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Katharina-Schloss Zerbster Fürstengemach nimmt Gestalt an

Der Vorstand des Zerbster Schlossvereins präsentierte nach mehr als 100 Jahren erstmals wieder die Räume des Fürsten Friedrich August.

Von Thomas Kirchner 03.09.2020, 01:01

Zerbst l Eigentlich sollten sowohl das Vorzimmer als auch das Audienzzimmer von Fürst Friedrich August von Anhalt-Zerbst, dem Bruder der späteren russischen Zarin Katharina der Großen, längst fertiggestellt und der Öffentlichkeit vorgestellt sein. Doch das Coronavirus hat dies verhindert. Die Mitglieder des Schlossvereins hatten am Dienstagabend die Möglichkeit, exklusive Blicke in die Räume zu werfen.

„Wir haben im Vorstand entschieden, die Vereinsmitglieder einzuladen, um ihnen die beiden neuen Räume vorzustellen – und das exklusiv“, sagte Dirk Herrmann, Vorsitzender des Schlossvereins bei der Begrüßung. Da alle großen Veranstaltungen, wie der Schlossabend oder das beliebte Spargelessen in diesem Jahr ausfallen mussten, wolle man wenigstens einmal im größeren Rahmen, selbstverständlich unter Einhaltungen der Abstands- und Hygieneregeln, zusammenkommen.

„Wir wollen ihnen heute Abend noch einmal das Fürsten-Appartement der Johanna Elisabeth präsentieren sowie auch das Appartement von Friedrich August, wo momentan die ersten beiden Räume im Entstehen sind“, lud Herrmann zu einem abendlichen Rundgang ein. Herrmann: „Ich sage im Entstehen, denn die Räume sind noch nicht fertig, wurden auch der Öffentlichkeit noch nicht gezeigt. Ihr seid heute die ersten, die exklusiv sowohl einen Blick in das Vorzimmer als auch in das Audienzzimmer von Friedrich August werfen dürfen.“

Die gesamten Näharbeiten seien noch nicht fertig. Außerdem fehlten noch einige Kleinigkeiten, um das Vorzimmer und das Audienzzimmer des Fürsten Friedrich August zu komplettieren. „All das versuchen wir jetzt über das Winterhalbjahr hinzubekommen, sodass wir dann im kommenden Frühjahr zu Saisonbeginn die fertigen Zimmer allen Schlossbesuchern präsentieren können“, erläuterte der Vereinsvorsitzende.

Diese Räume seien komplett zerstört und unzugänglich gewesen. „Nach der Zerstörung waren keine Decken vorhanden. Sie wurden erst im Rahmen der Sicherungsmaßnahme IV eingezogen. Das ist inzwischen etliche Jahre her“, so Herrmann. In dieser Zeit seien die Räume provisorisch genutzt worden. Auch zu Zeiten des Schlossmuseums von 1921 bis 1945 seien die Räume ebenfalls nur provisorisch genutzt worden.

„Als fürstliches Appartement waren diese Räume nicht zu sehen, auch weil man das Mobiliar dazu nicht hatte. Und es gibt auch keine Fotos aus diesen Räumen“, erklärte Herrmann. Es gebe nur das Inventar aus dem 18. Jahrhundert, was die Grundlage für die Einrichtung der Räume war. „Und somit sind heute, nach insgesamt 101 Jahren die Räume wieder als fürstliches Appartement erlebbar“, betonte Herrmann. Natürlich stecke in dem Projekt eine Menge Arbeit. Außerdem sei im Vorstand auch besprochen worden, ob das Ganze finanzierbar, wirkungsvoll und nicht zuletzt umsetzbar sei.

„Seit Oktober vergangenen Jahres sind die Arbeiten an und in den Räumen nun im Gange und stehen kurz vor ihrem Abschluss. Wir haben uns entschieden, alles einmal aufzubauen. Bis dato war das zukünftige Inventar noch verpackt und eingelagert“, erläuterte Herrmann weiter und betonte: „Sie sehen, wie wichtig uns die Vereinsmitglieder sind. So geben wir ihnen heute eine kleine Vorschau auf die neu gestalteten Räume des Fürsten Friedrich August.“

Wenn auch noch nicht fertig, so lassen die mit rotem Samt bezogenen Armlehnensessel, die gewaltigen Spiegel, die Gemälde und die Vitrinen mit Geschirr erahnen, welchen fürstlichen Glanz die neuen Räume zukünftig ausstrahlen und damit die Besucher verzaubern werden.

Fürst Friedrich August von Anhalt-Zerbst (geboren am 8. August 1734 in Stettin, gestorben am 3. März 1793 in Luxemburg) herrschte im Fürstentum Anhalt-Zerbst von 1747 bis zu seinem Tod 1793. Bis zu seiner Volljährigkeit 1752 regierte seine Mutter Johanna Elisabeth von Holstein-Gottorf für ihn. Friedrich August war der jüngere Bruder von Katharina der Großen.

Natürlich gab der Vereinsvorsitzende den Anwesenden noch einen kurzen Ausblick auf die in Kürze beginnenden Arbeiten im Schloss. Mit einem Gesamtvolumen von rund 2,4 Millionen Euro – davon sind etwa zwei Millionen Euro Fördermittel – sollen das Brandschutzkonzept im gesamten Schloss umgesetzt sowie ein Fahrstuhl für einen barrierefreien Zugang angebaut werden.

Die Zuwendung erfolgt im Rahmen des Programms „Sachsen-Anhalt Kulturerbe“ aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Pünktlich zur Neuauflage des Zerbster Prozessionsspiels 2022 soll das Zerbster Schloss barrierefrei zugänglich sein.