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Kirchensanierung Ohne Eigenmittel geht Preis flöten

Eine Sanierung der Kirche in Eichholz ist nur möglich, wenn Eigenmittel vorhanden sind.

Von Petra Wiese 09.12.2015, 16:00

Eichholz l Wie geht es weiter? Was ist mit den 125.000 Euro, die Eichholz im Mach dich ran-Wettstreit der Kirchengemeinden gewonnen hat? Pfarrer Albrecht Lindemann wird des öfteren nach dem Preisgeld gefragt. Nun, so einfach, wie es scheint, ist es nicht. Die Sache hat einen Haken. Um die 125.000 Euro Fördergeld der Stiftung KiBa (Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler) tatsächlich zu erhalten, muss die Kirchengemeinde den gleichen Betrag an Eigenmitteln vorhalten, erklärt es Lindemann. Das ist ein stattliches Sümmchen für die kleine, rund 85 Mitglieder zählende Kirchengemeinde. „Das muss einfach klappen“, ist Pfarrer Lindemann optimistisch.

Hätte man den Wettbewerb gar gewonnen, müssten für die Siegprämie von 200.000 Euro auch 200.000 Euro Eigenmittel aufgetrieben werden. Nun sind es „nur“ 125.000. „Wir sind extrem auf Spenden angewiesen“, macht Lindemann deutlich. Anträge gehen an Stiftungen und andere öffentlich-rechtliche Institutionen. Die Spendenbereitschaft von Privatleuten ist gefragt. Auch setzt Lindemann auf das immer recht hohe Spendenaufkommen in der Kirchengemeinde selbst. Im ganzen Dorf soll gesammelt werden. Vielleicht ist man in der Weihnachtszeit besonders großzügig. Gleich nach der Sendung habe es schon Anrufe gegeben von Leuten, die gerne spenden wollen, erzählte Lindemann.

Auch zeitlich steht man unter Druck – 2016 muss gebaut werden. Da gibt es noch ein weiteres Hindernis auf der Strecke. Die 250.000 Euro reichen nicht für eine komplette Sanierung der Eichholzer Kirche, die zu den ältesten Dorfkirchen auf anhaltischem Gebiet gehört. Dafür wären 450.000 Euro notwendig. Mehrere Entwürfe liegen für eine Sanierung vor. Der nachträglich angebaute Teil des Kirchenschiffs soll weggerissen und der Ostabschluss neu errichtet werden. Der gesamte Dachstuhl muss erneuert werden. Es wären die Elektrik zu erneuern, das Gestühl, der Fußboden etc. Für Holzgutachten und Planungsleistungen sind bereits mehr als 20.000 Euro an Eigenmitteln aus der Gemeindekasse geflossen. Der Bauabschnitt muss jetzt so definiert werden, dass man mit dem verfügbaren Geld hinkommt. Wand und Dach haben Priorität. „Hauptsache trocken“, so Lindemann.

Dass die Eichholzer Kirche wieder hergerichtet wird, daran hängt einiges. Bei der Sanierung würde auch schon ein Entwurf im Rahmen des Projektes Lichtungen, in dem es um zeitgenössische Glasmalerei in Kirchen zwischen Elbe und Fläming geht, berücksichtigt werden. Der Künstler Thomas Kuzio hat ein den ganzen Kirchenraum umfassendes Gestaltungskonzept vorgelegt.

Schließlich soll ein Infozentrum eingerichtet werden, mit dem Schwerpunkt Lichtungen. Eine Ausstellung mit Probefeldern und Informationen zu dem Projekt und den Künstlern ist vorstellbar. Die Kirche in Eichholz, über den Lutherweg und den Elberadweg erreichbar, könnte an Attraktivität und Aufmerksamkeit gewinnen. „Wir müssen unsere Kirchengebäude kulturell aufwerten, damit sie für breite Teile der Bevölkerung einen Wert darstellen“, so Albrecht Lindemann. Das wäre auch für die Entwicklung des Dorfes förderlich.

Wenn mit dem Infozentrum in Eichholz der Randbereich gestärkt werden würde, wäre eine mögliche Alternative St. Bartholomäi in Zerbst, was eine Konzentration auf das Zentrum bedeuten würde. Ohne Sanierung kein Infozentrum, ohne Sanierung droht irgendwann der Notabriss. Es bleibt gar nichts anderes übrig, als die 125 000 Euro aufzutreiben.

Schließlich haben Elisabeth Wesenberg, Maren Gabriel, Matthias Bensch, Helmut Gabriel und Pfarrer Lindemann als Mach dich ran-Team bravourös gekämpft. Zunächst besiegten sie die St. Bartholomäi-Mannschaft aus Zerbst. In Wittenberg bauten die Eichholzer am schnellsten eine Kirche aus Holz für den Halbfinalsieg. Dass da kurzzeitig Bauteile fehlten, nahm man noch gelassen hin.

Bei der MDR-Show „Stefanie Hertel – Meine Stars“ in der Zwickauer Stadthalle war der Kirchenwettstreit offensichtlich nur noch Nebensache. Die Mannschaft aus dem sächsischen Marbach trat gleich mit zwei Theologen an, Eichholz in Originalbesetzung.

Nach den ersten beiden Runden führten die Eichholzer zwar deutlich mit zwölf zu sieben Punkten, aber die dritte Runde war entscheidend. Im Quiz mit Fachfragen hatten Laien gegen Hochschulabschluss keine Chance. Von Fairness und Chancengleichheit keine Spur. Am Ende ging der Sieg mit einem Punkt mehr an das Team aus Marbach. Verärgert über den Ablauf wandte sich Lindemann an die KiBa und an den Sender – nun, es gab eben kein schriftliches Regelwerk ...

Bleiben die 125 000 Euro abzuschöpfen. Die Holzkirche vom Halbfinale in Wittenberg soll nun auf einem ordentlichen Fundament einen Platz an der Eichholzer Kirche bekommen. Da will das Wettbewerbs-Team noch einmal zum Aufbau antreten. Die Kinder freuen sich schon und haben Pläne für ihre Mini-Kirche.