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Kreißsaal-Schließung Kein großes Interesse am Forum

Der Kreißsaal in Zerbst schließt. Dazu gab es nun ein Bürgerforum.

Von Thomas Kirchner 30.06.2018, 01:01

Zerbst l Nur knapp 30 Zerbster sind am Donnerstagabend der Einladung der Klinikleitung zu einem Bürgerforum in die Stadthalle gefolgt. Thema: Die Schließung der Entbindungsstation und der Gynäkologischen Abteilung in der Zerbster Helios Klinik. Eingangs fasste Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) nochmals die Ergebnisse des Krisengesprächs vom Vortag zwischen ihm, Vertretern der Landesregierung und der Klinikleitung zusammen.

Dittmann ging auch noch einmal kurz auf die Gründe der Privatisierung der Zerbster Klinik ein. Im Zusammenhang mit der Schließung des Kreißsaals ist immer wieder Unmut über den damaligen Verkauf des Krankenhauses durch den Landkreis an den privaten Betreiber Medigreif laut geworden.

„Der Verkauf des Zerbster Krankenhauses war damals alternativlos“, betont Dittmann. Die Landesregierung hatte die Schließung des Hauses bereits beschlossen. „Mit der Übernahme durch Medigreif konnte die Schließung verhindert werden“, sagt der Rathauschef.

Klinikgeschäftsführer Georg Thiessen erläuterte den Zuhörern dann detailliert die Gründe für die Schließung. „Die Personalprobleme auf dieser Station sind nicht neu“, sagt Thiessen. Schon während des Neubaus und auch nach der Eröffnung habe es immer wieder Personalengpässe gegeben. „Normalerweise hätten wir die Station schon mindestens drei Mal schließen müssen, konnten dies jedoch immer wieder abwenden“, betont Thiessen.

Vorwürfe der Forumbesucher, die Klinik habe nicht genug unternommen, um Hebammen und Ärzte zu finden, weist Georg Thiessen zurück. „Wir haben intensiv nach Personal gesucht, in Zeitungen, Radio, Internet – in den sozialen Medien – sowie über Vermittlungsagenturen, Headhunter und das Arbeitsamt, leider ohne nachhaltigen Erfolg“, erklärt der Geschäftsführer.

Die Klinik habe in den letzten zweieinhalb Jahren knapp 700 000 Euro für Honorarärzte und deren Vermittlungsagenturen ausgegeben. „Wir haben versucht, diese Honorarärzte abzuwerben und hätten dafür sogar Vertragsstrafen an die Agenturen in Kauf genommen, aber auch diese Versuche blieben erfolglos“, sagt Thiessen.

Warum sich denn niemand findet, der bei Helios in Zerbst arbeiten will, wollten die Bürger wissen. „Zahlen sie nicht genug oder stimmen die Arbeitsbedingungen nicht?“, wollte ein Zuhörer von Georg Thiessen wissen.

„Wir zahlen nicht weniger als andere Klinikbetreiber, im Gegenteil. Gerade im ärztlichen Bereich zahle die Klinik über Tarif. Auch die Arbeitsbedingungen seien nicht schlechter als anderswo.

„Qualifiziertes ärztliches Personal zieht es trotz außertariflicher Vergütung, Weiterbildungsmöglichkeiten und individueller Angebote eher in Ballungszentren und Großstädte“, so Thiessen.

Einem weiteren Vorwurf, der besonders in den sozialen Netzwerken laut wurde, die Klinik habe Fördermittel kassiert und jetzt werde die Entbindungsstation geschlossen, widerspricht der Geschäftsführer energisch. „Die großen Baumaßnahmen der vergangenen Jahre wurden ausschließlich aus Eigenmitteln finanziert. Das gilt ebenso für die sich derzeit im Umbau befindliche Intensivstation“, macht Thiessen deutlich.

Die wohl wichtigste Frage des Abends: Wieso könne die Station nicht nur zeitweise geschlossen und später dann wieder in Betrieb genommen werden? „Es passiert selten bis gar nicht, dass sich eine temporär geschlossene Station nach der Wiedereröffnung erholt, außerdem sehen wir keine baldige Entspannung der Personalsituation“, antwortet Thiessen.

Die Forumbesucher wollen dieser Aussage nicht so wirklich Glauben schenken und fordern weiterhin von der Geschäftsführung, sich die Option einer Reaktivierung offen zu halten.

Dann kommt noch ein heißes Eisen zur Sprache, die fehlende Kinderstation und das Abweisen von Eltern mit erkrankten Kindern in der Zerbster Notaufnahme.

Die Antwort ist überraschend wie zu Teilen erfreulich. „Diese Abweisungen wird es nicht mehr geben. Hier gibt es allerdings einiges zu beachten“, verkündet Thiessen.

Fazit des Bürgerforums: Die Aussagen der Klinikleitung befriedigen die Besucher nur bedingt. Die Forderung der Zerbster, sich die Option einer Wiedereröffnung des Kreißsaals offen zu halten, bleibt.