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Gericht Versuchter Totschlag angeklagt

Am Mittwoch beginnt vor dem Landgericht Dessau-Roßlau eine Verhandlung - unter anderem wegen versuchten Totschlags in Zerbst.

Von Daniela Apel 03.01.2017, 00:01

Zerbst/Dessau l Den beiden Tatverdächtigen wird vorgeworfen, in den späten Abendstunden des 30. Juni 2016 auf dem Zerbster Bahnhof einen aus Pakistan stammenden Mann zunächst grundlos als „Scheiß-Ausländer“ beschimpft zu haben, bevor sie den damals 34-Jährigen schlugen und traten. Bis zum Ende des Bahnsteigs trieben sie ihr Opfer, das schließlich auf die Gleise gedrängt wurde. Als sich die Regionalbahn in Richtung Magdeburg in Bewegung setzte, sollen die Angeklagten den stark verletzten Pakistaner auf den Schienen zurückgelassen haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sie dabei dessen Tod billigend in Kauf nahmen.

Dem 34-Jährigen gelang es mit letzter Kraft, schnell aufzustehen und sich vor dem herannahenden Zug in Sicherheit zu bringen. Dabei wurde er jedoch vom Puffer des Triebwagens an der Schulter erfasst und brach sich das Schulterblatt zu. Zudem erlitt er durch die Schläge und Tritte der Beschuldigten eine offene Wunde am linken Auge, die genäht werden musste. Hinzu kamen massive Hautunterblutungen und –abschürfungen an Knien und Ellenbogen sowie ein Schädelhirntrauma. Ein mehrtägiger Krankenhausaufenthalt folgte.

Die Angeklagten, die sich derzeit in Untersuchungshaft befinden, sollen zur Tatzeit alkoholisiert gewesen sein. Auf ihre Spur kamen die Ermittler, nachdem sie die Bevölkerung in einem Zeugenaufruf um Mithilfe gebeten hatten. Durch die Öffentlichkeitsfahndung konnten die mutmaßlichen Täter ermittelt werden. Der 23-Jährige ist neben Gewalttaten bereits wegen politisch motivierter Kriminalität polizeilich aufgefallen. Seiner geplanten Verhaftung kam er zuvor. Am Abend des 25. Juli hatten Zeugen gemeldet, dass in der Dessauer Rabestraße eine aggressive männliche Person mehrere Passanten anpöbeln soll. Vor Ort trafen die Beamten auf den stark alkoholisierten 23-Jährigen und nahmen ihn fest. Der 20-jährige indes wurde in seiner Dessauer Wohnung aufgegriffen. Er ließ sich widerstandlos festnehmen.

Für die Verhandlung vor der zweiten Strafkammer des Schwurgerichts wurden zunächst sechs Termine angesetzt.