1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Von Panzern und Mohnkuchen in Zerbst

Heimaträtsel  Von Panzern und Mohnkuchen in Zerbst

Das Heimatfotorätsel entführte in dieser Woche nach Zerbst. Das Motiv zeigt die Ecke Karlstraße / Friedrich-Naumann-Straße in Zerbst.

Von Daniela Apel 04.03.2017, 03:00

Zerbst l „Das Foto zeigt die Ecke Karlstraße / Friedrich-Naumann-Straße mit Blick auf die katholische Kirche“, löst Lothar Platte aus Schora das Rätsel völlig korrekt. Da noch Wartburg und Trabant auf der Aufnahme zu sehen sind, datiert er die Entstehung des Bildes auf die Zeit „gleich nach der Wende“. Genau 1990 ist es gewesen, als Joachim Albrecht auf den Auslöser seiner Kamera drückte und das „tolle“ Motiv einfing, wie Andreas Indenbirken findet. „Ein schönes Schattenspiel“ sei ihm gelungen, meint der Zerbster, der selbstverständlich ebenfalls sofort wusste, welche Gegend dieses Mal gesucht wurde. „In der Eckwohnung über dem Laden hat mal ein guter Bekannter gewohnt“, verrät er. Der weiße Trabant sei der erste Wagen des Besitzers des heutigen Orient-Grills gewesen, sagt Indenbirken. In jenem Imbissladen habe sich früher ein Fleischer befunden, bemerkt er. „Der war gar nicht schlecht.“

An Fleischer Bussemer und seine Verkäuferin Frau Herrmann erinnert sich ebenfalls Ingeborg Flügel. „Wir waren dort öfter einkaufen, wenn wir etwas für unsere Familienfeste brauchten“, erzählt sie. Zugleich schildert die Zerbsterin, dass sie oft an der abgebildeten Kreuzung mit ihren Freundinnen vorbeikam, wenn sie von der 1. Oberschule über Fritz-Brandt-Straße und Breite in einem großen Bogen nach Hause in die Karl-Marx-Straße ging.

„Später ist dort ein Lampengeschäft eingezogen“, weiß Helmut Lehmann. Unterdessen fällt Detlef Teßmann beim Blick auf das Foto Bäcker Nürnberger ein, der in der Friedrich-Naumann-Straße seinen Laden hatte. „Da gab es den besten Mohnkuchen der Stadt“, sagt er. Auch Ursula Hackemesser berichtet von der Bäckerei und dass sie 40 Jahre lang in der Friedrich-Naumann-Straße gewohnt habe. „In den fünfziger und sechziger Jahren sind da nachts viele russische Panzer durchgefahren“, erzählt sie.

„Im Hintergrund des Bildes ist die katholische Kirche Sankt Jakobus der Ältere zu sehen. Diese wurde im Jahre 1896 geweiht und von Architekt Arnold Güldenpfennig aus Paderborn geplant“, hat Siegfried Schellin aus Güterglück recherchiert. „Meine Eltern Edith und Werner Schmidt haben dort am 23. Dezember 1947 geheiratet, da die evangelischen Kirchen durch den Luftangriff auf Zerbst 1945 zerstört waren“, sagt Jürgen Schmidt. Dies ist ebenfalls der Grund gewesen, weshalb Gisela Thiem 1950 als evangelische Christin, getauft in St. Nicolai, in St. Jakobus konfirmiert wurde. Zugleich weckt das Rätselfoto bei ihr Erinnerungen an das Krippenspiel zur Weihnachtszeit. „Als Engel mit Bettlakenumhängen und goldenen Flügeln aus Papier sind wir aufgetreten“, beschreibt die Zerbsterin, wie sie aus dem wenigen, was es damals gab, Kostüme gestalteten.

Natürlich blieb das Kino in der Karlstraße nicht unerwähnt. „Das ist ja leider zu“, bemerkt Annelore Falkenberg aus Nutha. „An das Kopfsteinpflaster kann sich jeder erinnern“, meint Helmut Morbach. „Dort hat man auch mal schnell das Auto geparkt, um zur Poliklinik und zur Fotografin Frau Lohahn in der Friedrich-Naumann-Straße zu gehen“, sagt Lothar Platte.

Zu jenen, die das Motiv richtig zuordneten, gehören ebenfalls Helga Reinald und Harald Neupert aus Zerbst. Über den verlosten Sachpreis darf sich Ursula Hackemesser freuen. Der Gewinn kann werktags ab 9 Uhr in der Lokalredaktion abgeholt werden.