1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Oder doch lieber die Alte Brücke?

Wochenmarkt Oder doch lieber die Alte Brücke?

Fortan kann der gesamte Markt für den Zerbster Wochenmarkt genutzt werden. Das freut nicht jeden. Der Standort wird diskutiert.

Von Daniela Apel 30.10.2018, 00:01

Zerbst l Die Standortfrage des Zerbster Wochenmarktes bleibt trotz des aktuellen Stadtratsvotums in der Diskussion. Bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen haben die Kommunalpolitiker auf ihrer jüngsten Sitzung für eine mögliche Verlegung des Wochenmarktes vom oberen auf den unteren Markt votiert. „Die Standorterweiterung als attraktivitätssteigernde Maßnahme könnte wieder zu mehr teilnehmenden Händlern, aber auch zu mehr Laufkundschaft führen“, heißt es in der Beschlussvorlage.

Bevor es zur Abstimmung kam, meldete sich Mario Rudolf zu Wort. Der Vorsitzende der Freien Fraktion Zerbst (FFZ) wies auf eine Internetumfrage hin, welche die FFZ auf ihrer Facebook-Seite startete. Insgesamt 382 Personen beteiligten sich daran. 82 Prozent stimmten für die Alte Brücke als Standort für den Wochenmarkt, nur 18 Prozent waren für den unteren Markt.

„Das ist keine repräsentative Umfrage, aber ein Meinungsbild und ein Trend, die eindeutig sind“, kommentierte Rudolf das Ergebnis. „Als Stadtrat sollten wir uns deshalb auch Gedanken machen, wo wir den Wochenmarkt stattfinden lassen“, forderte er seine Amtskollegen auf. Daneben erinnerte er, dass die Alte Brücke während der Umgestaltung des Marktplatzes schon einmal als Standort für den Wochenmarkt diente.

Rudolf kündigte an, beim nächsten Stadtrat den Antrag zu stellen, den Wochenmarkt auf die Alte Brücke zu verlegen. Zugleich soll die Verwaltung beauftragt werden, sozusagen die Erschließungskosten zu ermitteln. Denn auf der Alten Brücke fehlt es an der notwendigen Infrastruktur.

„Wir haben dort keine Strom- und Wasserversorgung“, machte Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) wie bereits im Haupt- und Finanzauschuss noch einmal klar. „Vor allem die Fleischverkäufer werden einen hohen Strombedarf haben“, mutmaßte er. Ein Baustromverteiler sei eine Alternative, dieser müsste jedoch jedes Mal aufgestellt und wieder weggeholt werden – für den Rathauschef keine wirkliche Lösung. Darüber hinaus existieren keine Toiletten, wie er anmerkte.

„Ob wir durch eine solche Standortverlagerung einen Zugewinn bekommen, das ist die Frage“, so Dittmann. Zumindest eine Wochenmarkthändlerin würde wegfallen, da sie ihr Geschäft auf der Alten Brücke habe, gab er zu bedenken. Die Marktgeschäfte wie Optiker, Apotheke und Modehaus, die von der Kundschaft des Wochenmarktes profitieren könnten, könnten indes nicht einfach umziehen. „Die Frage ist also nicht ganz leicht zu beantworten“, konstatierte der Bürgermeister.

Für den Markt spricht aus seiner Sicht die vorhandene Infrastruktur. Außerdem ließ er nicht unerwähnt, dass den Wochenmarkthändlern nach wie vor die Standgebühren erlassen werden. Diese Regelung gilt seit der Umgestaltung des Marktes, um jenen zu beleben. Denn auf ihrem provisorischen Standort auf der Alten Brücke hatten die Händler deutlich bessere Umsätze, wie die Volksstimme 2010 berichtete.

„Wenn wir den Wochenmarkt vom Markt wegnehmen, ist das der Anfang vom Ende des Marktes“, meinte Bernd Wesenberg (Grüne). „Lassen Sie uns in zwei, drei Jahren schauen, wie sich der Wochenmarkt auf dem unteren Markt entwickelt hat“, schlug er vor.

Unterdessen hatte Bürgermeister Dittmann nichts dagegen, dass die Verwaltung die Kosten für eine Standortverlegung auf die Alte Brücke ermittelt. „Aber was lassen wir dann weg in der Stadtentwicklung?“, spielte er auf die schwierige Finanzlage an. Ein Minus von rund 1,6 Millionen Euro prägt den Haushaltsentwurf für 2019.