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100 Jahre Marineverein und 20 Jahre Marinekameradschaft in Zerbst Kameraden feiern mit einem Ball zwei Jubiläen

Von Reinhold Leps 24.08.2011, 04:40

Seit 100 Jahren – mit Unterbrechungen – pflegen Marinekameraden in Zerbst ihr Vereinsleben. Die heute noch aktive Marinekameradschaft Zerbst ist 1990 gegründet worden und schaut auf bewegende 20 Vereinsjahre zurück. Eine Bilanz zieht Reinhold Leps, Beisitzer im Vorstand.

Zerbst. Sieben ehemalige Marinesoldaten aus Zerbst beschlossen 1990, sich zusammenzuschließen und in einem festen Verein die Aufgaben, die uns Übriggebliebenen von der Geschichte unseres Volkes und der Pflicht zu stellen, die Menschen, die im Krieg geblieben sind, vor dem Vergessen zu bewahren und ihnen das Andenken zu wahren. Sie wurden ohne ihren Willen aus unserer Mitte gerissen, sie mussten zum Töten von "Feinden" in den Krieg ziehen. Sie hatten nur zwei Alternativen: Eine, das zu tun, was ihnen befohlen wurde. Die zweite, bei Weigerung am Pfahl durch zehn Gewehrläufe zu enden. 31 junge Menschen, darunter 14 U-Bootfahrer aus Zerbst, mussten ihr Leben lassen.

Die Initiative ergriff 1990 der Kamerad Hans Schumann. Er scharte sechs Kameraden um sich, um die Marinekameradschaft zu gründen. Es waren Reinhard Kortum, Fritz Pirnke, Otto Lohmann, Lutz Thiemann, Walter Fuchs und Kurt Richter. Fünf davon haben im Laufe der 20 Jahre ihre letzte große Fahrt unternommen.

Nach Aufnahme von Kontakten mit dem Deutschen Marinebund (DMB) wurde am 26. Oktober 1990 in "Rephuns Garten" die Gründung vollzogen.

Die erste Aufgabe war, weitere ehemalige Mariner, ehemalige Hochsee- und Küstenfischer und auch an der Seefahrt interessierte Mitbürger aus Zerbst und Umgegend als Mitglieder zu werben. Hans Schumann und seine Mitbegründer der Marinekameradschaft warben im Laufe der Zeit über 40 Mitglieder. Für diese kleine Stadt eine respektable Zahl. Über die Gründung hinaus hat der Kamerad Schumann in Sachsen-Anhalt in seiner Amtszeit als Vorsitzender der Marinekameradschaft Zerbst und später als Landesleiter des DMB 34 Marinekameradschaften geholfen. Es war eine Mammutleistung. Die gesamte Arbeit Hans Schumanns und der Mitglieder der Marinekameradschaft waren diffizile Schritte. Fanden sie doch am Ende der DDR statt und unter den erst langsam schwindenden Ideologien von 40 Jahren DDR. Mancher schiefe Blick traf die im einheitlichen Blau gekleideten Männer. Der gewählte Vorstand der Marinekameradschaft Zerbst stellte Antrag auf Aufnahme in den DMB und erkannte dessen Satzung an. Die Marienkameradschaft wurde mit der Nummer 489 die erste Marinekameradschaft in Sachsen-Anhalt. Der Aufbau der Marinekameradschaft begann.

<6>Erste Kontakte zur Marinekameradschaft Siegen als Paten-Marinekameradschaft wurden aufgenommen. Direkte Besuche in Siegen folgten. Zum 100-jährigen Bestehen der Marinekameradschaft kamen Siegener, liebe Gäste. Von den Siegener Kameraden wurden wir mit den Gepflogenheiten, dem Versammmlungsleben, mit den Kontakten mit den Behörden, vor allem mit den Stadträten bekannt gemacht. Die Teilnahme an Veranstaltungen im Landesverband und beim Präsidium des DMB standen im Vordergrund. Als neuer Verein ging es dann in Zerbst weiter. Die Marienkameradschaft bemühte sich, an öffentlichen Veranstaltungen teilzunehmen. Neujahrsempfang beim Bürgermeister und öffentliche Gedenkveranstaltungen waren und sind ein festes Programm, die sich über das ganze Jahr verteilen. Hier tritt die Marinekameradschaft zumeist mit Delegationen auf.

An Aktivitäten fehlt es nicht. In den 20 Jahren ihres Bestehens hat die Marinekameradschaft Zerbst 14 Zweitagesfahrten unternommen. Die Reiseziele waren bis auf zwei Ausnahmen die Küstenregionen. Nennen wir einige: Kiel mit MEM-Ehrenmal und U- und U-Bootsehrenmal Möltenort. Hier findet man auf 96 Bronzetafeln die Namen der 30 000 Gefallenen von den verlorengegangenen U-Booten. Ein Gang berührt das Gemüt der Besucher tief. Es ist wie eine Statistik.

Weiter waren wir mehrmals auf der Insel Rügen. Störtebecker lockt immer wieder. Hamburg und Wilhelmshaven waren weitere Reiseziele. Bad Seegeberg und Dresden führten in das Binnenland. Die Busfahrten waren immer voll ausgebucht und haben die Teilnehmer nie enttäuscht.

Ein weiterer fester Bestandteil sind die Marinebälle. Auch wenn da der Zuspruch von Jahr zu Jahr schwankt, sind sie trotzdem ein kulturelles Ereignis, das die Zerbster zu Unrecht über die linke Schulter betrachten. Das ist schade, denn die öffentliche Geselligkeit, für die Zerbst einst bekannt war, schwindet nach und nach zu Gunsten anderer Interessengebiete.

Hierzu einige Sätze zu den Organisatoren mit dem Vorsitzenden Reinhard Ribbe mit einigen wenigen Kameraden. Seit seiner Wahl zum Vorsitzenden hat er alle diese Veranstaltungen mit Fleiß und Umsicht geplant und geleitet. Dafür gebührt ihm großer Dank und Anerkennung. Er ist allen Mitgliedern der Marinekameradschaft ein großes Vorbild.

Ein weiterer Schwerpunkt in den 20 Jahren waren die monatlichen Versammlungen der Marinekameradschaft. Neben den Berichten, den Gratulationen der Kameraden und dem Üblichen einer Versammlung fanden in fast jeder Zusammenkunft Vorträge statt. Es waren regelrechte Bildungsabende. Herr Jung aus Magdeburg, Ingenieur Pröb vom Expeditionseisbrecher "Polarstern" und die anderen Kameraden sprachen über maritime Themen.

Fahrten mit den vereinseigenen Barkassen auf der Elbe gehören zum Programm. Es sind ereignisreiche Stunden mit den Freunden in Dessau.

Alle diese Aktivitäten fanden nicht im stillen Kämmerchen statt. Sie wurden der Öffentlichkeit durch die Volksstimme den Lesern übermittelt. Verantwortlich war dafür der Schriftführer. Die Zahl der Beiträge und die der dazugehörigen Bilder ist groß.

Noch einige Sätze zur Mitgliederzahl. Wie viele Vereine haben auch wir zu kämpfen, Mitglieder zu gewinnen. In den 20 Jahren haben wir 21 Kameraden zur letzen großen Fahrt verabschieden müssen. Es waren in der Mehrzahl Kameraden, die den Krieg auf See mitgemacht haben. Ihren Weggang gilt es, zu ersetzen. Hier sehen wir die größte Aufgabe der Gegenwart.

Wer mit uns auf Reisen geht, teilweise schon als Stammgast und zu unseren kulturvollen Marinebällen kommt, könnte doch den Schritt zur Mitgliedschaft tun. Der monatliche Mitgliedsbeitrag ist moderat und erschwinglich. Dafür hat man aber auch inhaltsreiche Erlebnisse zu erwarten. Eine sorgfältig geführte Chronik gibt noch mehr Aufschluss als dieser Bericht.

Die Zerbster Marinekameraden feiern ihr 100-jähriges Verensjubiläum am Sonnabend, den 10. September, im Rahmen ihres traditionellen Marineballs. Der findet wie gewohnt in Hechts Hotel statt. Beginn ist um 19 Uhr. Für die musikalische Umrahmung sorgt Fritz Buschner und Band. Interessierte Teilnehmer sind gern gesehen.