Heute vor einem Jahr wurde das Katharina-Denkmal in Zerbst eingeweiht / Stadt und Verein: Positive Resonanz, aber auch noch viele Chancen
Heute vor einem Jahr wurde in Zerbst das Katharina-Denkmal eingeweiht. Das deutschlandweit erste seiner Art für die russische Zarin Katharina II., die vormalige Anhalt-Zerbster Prinzessin Sophie Auguste Friederike. Was hat das Denkmal seitdem in und für Zerbst bewirkt? Die Volksstimme fragt nach.
Zerbst. "Es ist nach wie vor eine große Freude, dass wir das Denkmal haben", findet der Zerbster Kulturamtsleiter Andreas Dittmann auch ein Jahr, nachdem Bildhauer Michail Perejaslawez sein Werk der Stadt als Geschenk übergeben hat.
Die seitdem bei vielen Besuchern überwiegend positive Resonanz, "dass das Denkmal steht und dass damit an die berühmte Tochter der Stadt erinnert wird", machen sowohl die Stadtverwaltung als auch der Vorstand des Internationalen Fördervereins "Katharina II." aus. Als ein Ziel seit der Vereinsgründung ist das Denkmalprojekt initiiert und realisiert worden.
Dass das Denkmal angenommen wird und auf zunehmendes Interesse bei den Zerbstern, bei Vereinen, im Tourismus, bei gesellschaftlichen und privaten Anlässen stößt, freut die Stadt und macht auch den Verein "ein wenig stolz". Zum Beispiel sei das Denkmal für Hochzeitsfotos inzwischen ein beliebter Anlaufpunkt.
Spezielle Führung
"Das Denkmal hat geholfen, das touristische Angebot in der Stadt zu komplettieren", nennt der Kulturamtsleiter einen weiteren Punkt. Die Tourist-Information hat jetzt auch eine spezielle Führung zum Thema Katharina II. im Angebot.
Dennoch müsse der Fokus im Umgang mit dem Thema Katharina II. noch verstärkt werden, unterstreicht Andreas Dittmann und verweist dabei auch auf das von den drei Studentinnen Anne Werner, Anne Wald und Carsta Müller zu den diesjährigen Kulturfesttagen vorgestellte Marketingkonzept. Besondere Chancen hat die Stadt danach mit Katharina und dem Denkmal als ein Alleinstellungsmerkmal.
"Katharina II. muss man niemandem erklären", weiß der Amtsleiter. Stärker noch als bisher soll das Denkmal so auch zur Zerbster Außenwirkung beitragen. Wie es das auf der aktuellen Abfallfibel - da eher umstritten - tut oder auf der DVD-Hülle des Zerbster Imagefilms.
Ein Vorschlag aus der studentischen Arbeit, den Kulturamt und Tourist-Information jetzt aufgreifen wollen, ist ein Zerbst-Pass. Er soll vor allem die Zerbster selbst locken, ihre Stadt zu entdecken, eine noch zu viel vermisste Identität zu entwickeln.
"Auch um das Denkmal herum sind noch ein paar Sachen nachzuarbeiten", so Andreas Dittmann. Bald umgesetzt werden soll ein Hinweisschild, dass das Denkmal und ein paar biografische Daten zu Katharina II. erklärt. Entstehen soll es in der Form der bereits vorhandenen Steine, die im Park auf Bauten und andere Besonderheiten hinweisen.
Es sei richtig gewesen, das Denkmal in den Schlossgarten zu stellen, um bewusst Leute in den Park zu holen, reflektiert Andreas Dittmann, wofür er auch selbst damals im Stadtrat geworben habe.
Gut auch, dass der Bau- und Stadtentwicklungsausschuss die Umsetzung des denkmalpflegerischen Rahmenkonzeptes aufgegriffen habe. Unterschiedlich werde beurteilt, inwieweit das bis jetzt geglückt sei. "Die Situation jetzt ist sicher für jeden unbefriedigend, aber es ist eine Zwischenphase", meint der Amtsleiter.
Unglückliches Bild
Nicht glücklich ist mit dem derzeitigen Schlossgarten-Bild auch der Katharina-Verein. Direkt um das Denkmal, "sollten mit wenigen Mitteln bessere Zustände hergestellt werden können, zum Beispiel mit einem gepflegten Rasen im direkten Umfeld. Ein paar Blumen in der Nähe würden den Ort auch sehr aufwerten und die Achtung vor dem Künstler und den Machern zum Ausdruck bringen", so der Vorstand um Vorsitzende Tetyana Nindel und Stellvertreterin Marlies Kellpinski.
Auch das weitere Denkmal-Umfeld ist aus Vereinssicht nicht akzeptabel. "Nach dem Kahlschlag wird noch immer nach der passenden Lösung gesucht. Das hätte vor Beginn klar sein müssen mit einem breiten Konsens zur Bevölkerung und unserem Verein."
Ohnehin sieht sich der Verein mitunter zu wenig eingebunden beziehungsweise in seinem Wirken zu wenig anerkannt. Die Verbindung zum Verein könnte noch öfter gesucht werden und "nicht nur, wenn Darsteller in historischer Kleidung gebraucht werden", so der Vorstand. Er findet auch, dass "das Verdienst des Vereins zur Entstehung des Denkmals einer selbstverständlichen Vereinnahmung gewichen ist". So wünsche man sich zum Beispiel am Denkmal auch einen Hinweis auf den Förderverein.
Verbessert habe sich die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und der Tourist-Information. Und aus Sicht des Tourismus\', aber auch für das Denkmal und die Stadt sei "die jetzige schon viel zu lange Phase" des Schlossgarten-Zustandes "schädlich".
Der Katharina-Verein unterstützt den Vorschlag des Stadtrates Hans-Ulrich Müller (UWZ) mit der unbedingten Zielsetzung einer Sichtachse vom Hauptweg zum Katharina-Denkmal.
Die Reihenfolge der Umsetzung von Maßnahmen im Schlossgarten solle überdacht werden. "Nicht die angedachten Nuthebett-Führungen sind uns wichtig, sondern das gesamte Umfeld des Denkmals und ein gepflegter Eindruck des Parkes insgesamt."