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Porträt Wer nicht mitmacht, kann nicht meckern

Die Welt wäre friedlicher, würden mehr Frauen das Sagen haben. Davon ist Lysann Papenroth überzeugt und engagiert sich politisch.

Von Petra Wiese 11.01.2020, 06:57

Steutz l Im Kleinen vor Ort und seit Ende 2019 auch im Land mischt Lysann Papenroth in der Politik mit. Am 30. November 2019 wählten Bündnis 90/Die Grünen einen neuen Landesvorstand. Lysann Papenroth wurde zur Beisitzerin gewählt. Der Landesvorstand besteht aus zwei gleichberechtigten Landesvorsitzenden, der Schatzmeisterin und vier gleichberechtigten Mitgliedern, den Beisitzern. Bis 2021 lenkt der jetzige Landesvorstand die Geschicke der Partei.

„Ich war angesprochen worden, ob Interesse besteht, im Vorstand mitzuarbeiten“, erzählt Lysann Papenroth. Nach gründlicher Abwägung reichte sie ihre Bewerbung ein. Zuvor hatte sie sich schon für den Steutzer Ortschaftsrat beworben und war im Mai gewählt worden, als Vertreterin der Grünen. Da gehört sie zur Ortsgruppe Zerbst im Kreisverband Anhalt-Bitterfeld. Die Ortsgruppentreffen finden jeden dritten Donnerstag ab 19 Uhr im Morino Steakhouse in Zerbst statt und Besucher, die Fragen haben oder diskutieren wollen, sind immer willkommen.

Für die 39-Jährige war der Zeitpunkt gekommen, aktiv zu werden. „Wenn man auf die Welt guckt, kann man entweder verzweifeln oder man sagt, ich entwickele mich weiter und man engagiert sich“, erklärt sie. Sie entschied sich dafür, sich mehr einzubringen – „ich möchte etwas bewirken“. Auf Landesebene geht es für Lysann Papenroth und ihre Mitstreiter in den nächsten zwei Jahren um die Gestaltung des Wahlkampfes, die Entwicklung von Programmen, die Kommunikation und Übertragung von Themen von der Landesebene in die Kreisebene.

Alle 14 Tage trifft sich der Landesvorstand, in den anderen Wochen per Telefonkonferenz. Ja, das Engagement ist mit Aufwand verbunden, genau wie das im Ortschaftsrat mit regelmäßigen Ratssitzungen und Arbeitsberatungen etc. Aufwand betreiben, um Probleme zu lösen, Dinge zu ändern, Ziele zu erreichen. Der Steutzerin geht es um Umwelt- und Naturschutz, eine Landwirtschaft, die mit der Natur vereinbar ist, das Klima schützt und die Artenvielfalt bewahrt.

Ressourcen einsparen, da gehe ganz viel, weiß sie und leistet mit ihrer Familie ihren Beitrag auch im Privaten. Wir müssen verstehen, dass alles endlich ist, macht sie deutlich. Den respektvollen Umgang mit Mutter Natur pflegt sie schon seit ihrer Kindheit. „Ich bin auf dem Land groß geworden“, so Lysann Papenroth, die im Südharz aufgewachsen ist, „ich bin vom Dorf.“ Als Kind sei sie immer fasziniert gewesen vom Draußensein, vom Landleben, „das legt man auch nicht ab.“

Seit 2011 ist Lysann Papenroth in Steutz zu Hause, wo die Elbaue ihren besonderen Reiz hat. Seit eineinhalb Jahren arbeitet die studierte Agraringenieurin beim Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie in Magdeburg als Referentin für Biodiversität, Klimafragen und Insektenschutz – immer im Kontext zur Landwirtschaft. Durch ihre Tätigkeiten nach dem Studium kennt sie sowohl praktische Landwirtschaft, als auch die Probleme, die Umwelt und Natur durch die Landwirtschaft haben. Ein Spannungsfeld, das schwierig zu beackern ist. „Es muss gemeinsam gehen“, sagt die Steutzerin, sonst haben weder Landbewirtschaftende noch Natur, Umwelt und Klima eine Chance.

Schließlich werden die meisten Flächen durch die Landwirtschaft genutzt. Gemeinsame Strategien gilt es zu entwickeln und Lösungsprozesse in Gang zu setzen. Themen, die im beruflichen und politischen Engagement gleichermaßen relevant sind. „In den Themen fühle ich mich zu Hause“, sagt die junge Frau, „das liegt mir alles sehr am Herzen.“ Wichtig sei es ihr in allem, was sie tut, authentisch zu bleiben. Von einer Position nicht abzuweichen, bedeute dabei nicht, dass man keine Kompromisse eingehen kann.

Kompromisse eingehen muss man auf jeden Fall, wenn man Beruf, Engagement und Familie unter einen Hut bringen will. „Das ist die größte Herausforderung“, gibt Lysann Papenroth zu. Da kann sie sich auf ihren Mann Kay-Uwe verlassen, der voll hinter ihr steht und sie nach Kräften unterstützt. Wichtig ist, die Zeit mit Sohn Justus (7) sinnvoll zu nutzen – Qualität unterzubringen und Momente zu genießen. Entspannung findet sie außerdem bei den Pferden, beim Reiten und ganz elementaren Dingen, wie dem Ausmisten des Stalles.

Viel mehr Frauen sollten sich einbringen, findet die Steutzerin. „Ich kann andere Frauen nur ermutigen, mit dem Partner zu reden, Lösungen zu finden, um teilnehmen zu können.“ Dass kein Interesse besteht, könne sie sich nicht vorstellen. Viel mehr Frauen sollten sich in der Politik engagieren und den Mut haben, sich der Männerbande zu stellen und auch mal nein zu sagen. Ein bisschen weniger Testosteron in den Parlamenten würde die Welt weniger aggressiv machen.

Generell braucht es mehr Engagement der Leute. „Es ist ein so hohes Gut, dass wir in einer Demokratie leben, und dass jeder sich einbringen kann, auch wenn er nur zur Wahl geht“, so Lysann Papenroth. Da hilft Politikverdrossenheit nicht weiter – „wer nicht mitmacht, kann auch nicht meckern.“ Sie möchte auf jeden Fall nicht zuschauen, wie alles den Bach runter geht. „Das sind wir zukünftigen Generationen einfach schuldig“, findet sie und stellt sich den Aufgaben, die es jetzt zu beackern gibt.