Sozial-, Schul-, Kultur- und Sportausschuss kommt zur Sitzung nach Buhlendorf Objekte gut in Schuss, aber Hausaufgaben für Stadträte und Verwaltung bleiben
Einen Vor-Ort-Termin nahmen die Mitglieder des Sozial-, Schul-, Kultur- und Sportausschusses des Zerbster Stadtrates am Dienstag in Buhlendorf war. Sie ließen sich Kegelbahn, Festscheune und Speicher zeigen, um mehr über diese Einrichtungen zu erfahren und sich selbst ein Bild machen.
Buhlendorf l Die Vertreter des Stadtrates im Sozialausschuss haben es sich zur Aufgabe gemacht, regelmäßig ihre Sitzungen nach "draußen" zu verlegen, um die für ihr Sachgebiet relevanten Einrichtungen in dem großen Gebiet der Einheitsgemeinde Zerbst kennenzulernen. So führte sie die jüngste Sitzung am Dienstag in den Ortsteil Buhlendorf.
Den ortsbildprägenden Speicher fanden die Lokalpolitiker schließlich alle, und sobald der Ausschussvorsitzende Bernd Adolph (CDU) von Kuhberge, das er mit Buhlendorf verwechselt hatte, eingetroffen war, ging die Besichtigungstour los. Erste Station war die Kegelbahn am Dorfplatz. Der Buhlendorfer Bürgermeister Hasko Thiem empfahl den Flachbau weniger als professionelle Wettkampfbahn vielmehr als begehrten Festraum. Die Kegelbahn, bei der die Kegel noch per Hand aufgestellt werden müssen, sei in Eigenleistung errichtet worden, erläuterte Thiem.
Das Objekt verfügt dagegen über eine komplett ausgestattete Küche, die bei Veranstaltungen genutzt werden kann. Der Ortsbürgermeister sprach von zwölf bis 15 Nutzungen im Jahr, wenn sich Gesellschaften hier einmieten, aus denen sich entsprechende Einnahmen ergeben. Kostenfrei nutzt der Buhlendorfer Seniorenverein regelmäßig die Kegelbahn. Das soll nach Möglichkeit auch so bleiben, da sich die Senioren ihrerseits im Ort über die Maßen engagieren. Als Manko des Objektes verwies Hasko Thiem auf die fehlende Wärmedämmung. Daraus ergibt sich ein Kostenfaktor im Winter. Die Heizkostenfrage müsse kritisch hinterfragt werden.
In der Festscheune übernahm der Vorsitzende vom Buhlendorfer Kultur- und Heimatverein, Hans-Joachim Wuttig, die weitere Führung. Eine Halle voller landwirtschaftlicher Geräte älteren Jahrgangs fanden die Gäste vor. Wuttig setzte den Schau-Elevator in Gange und erzählte von der Sackausklopfmaschine, die aus einer alten Bäckerei in Weißandt-Gölzau stammt.
Die alte Scheune wurde zur Ausstellung der Erntekronen, bei den in Buhlendorf stattgefundenen Regionalwettbewerben genutzt. Bei Dorffesten wird hier gefeiert, so dass ein Festzelt überflüssig ist. Auf dem Boden ergänzten kleinere Gerätschaften und Sachzeuge aus früheren Zeiten die Ausstellung. Einen Kasten Bier wollte Wuttig für denjenigen spendieren, der ein sonderbares kastenförmiges Gerät kennen würde. Doch auf eine Sackausstäubemaschine kam niemand der Stadtparlamentarier.
Inzwischen war auch der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann dazugestoßen und last but not least, stand der Speicher, technisches Denkmal und Aushängeschild des Ortes, im Mittelpunkt. Wuttig machte mit der Geschichte des Bauwerkes bekannt, das ein gewisser Julius Karl Sperling errichten ließ. Der Musterbau für Getreidewirtschaft um 19 Uhr wurde in den Jahren 1997 bis 2000 saniert. Eigens dazu war der Kultur- und Heimatverein Buhlendorf gegründet worden.
"Machen sie weiter so."
Bernd Adolph (CDU)
Der Vereinsvorsitzende berichtete von den Anstrengungen, das Objekt überhaupt sanieren zu können, von den Problemen während der Sanierungsmaßnahme und von den Sorgen, die den Verein heute plagen. Alle paar Jahre erfolgen Blitzschutzüberwachung und Brandschutzkontrolle, bei der neben der turnusmäßigen Überprüfung der Feuerlöscher alle zwei Jahre und der elektrischen Anlagen zusätzlich im Rahmen der Brandschutzauflagen die Brandmeldeanlage alle drei Jahre durch einen Sachverständigen zu prüfen ist. Damit ist der Verein finanziell überfordert.
Ohne Zuschuss droht die Schließung des Objektes, konfrontierte Wuttig die Ausschussmitglieder mit der Realität. Vor der Eingemeindung war die Gemeinde eingesprungen. An dieser Stelle wäre nun die Stadt Zerbst am Zuge. In diesem Jahr hat die Stadt die Kosten übernommen, doch ohne Zusicherung auf eine wiederkehrende feste Position im Haushaltsplan.
Im Rahmen der Auswertung zu den besichtigten Objekten entsprechend der Tagesordnung der Sitzung fanden die Mitglieder des Gremiums lobende Worte. "Sehr schön", meinte Dr. Walter Elß (FDP) zu dem Gesehenen. Man sehe, dass die Gemeinde bemüht ist, etwas an den Objekten zu tun, würdigte Bernd Adolph das Engagement und motivierte die Buhlendorfer "machen sie weiter so".
Silke Hövelmann (SPD) allerdings wollte nicht nur beim Schönen bleiben, sie erkannte vielmehr die Hausaufgaben, die sich ergeben haben. Zum einen das Heizkostenproblem in der Kegelhalle, zum anderen die Finanzierbarkeit der Kosten für die Brandschutzauflagen im Speicher. Bernd Adolph hakte nach, um welche Kostenhöhe es gehen würde. Hasko Thiem sprach von 1600 Euro, die zuletzt angefallen waren.
Der Ortsbürgermeister machte den Gästen deutlich, dass es die Brandschutzanlage im Speicher überdimensioniert sei. Ansinnen sei es, die Anlage auf ein sinnvolles Maß zu reduzieren, um damit auch den Reparatur- und Wartungsaufwand zu senken. Auf ein Drittel könnte abgespeckt werden, stellte Thiem vage Prognosen an. Man müsse die Sache nur vernünftig angehen. Er sieht die Kostenübernahme als Eigentümerleistung, und Eigentümer wäre schließlich die Stadt Zerbst. Für die Stadt gehören die Kosten allerdings zur Bewirtschaftung.
Der Vertrag für den Speicher sei in beide Richtungen interpretierbar, schaltete sich Andreas Dittmann ein. Als Stadtverwaltung sei man im Zuge der Haushaltskonsolidierung jedoch gehalten, alles abzuweisen, erklärte er. Die Brandschutzanlage in ihrer überhaupt nicht nutzbaren Dimension zu minimieren, "ist auf jeden Fall der richtige Ansatz", so Dittmann. Dass die Feuerwehr ihre Kriterien zurückschraubt, halte er dagegen für Wunschdenken.
Mit dem Brandschutzkonzept auf dem Tisch müsste das Gespräch mit dem Landkreis stattfinden. Als Eigentümer wäre dies Sache der Stadt. Andreas Dittmann nimmt das Problem mit ins Rathaus. Unter Druck steht man in Buhlendorf weiter, denn Veranstaltungspläne für die Kulturstätte Speicher will man verbindlich aufstellen.