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Radtouristen 30 Prozent Zuwachs an der Saale

Der Saaleradweg erfreut sich wachsender Beliebtheit. Im vergangenen Jahr gab es eine zweistelliges Wachstum.

Von Thomas Höfs 07.02.2021, 00:01

Walternienburg l Gegenüber von Walternienburg, auf der anderen Elbseite, beginnt der Saaleradweg. Radfahrer können dem Nebenfluss der Elbe von hier aus auf rund 400 Kilometer folgen und den Fluss durch drei Bundesländer begleiten. Im vergangenen Jahr erlebte auch der Saaleradweg einen großen Besucheransturm. Wie auf dem Elberadweg gibt es auch an der Saale versteckte Zähleinrichtungen, die die Zahl der Radfahrer erfassen, bestätigt Katrin Pflieger in Jena. Hier wird der Saaleradweg für alle Bundesländer betreut. Ein Verein kümmert sich darum. Kommunen und Landkreise sind hier Mitglied und unterstützen so den Tourismus.

Seit 27 Jahren gibt es den Saaleradweg nun schon. In den vergangenen Jahren ist das Interesse an der durchgehenden Radverbindung ebenso gewachsen, wie an anderen Flüssen. In Gröna bei Bernburg befindet sich eine der Zähleinrichtungen auf dem Saaleradweg. Obwohl im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie der Radtourismus erst später starten konnte, stieg die Zahl der Radfahrer dort um mehr als 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr an, teilte sie mit. Bei Bernburg fuhren mehr als 92.000 Radfahrer in der vergangenen Saison an der Saale entlang. Zwar kann die Zähleinrichtung nicht unterscheiden, wer nur einen Tag oder mehrere Tage an dem Fluss verbringt. Dennoch verfügt der Trägerverein über Daten, die zeigen, dass die Zahl der Radtouristen in den vergangenen Jahren stetig gewachsen ist.

Der technische Fortschritt macht zudem für viele Hobbyradfahrer die gesamte Strecke inzwischen erlebbar. Denn die Saale überwindet auf ihrem rund 400 Kilometer langen Flussbett einige hundert Meter Gefälle. Früher starteten die Radfahrer oft in Saalfeld ihre Tour, weiß die Mitarbeiterin. Ab hier sind die Höhenunterschiede nicht mehr ganz so groß. Die sportlich ambitionierten Etappen im Bereich Fichtelgebirge, Frankenwald und am Thüringer Meer ließen die meisten Radfahrer aus, wohl wissend, dass sie ihr Fahrrad hier oft schieben müssen. Diese Einstellung hat sich inzwischen grundlegend geändert. Auch den Mitarbeitern des Saaleradwegvereins ist nicht verborgen geblieben, dass immer mehr Radfahrer mit elektrischer Unterstützung unterwegs sind. Bei modernen E-Bikes kann der Radfahrer die Unterstützung per Motorkraft zuschalten und entsprechend der Schwierigkeit der Strecke auswählen. Stärkere Anstiege verlieren so ihren Schrecken und sind auch für untrainierte Radfahrer befahrbar.

Der technische Fortschritt ist allerdings an der verfügbaren Infrastruktur an der Strecke noch nicht sichtbar geworden, was die Verfügbarkeit von Ladestationen für elektrisch betriebene Räder angeht. Erheblichen Nachholebedarf sieht der Verein hier noch entlang der Strecke. Doch die ersten Kommunen rüsten hier auf. Calbe plant zum Beispiel in diesem Jahr den Bau einer Ladestation am Freibad auf der Hegerinsel, über die seit dem vergangenen Jahr der Saaleradweg führt.

Im vergangenen Jahr stiegen auch wegen der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Unsicherheiten, was einen Auslandsurlaub anbelangte, viel mehr Menschen auf das Fahrrad und erkundeten die Flüsse. Es zeichnet sich ab, dass sich dies in diesem Jahr wiederholen könnte. Ein Indiz ist dabei die Nachfrage nach Informationen rund um den Saaleradweg. Im vergangenen Jahr registrierte der Verein eine sehr große Nachfrage.

Bei Barby treffen die Saaleradfahrer auf die Elbe und damit auf einen der am stärksten frequentierten Radwege an einem Fluss. Auf ihren letzten Kilometern zwischen Calbe und Barby ist die Saale noch in ihrem ursprünglichen Bett und mäandert durch die Wiesen. Wohl weitgehend unverändert seit der letzten Eiszeit zeigt sich die Saale hier. Viele Radfahrer zeigen sich von der Einzigartigkeit der Landschaft begeistert und hätten sie so kaum vermutet. Allerdings macht der Flussverlauf an der Mündung die Saale für große Schiffe kaum beschiffbar. Pläne, die Saale zu begradigen, wurden bislang nur diskutiert und nicht umgesetzt.