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Holzverkauf Kaum noch Erlöse für Waldbesitzer

Stürme, Insekten und Trockenheit sorgen für Totholz in den Zerbster Wäldern. Ein Problem für private Waldbesitzer.

Von Thomas Höfs 03.06.2020, 06:00

Zerbst l Wenn die Lkws das trockene Holz aufladen und zu den Fabriken fahren, bekommen die Waldbesitzer oftmals nur noch wenige Euro oder eine kostenlose Abholung der vielen Festmeter. Holz gibt es aktuell in großen Mengen und im Überfluss auf dem Markt, sagt Dietmar Schleth. Der Förster betreut im Landesauftrag private Waldflächen. Die Stürme der vergangenen Jahre und die Trockenheit der letzten beiden Sommer haben besonders der Kiefer stark zugesetzt. Der anspruchslose Nadelbaum ist durch den Wandel des Klimas in Bedrängnis gekommen. Nicht nur die Trockenheit schadet dem Nadelbaum. Schon bevor die Regenmengen zurückgingen, sorgten Stürme für große Schäden in den Wäldern. Abgeknickte Bäume waren hier der ideale Brutplatz für viele Insekten. Explosionsartig breiteten sie sich aus. Die Klimaveränderungen der vergangenen beiden Jahren haben dies noch begünstigt. Denn eigentlich gibt es in der Natur ein fein austariertes System von Angriff und Gegenwehr. Die Bäume sind Insekten, wie dem Borkenkäfer, nicht schutzlos ausgeliefert. Die Kiefern haben im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte gelernt, den Befall zu stoppen. Nur müssen dazu die Bedingungen mitspielen.

Wird eine gesunde Kiefer von Borkenkäfern besiedelt, produziert der Baum viel Harz, um sich den Schädling vom Leib zu halten. Der Schutzmechanismus funktioniert allerdings dann nicht mehr, wenn die Bäume bereits unter der Trockenheit leiden und unter Stress stehen. Ohne ausreichend Wasser kann der Baum nicht mehr ausreichend Harz produzieren. Er muss sich dem Insekt kampflos ergeben. Das begünstigt die Ausbreitung der Borkenkäfer, bestätigt Dietmar Schleth.

Um den Befall zu stoppen, muss das befallene Holz aus dem Wald. Sonst droht der komplette Verlust der noch gesunden Bäume. Aktuell hat die Forst Mühe, die toten Bäume aus den Wäldern zu holen. Das liegt auch an den damit verbundenen Kosten für die Waldbesitzer. Im Prinzip ist die Forstwirtschaft vergleichbar mit der Landwirtschaft. Nur dass Forstwirte in viel längeren Zeitabständen denken. Wenn sie heute Bäume pflanzen, können ihre Nachfahren das Holz vielleicht in einem Jahrhundert nutzen.

Dabei soll der Verkauf des geschlagenen Holzes die Neuaufforstung finanzieren. Das funktioniert allerdings seit einiger Zeit nicht mehr, bestätigt der Förster. Wenn die Waldbesitzer kaum noch etwas für ihr Holz bekommen, können sie die Kosten der Wiederaufforstung kaum bezahlen. Schnell kommen dabei fünfstellige Summen pro Hektar zusammen. Für eine größere Förderung setzt sich der Förster dabei schon seit längerer Zeit ein. Denn wieder bepflanzt werden müssen die Flächen, wenn sie nicht zur Steppe werden sollen.

Der Wald erfüllt viele wichtige Funktionen. Die Pflanzen produzieren nicht nur Sauerstoff. Sie verbrauchen beim Stoffwechsel ebenso Kohlendioxid. Das farb- und geruchlose Gas reichert sich in der Atmosphäre an, seit der Mensch die industrielle Revolution gestartet hat. Bislang können nur Pflanzen das Gas aus der Atmosphäre ziehen. Auf den Kohlenstoff sind sie angewiesen, um daraus Zucker herzustellen.

In der Landschaft erfüllt der Wald aber noch einige weitere Funktionen. Er ist auch die Heimat vieler Tiere und anderer Pflanzen, die im Schatten der Bäume gedeihen. Außerdem speichern die großen Baumwurzeln das Wasser im Boden. Die Wurzeln halten die Feuchtigkeit dabei fest.

In die Bedrouille kamen die Bäume in den vergangenen beiden Jahren, als vor allem in den Sommermonaten die Regenmengen immer geringer ausfielen. Gerade im Sommer, wenn die Sonneneinstrahlung am höchsten ist, braucht der Baum ausreichend Wasser. Zwar sind die Nadeln von der Natur so konstruiert, dass die Pflanze wenig Wasser verliert. Dennoch gibt es einen Verlust.

Die Folge sind nun große Mengen von Holz, die die Industrie kaum verarbeiten kann sowie das Problem der Waldbesitzer, wie sie mit den freien Flächen umgehen. Eine Wiederaufforstung ist notwendig. Doch nicht überall lassen sich einfach andere Baumarten pflanzen. Vor allem auf den reinen Sandböden, die wenig Wasser speichern können, hatte sich die Kiefer aus gutem Grund bewährt. Der Baum stellt geringe Ansprüche an den Boden. Andere Bäume würden hier kaum wachsen. Auf vielen nährstoffarmen Böden werden die Waldbesitzer deshalb mangels Alternative wieder zur Kiefer greifen. Die Hoffnung schwingt dabei mit, dass sich die Umweltbedingungen wieder ein Stück weit ändern und damit die Lebensbedingungen für die Kiefer besser werden. Dennoch bleibt es eine Wette auf die Zukunft, meint der Förster. Wie sich das Klima tatsächlich entwickelt, weiß mit Sicherheit niemand. Bislang gibt es nur Modelle, die nahelegen, dass es in Zukunft öfter mal im Sommer lange und ausdauernd trocken und heiß werden könnte. Keine idealen Bedingungen.