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Gebühren Ärger um Kfz-Zulassungen

Wer als Privatperson derzeit ein Fahrzeug zulassen möchte, hat es nicht leicht. Die Ämter des Landkreises sind für Besucher geschlossen.

Von Thomas Kirchner 18.05.2020, 01:01

Zerbst l Die Kreisverwaltung bleibt weiterhin für den Besucherverkehr geschlossen, schreibt die Pressestelle des Landkreises in ihren täglichen Mitteilungen zur Corona-Pandemie. Das betrifft auch die Kfz-Zulassungsstelle, sehr zum Unmut vieler Zerbster. Auf der Homepage des Landkreises finde man die Kontaktdaten der Ämter sowie weitere nützliche Links für Bürger und Unternehmen, heißt es weiter.

„Um als Privatperson ein Fahrzeug abmelden zu können, muss man derzeit den Zulassungsdienst der Firma Graßhoff in Anspruch nehmen, da die Zulassungsstellen Zerbst und Köthen für Privatpersonen geschlossen sind“, sagt Leser Marcel Reppin. Auf diesen Service habe ihn das Bürgeramt Zerbst ausdrücklich aufmerksam gemacht, da das Abmelden online vom Landkreis nicht angeboten werde. „Die zusätzlichen Kosten von 15 Euro die der Zulassungsdienst erhebt, sollte vom Landkreis Anhalt-Bitterfeld erstattet werden, da die Situation durch eine Entscheidung des Landkreises entstanden ist“, ärgert sich Reppin.

Auch Volker Große ist verärgert. „Ich habe einen Hänger an- und einen Hänger abgemeldet. Dafür habe ich knapp 30 Euro an Gebühren bezahlt und dann noch einmal ebenso viel für den Zulassungsservice“, schildert Große. Aufmerksam sei er erst beim Bezahlen geworden. „Niemand hat vorher auf die zusätzliche Gebühr hingewiesen“, ärgert auch er sich.

Das sehen Jürgen und Martin Graßhoff ganz anders. Vater und Sohn betreiben neben ihrer Werbefirma und dem Prägen von Kennzeichen seit 1991 auch einen Kfz-Zulassungsdienst – allerdings vorrangig für Autohäuser. „Wir weisen jeden Privatkunden darauf hin, dass pro Vorgang ein Preis für unsere Leistung von 15 Euro fällig wird“, sagt Martin Graßhoff. Sie selbst hätten im Übrigen nicht dafür geworben auch Zulassungen für Privatkunden zu übernehmen, obwohl sie das natürlich auch tun.

„Die große Mehrheit der Leute ist froh über das Angebot und auch zufrieden mit dem Service, haben doch sonst Privatkunden momentan kaum die Möglichkeit Fahrzeuge an-, ab- oder umzumelden“, ergänzt der Senior-Chef. Und mit den 15 Euro sei die Gebühr noch sehr moderat. „Wir müssen mindesten zehn Vorgänge sammeln und dann entweder nach Bitterfeld oder nach Köthen fahren“, betont Jürgen Graßhoff. Allein letzteres brauche in der Regel einen ganzen Tag.

„Wenn dann noch irgendetwas mit den Unterlagen nicht in Ordnung ist, geht der betreffende Vorgang wieder zurück und muss bei der nächsten Tour erneut vorgelegt werden“, erläutert Martin Graßhoff. Da stecke schon eine Menge Arbeit hinter. „Da ist eine Gebühr von 15 Euro keinesfalls überzogen“, so der Junior-Chef. Die Graßhoffs bieten ihren Service auch weiterhin an, „auch wenn Bürgeramt und Zulassungsstelle zum Fischmarkt gezogen sind“, sagt Martin Graßhoff.

Der Landkreis hält sich eher bedeckt zu diesem Thema. „Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld hat mit Beginn der Corona-Pandemie die Entscheidung getroffen, den Zugang in die Verwaltung zu beschränken. Dies entsprach und entspricht den durch die Eindämmungsverordnung normierten Regelungen als auch den maßgeblichen Empfehlungen des Robert Koch Instituts (RKI)“, schreibt Volker Krüger, Amtsleiter Zentrale Steuerung und Recht auf Volksstimme-Nachfrage.

Um den Bürgern des Landkreises weiter die Möglichkeit zu eröffnen, die Dienstleistungen der Zulassungsstellen zu nutzen, sei die Möglichkeit eingeräumt worden, nach Terminvergabe den Autohäusern und Zulassungsdiensten die Zulassung zu ermöglichen. „Diese Verfahrensweise wurde und wird auch in anderen Landkreisen analog praktiziert. Dies gilt auch für die von ihnen dargestellte Gebühr“, so Krüger.

Privatpersonen werden explizit nicht erwähnt. Und auf die Frage, warum durch den Landkreis nicht kommuniziert wurde, beispielsweise in einer Pressemitteilung, dass für Privatpersonen Zulassungen über einen Zulassungsdienst gegen einen Gebühr möglich sind, antwortet der Amtsleiter ebenso wenig, wie auf die Frage, wie lange die Zulassungsstelle in Zerbst noch geschlossen bleibt. Krüger: „Unter der Maßgabe und Prüfung der weiteren Entwicklungen und Empfehlungen aller relevanten Institutionen prüft der Landkreis derzeit, ob und welche Möglichkeiten bestehen, den Service der Zulassungsstellen wieder zu erweitern.“

Auch wer im Landkreis Wittenberg seinen fahrbaren Untersatz zulassen möchte, ist auf professionelle Dienstleister angewiesen. Für diesen Service erhebt der Dienstleister nach Angaben der Mitteldeutschen Zeitung zusätzlich zu den normalen Gebühren für die Kfz-Zulassung einen Obolus in Höhe von 25 Euro.

Im Jerichower Land ist die Gebühr des Kfz-Zulassungsdienstes noch höher. „Wer unseren Dienst in Anspruch nehmen will, zahlt für eine Zulassung inklusive Kennzeichen 124 Euro“, erklärt etwa Joachim Exß, der eine Zulassungsfirma betreibt gegenüber Volksstimme. Neben den Kosten für die Behörde und die Kennzeichen fallen für die Auftraggeber also etwa 40 Euro mehr an.

„Natürlich ist das teurer als wenn die Menschen das selbst in die Hand nehmen, aber wir müssen ja auch von etwas leben“, so Exß. Trotz der zusätzlichen Kosten werde er derzeit von Interessenten nahezu überrannt. „Ich kann beim Straßenverkehrsamt vier Anmeldungen pro Tag vornehmen. Derzeit bekomme ich aber 20 bis 30 Anfragen pro Tag und die Kunden müssen mit rund einer Woche Wartezeit rechnen“, berichtet er.