Nachwuchsautorin Kritik erwünscht

Lena Ball aus Zerbst schreibt Gedichte. Meistens. Auch Prosa, das aber selten.

Von Sebastian Siebert 13.10.2016, 06:00

Zerbst/Osterburg l Vier Tage lang drehte sich alles um das Schreiben. Für die 16-jährige Lena Ball war das eine der schönsten Beschäftigungen in den bisherigen Herbstferien. Sie hatte eine Einladung zum Workshop des Friedrich-Bödecker-Kreises nach Osterburg. Dort arbeitete sie zusammen mit 40 anderen Jugendlichen an den jeweils eigenen Texten. „Das hat eine Menge Spaß gemacht“, sagte die Gymnasiastin. Sie hatte sich für den Workshop beworben. „Dazu musste ich Texte einreichen, die in der Uni Halle bewertet wurden“, erzählte sie weiter. Kurz darauf bekam sie das Okay und damit die Einladung zum Schreibkurs.

Zunächst, so erzählte sie, lasen sich alle Teilnehmer untereinander ihre Texte vor. „Wir waren allerdings in Gruppen aufgeteilt“, berichtete sie. Sie war Teil der Gruppe der 16- bis 18-jährigen Autoren. Der großen Gruppe sozusagen, im vergangenen Jahr war sie noch eine Altersstufe darunter. Denn Lena schreibt schon seit ihren Kindheitstagen. Im vergangenen Jahr hat sie sich erstmalig zum Workshop beworben. Seit drei Jahren ist Lyrik ihr Hauptmetier, rund 70 Gedichte tragen mittlerweile ihre Signatur.

Ihre Texte vorzutragen sei gar nicht so aufwühlend gewesen, wie man vielleicht denken könne. „Ein klein wenig, schließlich hast du ja Kritiker um dich herum“, sagte sie. Zugute sei ihr dabei gekommen, dass sie nicht beginnen musste und erlebt hatte, dass die anderen die Texte nicht verreißen. „Sie sind ehrlich und das ist auch gut. Darauf hab ich mich auch gefreut, zu hören, was andere von meinen Texten denken“, sagte sie. Nur so könne sie sich schließlich verbessern. Nachdem die anderen Mitglieder der Gruppe ihre Ideen geäußert hatten, ergänzte der Gruppenleiter noch seine Gedanken. Gruppenleiter war Jürgen Jankofsky, Jahrgang 1953, aus Merseburg. Der Schriftsteller hat zahlreicher Bücher geschrieben und wurde mit diversen Preisen ausgezeichnet. „Selten hatte er nichts zu kritisieren, aber was er sagte, stimmte“, berichtete die 16-Jährige über ihre Erfahrungen.

„Ein Reim klang beispielsweise sehr nach ‚Reim dich oder ich fress´dich‘“, gab sie ein Beispiel. Dabei habe sie es nicht so gemeint, aber es sei offenbar nicht ganz verständlich gewesen. „Das konnte eigentlich ziemlich leicht gelöst werden, indem ich noch zwei weitere Zeilen zuvor einfügte“, berichtete sie weiter. So sei ihre Intention für den Leser verständlicher geworden. „Ein hilfreicher Tipp, den ich gern annahm“, fand sie.

In den folgenden Tagen folgten Schreibübungen. „Dabei rezensierten wir Texte aus einem Buch“, sagte Lena Ball. Die dort enthaltenen Werke waren im Rahmen von Workshops mit sozial schwachen Schülern, Kindern und Jugendlichen entstanden unter der Leitung unseres Kursleiters Jürgen Jankofsky.

„Unsere Rezensionen hat er dieses Mal nicht ausgewertet, sondern gleich mitgenommen.“ Sie denke, dass jeder noch persönlich seine Anmerkungen erhalten werde. „Oder er organisiert ein Treffen zwischen den Autoren und den Rezensenten. Darauf würde ich mich sehr freuen“, gestand sie.

Als Abschluss lasen die Teilnehmer ihre mitgebrachten Texten allen anderen Teilnehmern vor. „Dafür mussten wir diese szenisch umrahmen“, erklärte sie. „Wir spielten kritische Camper, die Dialoge moderierten die Texte der Teilnehmer dann an.“

Danach endete am Sonntagnachmittag der viertägige Kurs. „Es hat Spaß gemacht“, sagte Lena. Für das kommende Jahr werde sie sich wieder bewerben, schließlich habe sie eine Menge gelernt: „Man sollte immer weiter schreiben. Auch, wenn man eine Blockade hat. Außerdem ist man nicht allein, man kann immer andere Leute bitten, die Texte einmal zu lesen“, berichtete sie. Die Kritik müsse man als Hilfe sehen. Zudem gefalle ihr, sich unter Gleichgesinnten zu befinden und sich mit ihnen auszutauschen.

Bis dahin wird sie weiter schreiben. Ans Veröffentlichen, beispielsweise in Internetforen, denkt sie dabei allerdings weniger. „Ich möchte sehr gern an Wettbewerben teilnehmen“, sagte sie. „Dafür ist es meist Bedingung, dass die Texte noch nie veröffentlicht wurden“, erklärte sie weiter. Sie würde sich ihrer Möglichkeiten berauben.

In einigen Anthologien sind nach den Wettbewerben ihre Texte schon erschienen. Das sei ihr mehr Wert als ein paar nette Kommentare im Internet. „Und wer sich wirklich für meine Texte interessiert, kann mich ja einfach fragen“, sagte sie.