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Beim Heimatfotorätsel war die Lange Straße in Zerbst gesucht Gestärkte Hemden für die Tanzstunde

Von Daniela Apel 20.06.2015, 03:12

Recht knifflig scheint das Heimatfotorätsel in Anbetracht der vergleichsweise wenigen Anrufer gewesen zu sein. Dennoch gab es einige Leser, die die gesuchte Lange Straße in Zerbst erkannt haben.

Zerbst l Die links im Bild zu sehende Fassade der Wäscherei Niemann ist es gewesen, anhand derer nicht nur Erhard Werner die Lange Straße erkannt hat. "Dort habe ich Anfang der sechziger Jahre meine weißen Baumwollhemden hingebracht. Die wurden gebügelt und gestärkt", erzählt Bernd Frens von den Vorbereitungen zu seinen Tanzstunden. "Die Trümmer waren da schon weg", erklärt er mit Blick auf die ältere Schwarz-Weiß-Aufnahme.

Deutlich sind auf jener noch Spuren der schweren Zerstörung von Zerbst durch den Luftangriff am 16. April 1945 zu erkennen. Entstanden ist das Foto, das uns Leserin Doris Rugies zur Verfügung stellte, nach eigenen Aussagen 1955/56. Sie selbst ist das kleine Mädchen, das neben der Frau auf dem Rad auf der Straße läuft.

Für Angela Braune ist das Kopfsteinpflaster ebenfalls ein vertrauter Anblick. "Ich bin in einem der AWG-Blöcke aufgewachsen." Diese nahmen gegenüber der Wäscherei Gestalt an, die damals schon von den Kuhns betrieben wurde. "Kuhns Tochter war meine Schulfreundin", verrät Angela Braune. Noch gut erinnert sich die Zerbsterin an den Kupferkessel, von dessen glatter Oberfläche sie als Kinder heruntergerutscht sind und in dessen rostiges Inneres sie kletterten. "Spielplätze gab es nicht." Und längst besaß noch nicht jeder einen Telefonanschluss. Die Wäscherei allerdings besaß einen. "Da konnte man schnell mal anrufen", erzählt Angela Braune. Das traf ebenfalls auf die Annahmestelle für das Dienstleistungskombinat zu, die später im Gebäude der Wäscherei untergebracht war. Und noch etwas fällt ihr beim Betrachten der historischen Aufnahme ein: Wenn es geregnet hatte, war die Katzenbuckelpiste regelrecht überflutet. "Barfuß sind die Jungen durch das Hochwasser gewatet", denkt sie an jene Zeit zurück. Auch die Folgen des Zweiten Weltkrieges waren da längst nicht verblasst. So entsinnt sich Angela Braune an jenen Moment, als sich vor der Wäscherei ein alter Bombentrichter auftat.

Bestens vertraut mit der gesuchten Gegend ist Annemarie Gründer. "Als die AWG-Häuser gebaut wurden, sind wir in die Lange Straße gezogen." Sie berichtet von einem Krauter, der am Ende der Straße wohnte, und der Polizei, die in dem Haus rechts im Bild ihren Sitz hatte. "Das ganz hinten könnte die Heide sein", überlegt sie. Auch von der Töpfergasse erzählt Annemarie Gründer.

Zu jenen, die das Heimaträtsel richtig lösten, gehörte Harald Neupert. "Auf der linken Seite wurden die Neubauten errichtet", bezieht er sich auf Zerbst-Nord, das dort in moderner Plattenbauweise entstand.

Unter allen Anrufern wurde wieder ein Sachpreis verlost. Über einen Volksstimme-Kaffeepott darf sich Angela Braune freuen. Der Gewinn kann bei der Volksstimme Zerbst, Alte Brücke 45, abgeholt werden.