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Optische Bremse soll Raser zügeln

Eine optische Bremse soll die Sicherheit auf der B 184 vor Roßlau in Richtung Zerbst erhöhen. Hier gibt es viele Unfälle.

Von Sebastian Siebert 11.08.2015, 20:52

Roßlau/Zerbst l Wer von Dessau nach Zerbst mit dem Auto fährt, nutzt meist die Bundesstraße 184. Kurz vor dem Ortseingang von Roßlau, den die Fahrer dann passieren müssen, haben Polizei, das Straßenverkehrsamt und die Landesstraßenbaubehörde (LSBB) nun eine optische Bremse eingeführt. Gestern stellten Mitarbeiter aller drei Institutionen die bauliche Veränderung vor.

Eine optische Bremse, so erklärt der Regionalbereichsleiter des Bereiches Ost der LSBB, Oliver Grafe, bestehe im Wesentlichen aus Querstreifen auf dem Straßenbelag. "Diese sollen dem Autofahrer signalisieren, dass er hier das Tempo zu verlangsamen hat", berichtet er weiter. Die Streifen, die in immer dichterem Abstand aufeinander folgen, sollen dem Kraftfahrer psychologisch verdeutlichen, dass sich an dieser Stelle die Gegebenheiten verändern. "Und das nicht nur optisch", fügt der Fachmann an. Die Streifen sind um wenige Millimeter plastisch erhöht. "So gibt es noch ein haptisches Signal", beschreibt er weiter. Der Autofahrer nimmt also einen anderen Untergrund sowie eine kurzzeitige Fahrgeräuschveränderung wahr, während er über die ungefährlichen Markierungen fährt. Sie enden direkt mit dem Beginn der Tempo-50-Zone auf der Brücke, kurz vor dem Ortseingang. Dann, so hoffen die Verkehrsfachleute, fahren die Kraftfahrer auch wirklich 50 km/h. Das tun sie nämlich im Regelfall nicht.

Der Polizei ist das seit langem ein Dorn im Auge. Zehn Unfälle habe es zwischen dem Bereich der jetzigen Bremse und dem Ortseingang Roßlau in den vergangenen drei Jahren gegeben, erklärte Gert Möbes von der Dessauer Polizei. "Zwei Personen wurden dabei getötet, zwei schwer verletzt." Bei allen sei überhöhte Geschwindigkeit eine der Ursachen gewesen, teils spielte Alkohol am Steuer eine Rolle.

Besonders nervt die Polizisten, dass sie wegen der baulichen Anlage in diesem Bereich - die Straße führt unter anderem über eine Brücke - keine der üblichen Gegenmaßnahmen Anwendungen finden. "Das wären natürlich Geschwindigkeitskontrollen", sagt Möbes. Doch weder können die Polizisten ihr Lasermessgerät einsetzen, denn die Strecke ist nicht lang genug, um Fahrzeuge dann heraus winken zu können. Noch können sie einen Blitzer einsetzen, da dieser erst wenige Meter vor dem Ortseingangsschild so positioniert werden könnte, so dass er richtige Messungen vornehme, sagt Möbes. Und das würde dann auch nur den Unmut der Fahrer erregen, zu abrupten Bremsungen führen und auch nicht das erreichen, was die Polizei eigentlich erreichen will: die Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzungen.

Die wird nun auf beiden Fahrbahnseiten und auch auf den Straßenschildern noch deutlicher als zuvor angezeigt.

Formal reichen die Vorfälle nicht, um den Bereich als Unfallschwerpunkt auszurufen. Dafür müssten beispielsweise pro Jahr mindestens fünf Unfälle der gleichen Art oder eine bestimmte Anzahl an Verletzten im Dreijahresverlauf sein.

Die Anzahl der Toten und Verletzten sei aber den örtlichen Amtsträgern zu hoch. "Deswegen haben wir es behandelt wie einen Unfallschwerpunkt. Mehr machen können wir jetzt nicht mehr. Es kommt auf die Fahrer an, sich einfach an die Richtlinien zu halten", betont Dessaus Revierleiter Jörg Schwabe.

Mit 1200 Euro Installationskosten ist die optische Bremse vergleichsweise günstig. Im September, nach den Ferien, soll die Wirkung der Anlage mit einer elektronischen Statistikeinheit überprüft werden. Diese zählt Anzahl der Autos, misst deren Geschwindigkeiten und fasst sie mit Datum und Uhrzeit - anonym - zusammen. Einmal kam sie schon zum Einsatz. Sie stellte 18 000 Fahrzeuge fest, 95 Prozent waren schneller als die erlaubten Tempo 50.

Spitzenwert: 142 Kilometer pro Stunde, kurz vor dem Ortseingang nach Roßlau.