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Hilfsprojekt Hausverkauf in Reuden zur Finanzierung

Auf dem Kinderbauernhof Reuden/Anhalt ist derzeit wieder eine Gruppe Kinder aus Brjansk zu Gast.

Von Petra Wiese 18.08.2016, 10:00

Deetz/Reuden l Ein Ausflug zu den Kühen der Vrieswoud KG stand für die Gruppe, die derzeit beim Verein „Hilfe für Tschernobylkinder in Brjansk“ auf dem Kinderbauernhof in Reuden/Anhalt zu Gast ist, auf dem Programm. Doris Fischer begrüßte die Kinder und ihre Betreuer und führte sie durch die Stallungen. Dazu erzählte sie einiges zur Milchviehhaltung, was Dr. Ljuba Schmidt übersetzte. Die Gäste erfuhren, dass eine Kuh 40 bis 50 Kilogramm Futter am Tag frisst, und die Milchkühe zweimal gemolken werden.

„Wir wollen den Kindern zeigen, was hier in der Umgebung passiert“, erläuterte Dr. Ljuba Schmidt. Da könnten sie auch etwas für die Schule lernen. Die Gruppe bestand diesmal durchweg aus Schulkindern, drei Jungen und drei Mädchen im Alter von 10 bis 14 Jahre. Alles Kinder aus sozialschwachen Familien, die diesmal von Irina Ostafij und Wassily Dudin begleitet wurden.

Es ist die dritte Gruppe, die in diesem Sommer nach Reuden eingeladen wurde. Für den Verein „Hilfe für Tschernobylkinder in Brjansk“ ist es in dieser Saison noch schwieriger geworden, Kinder nach Deutschland zu holen. Alle Kinder ab zwölf Jahre müssen jetzt vorher nach Moskau, um Fingerabdrücke machen zu lassen. Das verursacht natürlich zusätzliche Kosten für den Verein. Nun, dennoch ist es gelungen, ein paar Kindern aus dem Brjansker Gebiet einen Erholungsaufenthalt zu bieten – gesunde Luft, gesundes Essen, Kleidung und ein bisschen Kultur.

Seit 8. August ist die Gruppe da. Spaziergänge in Reuden und das Kennenlernen des Dorfes standen zunächst im Mittelpunkt. Im Dorfmuseum und der Bauernkate schauten sich die Kinder um. Nach Dessau ging es zum Gartenfest im Georgium. Auf Einladung verbrachten alle einen schönen Tag in Aken. Auch das Naturkundemuseum in Dessau konnte die Gruppe kostenfrei besuchen. Natürlich stand auch ein Abstecher nach Zerbst mit Stadtrundgang auf dem Plan.

Gerne nimmt Dr. Ljuba Schmidt die kostenlosen Angebote an, ist darauf angewiesen, denn alles, was der Verein macht, wird ausschließlich aus Spenden finanziert. Die Unterstützung und Spendenbereitschaft in den Anfangsjahren des Vereins war enorm, doch hat über die Jahre nachgelassen. In Reuden ist es dem Verein gelungen, Werte zu schaffen. Ein altes Haus wurde komplett aufgebaut. „Viel Kraft und Zeit haben wir da hineingesteckt. Viele Firmen waren beteiligt“, blickte Dr. Ljuba Schmidt zurück. „Wir machen uns nun Gedanken, in die nächste Phase überzugehen“, kündigte die Vereinsvorsitzende an.

Angesichts gestiegener Kosten und Hürden, Kindern und Familien aus dem Brjansker Gebiet einen Erholungsaufenthalt in Deutschland zu ermöglichen, ist der Verkauf des Objektes in Reuden geplant. „Das war von vornherein so vorgesehen“, erklärte die 71-Jährige, die sich und ihren Mann auch an ihre Grenzen kommen sieht.

Der Hausverkauf soll aber noch einmal neue Impulse bringen. „Die Vereinsarbeit wird fortgesetzt“, versicherte Dr. Ljuba Schmidt. Von dem Hausverkauf würde sie sich Geld versprechen, mit dem der Verein über die nächsten fünf, sechs Jahre weiter arbeiten kann, Gruppen einladen, Transportkosten und Pässe bezahlen kann, sich Fahrten nach Moskau für Fingerabdrücke etc. finanzieren lassen. Auch die Unterbringung der Gruppen könnte kostengünstiger erfolgen, als den Bauernhof in Reuden das ganze Jahr über zu unterhalten. Doch das ist noch Zukunftsmusik.

Morgen reist die aktuelle Gruppe wieder in die Heimat. Die Erinnerungen an die Erlebnisse in Deutschland, wie die Geburt eines Kälbchens und die Taufe von zwei Neugeborenen auf „Mascha“ und „Lucy“ sowie die vielen anderen Eindrücke werden den Kindern bleiben.