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Preis Jörg Berlien besitzt Hellseher-Gabe

Die Corona-Pandemie wirkte sich auf die Suche nach dem Volksstimme-Propheten 2020 aus.

Von Daniela Apel 01.02.2021, 00:01

Zerbst l Zurückhaltend reagiert Jörg Berlien, als er am Telefon erfährt, dass er der Volksstimme-Prophet 2020 ist. Erst, als der 62-Jährige seinen Preis in der Lokalredaktion abholt, scheint er wirklich zu glauben, dass er diesmal tatsächlich der Gewinner ist. „Ich freue mich“, gesteht der Zerbster lächelnd, während er die Digitalkamera entgegennimmt.

„Ich war schon mal knapp davor“, sagt Jörg Berlien. Denn bereits von Anfang an beteilige er sich an der Wahrsage-Aktion, erzählt er. Und für die braucht es auch eine Portion Glück – vor allem, wenn am Ende das Los entscheidet, wer den Titel tragen darf. 2013 zählte der Zerbster zu jenen vier Hobby-Hellsehern, die punktgleich lagen. Das Los entschied damals jedoch zu Gunsten von Peter Hanisch aus Zerbst. Nun traf es endlich Jörg Berlien, der gemeinsam mit Hannelore Diemunsch die Entwicklungen in der Einheitsgemeinde Zerbst in den zurückliegenden Monaten am besten prophezeite.

Was wohl niemand beim Blick in die Glaskugel ahnte, war, dass der Ausbruch der Corona-Pandemie das öffentliche Leben auf den Kopf stellen sollte. Die Einschränkungen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, sorgten für die Schließung von Geschäften, Kitas und Schulen, aber auch die Absage vieler Veranstaltungen. So fielen das Zerbster Heimatfest und mit ihm die traditionelle Pferdemarktlotterie aus – die Frage, ob der Hauptpreis an einen Mann oder eine Frau geht, musste deshalb genauso gestrichen werden wie jene nach der Menge des Spargels, mit der sich der neue Spargelschälweltmeister an die Spitze setzte.

Denn das Spargelfest musste ebenfalls abgesagt werden. Einzig ein kurzfristig anberaumter, inoffizieller Schälwettbewerb fand ohne Publikum vor dem Rathaus statt, bei dem Gastwirt Tom Hebäcker seine Mitstreiter – Bürgermeister Andreas Dittmann und Zwiebelkönigin Stefanie Stutterheim – auf die Plätze verwies.

Unter der Corona-Pandemie litt zudem der internationale Kegelsport. Der Mannschaftsweltpokal im slowakischen Podbrezová musste abgesagt werden, so dass die Spitzenkegler vom SKV Rot Weiß Zerbst keine Chance hatten, sich 2020 den Weltpokal für Clubmannschaften zu holen.

So blieben letztlich von den zehn Vorhersagen, zu denen wir die Volksstimme-Leser aufforderten, bloß sieben übrig, die in die Auswertung eingingen. Von den insgesamt 28 Teilnehmern trafen Jörg Berlien und Hannelore Diemunsch mit jeweils fünf korrekten Prognosen am häufigsten ins Schwarze. Beide tippten wie nur noch zwei weitere Freizeit-Wahrsager richtig, dass sich im vergangenen Jahr zehn Brautpaare im Zerbster Schloss das Ja-Wort geben.

Als einzige vermuteten die Zwei, dass sich die energetische Sanierung der Lindauer Kita verschiebt, was ebenfalls stimmte. Grund sind Kostensteigerungen, weshalb nun auf eine Erhöhung der Fördermittel gehofft wird. Wahrlich nur geschätzt werden konnte, wie viele Menschen es in den Sommermonaten wohl ins das Zerbster Erlebnisbad zieht. Auch hier wirkte sich Corona aus. So war genau festgelegt, wie viele Personen gleichzeitig das kühle Nass genießen durften, waren es zunächst verteilt auf jeweils zwei Stunden 300, erhöhte sich diese Grenze ab Mitte Juli auf 500. Letztlich wurden bis Saisonende laut Stadtwerke-Chef Jürgen Konratt 14 044 Besucher registriert und damit deutlich weniger als in den Vorjahren.

Dass die Sanierung des Westflügelweges im Zerbster Schlossgarten im Kostenrahmen bleibt, bezweifelten viele Hobby-Propheten. Zwar ist die Maßnahme dahingehend noch nicht abgeschlossen, dass die Fertigstellungs- und -entwicklungspflege erst 2023 endet, aber die Mittel dafür sind bereits in den 157 800 Euro enthalten, wie Ute Schilling vom städtischen Grünflächenamt informierte.

Inzwischen erfolgt ist die offizielle Genehmigung des Zusammenschlusses der Ortsfeuerwehren Dobritz und Polenzko, worauf eine weitere Frage abzielte. Längst steht auch fest, dass sich einzig acht der 24 Ortschaftsräte für eine Fortsetzung des Zerbster Prozessionsspiels ausgesprochen haben und die Einheitsgemeinde voriges Jahr 857 Wegzüge zu verzeichnen hatte – da schätzte so mancher, dass es mehr als 1500 Einwohner in andere Gegenden lockt.