 entstanden, produziert die Essenzenfabrik bis 1967 Grundstoffe für Limonaden und Liköre. Danach werden im dort angesiedelten Betrieb des VEB "Tierische Rohstoffe" Tierhäute und Felle angenommen.

Einen Anlass für weitere bauliche Aktivitäten bietet unter anderem die ab August in der Zerbster Essenzenfabrik geplante Ausstellung zu anhaltischen Firmen auf der Weltausstellung in Chicago 1893. Und zudem soll der Dachboden ausgebaut werden.

All das soll auch die Bachelorarbeit von Saskia Lander unterstützen. "Ziel ist ein bauliches Gesamtkonzept, das wir in den kommenden Jahren Schritt für Schritt umsetzen wollen", so Fritz Kölling, der auch darauf verweist, dass der Verein für die notwendigen und geplanten Sanierungsarbeiten auf öffentliche Förderung beziehungsweise Spenden angewiesen ist, all das nicht allein in Eigenarbeit leisten kann.

Saskia Lander und Anja Thormann sind mit Gliedermaßstab, mit Messband unterwegs, notieren ihre Messungen und die gewonnenen Erkenntnisse akribisch. Immer dabei ist der kleine, auf einem Stativ festgeschraubte Fotoapparat.

Die beiden haben voll zu tun. "Diese Vielseitigkeit ist sehr spannend", berichtet Anja Thormann. Noch vorhandene Armaturen oder deren Reste aus längst vergangenen Jahren sind für sie reizvolle "technische Schönheiten".

Die Aufgaben vor Ort umfassen neben dem Aufmaßnehmen auch weitere Vermessungen der Tragkonstruktion und deren Beschreibung. Schadensdokumente werden erstellt, erforscht, was marode, aber ebenso, was noch gut erhalten ist.

"Schnell entwickeln sich erste Visionen."

Und "schöne Fotos" wollen sie machen, die das Flair dieses Bauwerkes und dessen Details nachvollziehbar widerspiegeln.

Marodes und gut Erhaltenes sind dabei interessante Fotoobjekte. Auch die alten Treppenaufgänge haben ihre Reiz wie ebenso Anbindungen von Fenstern, Türen oderzwischen einzelnen Gebäudeteilen.

Vorausgegangen sind umfassende Recherchen zur früheren Nutzung, das Studium noch oder bereits wieder teilweise vorhandener Baupläne. "Wenn ich so eine Räumlichkeit das erste Mal betrete und die Gesamtaufgabe im Hinterkopf habe, entwickeln sich ganz schnell schon erste Visionen" erklärt Saskia Lander. Daran wird angeknüpft , weiter hinterfragt und konkretisiert.

Räumlichkeiten für mehrere Künstlerateliers bieten sich in der Essenzenfabrik an. Durch die Herausnahme eines Decken-/Fußbodenteils könnte eine Galerie mit Empore entstehen. Auch für einen künftigen Yoga-Raum oder andere ähnliche Nutzungen, eventuell mit der Integration weiterer Gebäudeteile, reifen Ideen.

"Dabei geht es nicht um eine illusionäre Traumwelt. Unsere Kreativität beruht auf realer Basis. Das, was ich vorschlagen werde, wird die Wünsche des Vereins berücksichtigen, wird machbar sein, sowohl technisch, vor allem jedoch auch aus finanzieller Sicht", erklärt Saskia Lander.