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Perl-Sänger Michael Barakowski bei Zerbst beigesetzt

Perl-Sänger Michael Barakowski ist im Alter von 63 Jahren gestorben und wurde in Nedlitz bei Zerbst zur letzten Ruhe gebettet.

Von Thomas Skiba 06.02.2018, 12:13

Nedlitz l Er hat den Kampf gegen die Krankheit verloren. Am 18. Januar starb der Sänger und Komponist Michael Barakowski ("Zeit, die nie vergeht") im Alter von 63 Jahren an einer Blutvergiftung in einem Magdeburger Krankenhaus. Nun wurde er in Nedlitz bei Zerbst beigesetzt. So wie er es sich gewünscht hätte – im Kreise seiner Familie und Musikerkollegen aus Berlin und Sachsen-Anhalt.

„Micha war eine Seele von Mensch. Einen Musiker entschuldigt nur der Tod. Deswegen sitzt er nicht unter uns“, sagte Bert Eulitz,  ein ehemaliges Mitglied der „Zöllner“, der von Barakowski in Nedlitz Abschied nahm. Auch Henning Protzmann, Gründungsmitglied von „Karat“, Ferry Grott, Ex-Reggae-Play-Mitglied, und  Gerald Tornow, Produzent von „Zeit, die nie vergeht“, erwiesen ihrem Wegbegleiter die letzte Ehre. „Micha hat bei uns von der Pike auf gelernt", sagte Henning Protzmann, Gründungsmitglied von Karat. "Er war sehr gebildet, kannte sich schnell aus."

„Michael war schon auf dem Weg der Besserung“, erinnert sich Ehefrau Annett Barakowski, „doch dann kam die Blutvergiftung zurück …“ Michael Barakowski wollte 2018 wieder durchstarten. Zusammen mit der „Modern Soul Band“ plante er, auf Jubiläumstour zu gehen, „Gemeinsamkeit“ – so das Motto der Tournee – war für den Kumpeltyp Barakowski mehr als eine Floskel. „Er war ein lebenslustiger, immer freundlicher und offenherziger Mensch“, sagt seine Frau Annett über ihn. „Ihm war immer das Gemeinsame ausschlaggebend, das Wir, das Uns.“

Deswegen fühlte sich der in der Großstadt aufgewachsene Musiker auf dem Land so wohl. „Nedlitz ist meine Heimat“, sagte er einmal. Doch es waren nicht nur die Menschen hier an sich, hier fand er auch seine große Liebe. „Ich nahm allen Mut zusammen und sprach ihn nach einem Konzert an, ob er nicht ein Lied für unseren Kindergarten schreiben könnte“, erinnert sich Annett Barakowski an den ersten Kontakt. Daraus entstand dann das „Gänseblümchenlied“, Annett und Michael fanden einander und er zugleich eine neue Heimat.

Der Sänger mit der markanten Stimme wurde am 23. Dezember 1954 in Berlin geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Sachsen, machte als Jugendlicher Station in Greifswald, um dann nach Berlin zurückzukehren. Dort lernte er im Interhotel das Kochen, eine Leidenschaft, mit der er bis zu zuletzt Freunde und Familie begeisterte. Sein erstes In-strument war ein Akkordeon: „Er sparte sich das Essengeld für die Schulspeisung, um sich davon ein gebrauchtes Akkordeon zu kaufen“, weiß Annett Barakowski.

Als Funker leistete er seinen Wehrdienst bei der Marine – drei Jahre. Dort brachte er sich selbst das Gitarrenspielen bei. Hier komponierte er seine ersten eigenen Lieder.

Ganz und gar der Musik verschrieben, arbeitete Barakowski erstmal nicht auf der Bühne, sondern dahinter: als Roadie bei der Gruppe „Karat“, später dann als Tontechniker bei der Gruppe „Express“. Im Jahre 1978 durfte er dann endlich Musik studieren – Hauptfach Gitarre.

Mit der Amateurband „Perl“ spielte Barakowski ausschließlich live. Der Durchbruch gelang 1985 mit dem Titel „Zeit, die nie vergeht“. Er verkaufte sich etwa 700 000 Mal. Die Besonderheit hier: Der Titel wurde zeitgleich in Rundfunk und Fernsehen veröffentlicht – für eine Amateurband außergewöhnlich.

Das Lied entwickelte sich zu einer Art Hymne, besonders beliebt bei NVA-Soldaten, stellte sie doch zwischen den Zeilen die Sinnhaftigkeit des Militärdienstes in Frage. Bis zur Wende spielte Barakowski in verschiedenen Bands und Projekten. 1990 nahm er unter dem Künstlernamen „Kennzeichen D“ als erster ostdeutscher Musiker am gesamtdeutschen Vorentscheid des Grand Prix d’Eurovision de la Chanson teil. Er belegte mit dem Titel „Wieder zusammen“ den achten Platz. Dann wurde es ruhig um ihn.

Mit Neuaufnahmen seines Hits „Zeit, die nie vergeht“ versuchte Barakowski stets neu an den alten Erfolg anknüpfen, trat auf Festen und als Gastsänger bei Konzerten auf, war ein paar Mal im Fernsehen zu sehen.

Michael Barakowski wurde immer wieder auf seinen Klassiker „Zeit, die nie vergeht” reduziert. Dabei komponierte der Vollblutmusiker viele Songs, die das Potenzial zu einem Hit trugen. Songs, die davon handelten, was die Menschen, was die Welt zusammenhält: die Liebe. Und die Zeit, die dann, wie ein „Regentropfen auf dem Glas“, für ihn doch viel zu schnell verging.