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Geschichte Katharina-Sammlung: Klein, aber fein

Seit 25 Jahren können sich Besucherüber das Leben von Katharina der Großen informieren, die einen Teil ihrer Jugend in Zerbst verbrachte.

Von Annegret Mainzer 11.09.2020, 06:00

Zerbst l Zahlreiche Gäste sowohl aus Deutschland als auch aus Russland waren am 2. September 1995 nach Zerbst gereist, um die Eröffnung der Sammlung „Katharina II.“ zu erleben. Neben seinerzeit aktiven Kommunalpolitikern wie dem Zerbster Bürgermeister Helmut Behrendt und Landrat Gerhard Michaelis konnte ebenfalls der damalige russische Botschafter Wladislaw Terechow begrüßt werden. Alexei Jefremow, der seinerzeit stellvertretende Bürgermeister der russischen Partnerstadt Puschkin, der europaweit bekannte Mäzen Baron Eduard von Falz-Fein (†2018) sowie Prinz Eduard von Anhalt, ein Nachfahre von Katharina II., und auch der Moskauer Bildhauer Michail Perejaslawez (†2020), Schöpfer des 2010 in Zerbst aufgestellten Katharina-Denkmals, setzten diese Liste illustrer Gäste fort.

Die Einrichtung einer ständigen Ausstellung in Zerbst, die Katharina der Großen gewidmet ist, gehörte zu den ersten im Statut des 1992 gegründeten Internationalen Fördervereins „Katharina II.“ Zerbst verankerten Zielen. So war es nur folgerichtig, dass Bürgermeister Behrendt in seiner Begrüßung vor 25 Jahren betonte: „Die Vereinsmitglieder haben in den vergangenen Jahren Erstaunliches geleistet. (…) Nicht zuletzt bringt die Einweihung der Sammlung am heutigen Tage einen Glanzpunkt nach Zerbst. Ausdruck für die Wertschätzung der Vereinsarbeit verleihen mit ihrer Anwesenheit die zahlreichen Ehrengäste…“.

Einer der Initiatoren der Sammlung war Wladimir Teslenko, Gründer und Ehrenmitglied des Katharina-Vereins. Gemeinsam mit seiner damaligen Ehefrau Kerstin, ebenfalls Ehrenmitglied des Vereins, hatte er sich für die Einrichtung einer ständigen Ausstellung zum Leben und Wirken Katharinas II. in Zerbst stark gemacht. „Zerbst war meine neue Wahlheimat, im Vergleich zu meiner Heimtstadt Charkow mit gut 2,5 Millionen Einwohnern erschien mit Zerbst sehr ruhig und so wollte ich etwas für Zerbst tun. Die Stadt hat eine mit Katharina eng verbundene Historie und ich hatte die Kontakte nach Russland“, erläutert Teslenko rückblickend seinen persönlichen Einsatz für die Ausstellung.

Landrat Michaelis’ Amtsvorgänger Georg Credo (†2017) hatte die vorbereitenden Arbeiten für die Einrichtung der Katharina-Sammlung sehr gefördert. „Die heutige Veranstaltung sprengt sicherlich den regionalen Rahmen, denn wir haben ein lokales Ereignis zu feiern, das eine sehr markante Periode in der Geschichte Russlands und Deutschlands markiert“, betonte vor 25 Jahren der russische Botschafter Terechow und spielte damit indirekt auf die künftig besondere Rolle der Stadt Zerbst innerhalb der deutsch-russischen Beziehungen an.

Ein Blick auf die Einträge in die Gästebücher der Sammlung zeigt, dass nicht nur Deutsche und Russen an ihrer gemeinsamen Historie interessiert sind. Es finden sich ebenso Einträge von Besuchern aus den USA, Großbritannien, Japan, China, Australien, Brasilien, Neuseeland, Belgien, Schweden oder Südafrika. Im Schnitt wird die Sammlung jährlich von 1500 Interessierten besucht.

Viele Einträge beginnen mit den Worten: „Klein, aber fein…“ und loben die informativen Führungen durch das Museumspersonal oder die Mitglieder des Katharina-Vereins. In den Gästebüchern finden sich auch einige Nachfahren von Katharina II., so im Jahr 1996 Graf Nikolai Bobrinski (†2000), ein Nachfahre des jüngsten Sohnes Katharinas und Prinz Karl Emich zu Leiningen. Schriftsteller, Universitätsdozenten, Historiker und Künstler wie Iwan Rebroff haben die Sammlung besucht.

Neben verschiedenen Senioren- und anderen Interessengruppen suchten Schulklassen aus ganz Deutschland zielgerichtet im Rahmen ihres Geschichts- und Russischunterrichts die Zerbster Sammlung auf. Auch Wladimir Teslenko ist stolz, wenn er einen Blick in die Gästebücher wirft.

Bürgermeister Andreas Dittmann erinnert sich vor allem daran, dass der damalige Stadtrat sich zunächst sehr reserviert zum Thema Katharina-Sammlung gab und er vom damaligen Bügermeister Behrendt beauftragt wurde, zu vermitteln und zu überzeugen. „Manches muss eben wachsen“, so Dittmann heute. Für ihn war seine damalige Dienstreise nach Vaduz zusammen mit Rudi Richter, seinerzeit Bauhofleiter, ein unvergessliches Erlebnis, denn sie holten die Bronzebüste der Zarin und das Gemälde, das Katharinas im Krönungsornat zeigt, nach Zerbst. Beide Exponate sind eine Schenkung von Baron Eduard von Falz-Fein an die Stadt Zerbst und bereichern die Sammlung.