Immobilienmarkt in Zerbst Modern, barrierefrei, zentral: Welche Wohnverhältnisse sind in Zerbst gefragt?
Nach turbulenten Jahren haben sich die Immobilien- und Mietpreise in Anhalt-Bitterfeld wieder stabilisiert. Wie Experten vor Ort die Lage einschätzen und wie es weitergehen könnte.

Zerbst/Köthen/Bitterfeld. - Nach einigen turbulenten Jahren hat sich der Immobilienmarkt in Anhalt-Bitterfeld wieder entspannt. Das zeigen aktuelle Zahlen der Immobilien-Datenbank GeoMap von Real Estate Pilot, die in einer Analyse hunderttausende Angebote verglichen hat.
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Demnach sind Kaufpreise für Immobilien in der Region nach einem starken Anstieg in den Jahren 2020 bis 2022 im Zeitraum von 2022 bis 2024 gesunken, während die Mietpreise weiterhin einen leichten Trend nach oben verzeichneten.
Preise für Wohneigentum sanken 2023 in Anhalt-Bitterfeld wieder
Historisch extrem niedrige Zinsen waren die Hauptgründe dafür, dass die Nachfrage nach Wohneigentum auch in Anhalt-Bitterfeld seit 2020 stark anstieg. Sowohl der Landkreis als auch das Land Sachsen-Anhalt verzeichneten bis 2022 einen starken Preisanstieg, mit einem Höchstwert von knapp 1.500 Euro pro Quadratmeter in Sachsen-Anhalt und über 1.400 Euro pro Quadratmeter in Anhalt-Bitterfeld.
Ab 2023 sanken die Preise im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, während sie in Sachsen-Anhalt nach einem Rückgang 2023 wieder leicht stiegen.

Hendrik Küster ist Inhaber der Immobilienfirma Maklerkontor Bitterfeld-Köthen, die sich auf Bestandsimmobilien spezialisiert hat. Er beschreibt, dass er im gesamten deutschsprachigen Raum und in Anhalt-Bitterfeld tätig sei. Dass die Kaufpreise in Anhalt-Bitterfeld gefallen sind, erklärt er wie folgt: „Es ist keine Katastrophe eingetreten, sondern einfach eine Normalisierung.“ Wie er die Lage einschätzt, seien die „Fantasien“ der Verkäufer verschwunden, Angebot und Nachfrage hätten dafür gesorgt, dass sich die Preise auf einem realistischen Niveau eingepegelt haben.
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Ein Zeichen von Unsicherheit? „Vor allem die Kunden, die ihre Immobilien selber nutzen, fällen ihre Entscheidungen inzwischen deutlicher zwischen dem, was vorhanden ist, und dem, was sie sich leisten können.“ Im Klartext: Die oft hohen Kosten für Sanierungen oder Neuinvestitionen schrecken viele Leute ab. Was auch damit zu tun haben könnte, dass in den vergangenen Jahren lukrative Förderprogramme eingestellt wurden.
2-Raum-Wohnungen in Zerbst gefragt
Und wie ist die Lage auf dem Mietmarkt – der für viele Menschen viel näher an der eigenen Lebensrealität liegt? Dieser zeigt in Anhalt-Bitterfeld im Jahr 2024 vor allem eine hohe Nachfrage nach kleinen Wohnungen, insbesondere Ein- und Zweiraumwohnungen, die durchschnittlich 6,95 Euro pro Quadratmeter erzielen, während größere Wohnungen ab 100 Quadratmeter mit 6,33 Euro pro Quadratmeter moderatere Preise haben.
„Aktuell beziehen sich die Nachfragen unverändert hauptsächlich nach 2-Raum-Wohnungen, auch nach 3- und 4-Raum-Wohnungen. Da wir ein breites Portfolio an Wohnungen anbieten, haben wir für viele Bedürfnisse das Passende“, fasst Daniela Kock zusammen. Sie ist Geschäftsführerin der BWZ – Bau- und Wohnungsgesellschaft mbH Zerbst. Vorrangig werden derzeit zentrale Wohnungen mit einer guten Infrastruktur angefragt.
Altersgerechtes Wohnen wird durch Modernisierungen ermöglicht
„Die Nachfragen nach altersgerechtem Wohnraum kann durch verschiedene Modernisierungsmaßnahmen ausreichend bedient werden. Neben der nachträglichen Installation von Aufzügen an bestehende Gebäude können wir auch ebenerdigen Wohnraum in konventionellen gebauten Objekten anbieten“, fügt Kock an.
Auch Knuth Jacob, Geschäftsführender Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft „Frohe Zukunft“ eG in Zerbst, greift die Nachfrage nach altersgerechtem Wohnen mit Modernisierungen auf. „Wir versuchen unseren Mietern so lange es geht ein selbstbestimmtes Wohnen zu ermöglichen“, erzählt Jacob. 36 Aufzugsanlagen wurden dafür an den Wohneinheiten installiert. In diesem Jahr sollen im Wegeberg und Heide fünf neue Anlagen hinzukommen. „Die Kosten belaufen sich auf knapp zwei Millionen Euro“, so Jacob.
Investitionen in Neubauten für Zerbster Vermieter zu teuer
Er stelle auch fest, dass es einen Bedarf an Vier- bis Fünf-Raum-Wohnungen gebe. Aber nur acht Prozent der 1.528 Wohnungen in Verwaltung der Wohnungsbaugenossenschaft sind Vier-Raum-Wohnungen, so Jacob.
Ein Neubau sei aber bei beiden Vermietern vorerst nicht angedacht. „Die Entwicklung der Baupreise ist ein Indikator für begrenzte Investitionstätigkeit, da sich die Wirtschaftlichkeit von Investitionen ohne eine Förderung nicht zu den ortsüblichen Vergleichsmieten darstellen lässt. Daher kann aktuell nur ein Augenmerk auf Instandhaltung und -setzung gelegt werden“, beschreibt es Daniela Kock.
Und wie könnte es nun weitergehen bei Kauf- und Mietpreisen in der Region? Makler Küster erwartet, dass der Trend zum Neubau zumindest bei Eigenheimen anhält.