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Sanierung Schloss ab 2022 für alle zugänglich

Zum Prozessionsspiel 2022 wird das Zerbster Schloss barrierefrei zugänglich sein. 2,4 Millionen Euro werden in das Schloss investiert.

Von Thomas Kirchner 18.07.2020, 01:01

Zerbst l Die schrittweise Sanierung des ehemaligen Zerbster Residenzschlosses macht einen großen Sprung nach vorn. Zur „Umsetzung des kulturellen Nutzungskonzeptes“ hat der Verein am vergangenen Freitag einen Fördermittelbescheid in Höhe von rund 2,08 Millionen Euro erhalten. Die Zuwendung erfolgt im Rahmen des Programms „Sachsen-Anhalt Kulturerbe“ aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre) und ist hauptsächlich für die Schaffung der Barrierefreiheit und die Umsetzung des Brandschutzkonzeptes vorgesehen. Inklusive der Eigenanteile der Stadt beträgt das Gesamtvolumen des Projektes etwas mehr als 2,4 Millionen Euro.

„Diese Zuwendung ist ein großer Meilenstein in der ehrenamtlichen Tätigkeit des Fördervereins und der Bewahrung des Zerbster Schlosses für nachfolgende Generationen“, sagt der Vereinsvorsitzende Dirk Herrmann nicht ohne Stolz auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bürgermeister Andreas Ditmann (SPD) und Leader-Managerin Elke Kurzke im Rathaus und freut sich über den riesigen Schritt nach vorn für den historischen Barockbau. Es sei eine schwere Geburt gewesen, wenn man bedenke, dass die Bewilligung aus einem Antrag vom Februar 2018 resultiert.

„Wesentliche Punkte des Projektes sind zum einen die Herstellung der Barrierefreiheit, sprich der Einbau eines Fahrstuhles, mit dem dann alle Etagen des Schlosses erreicht werden können. Zum anderen soll mit den Mitteln das Brandschutzkonzept umgesetzt werden“, erläutert Herrmann. Ansonsten würde innerhalb kürzester Zeit die Schließung des Schlosses bevorstehen.

Anhand der Kosten könne man sehen, dass dies keine kleine Baumaßnahme ist. Das Projekt betreffe im Übrigen das gesamte Haus. „Der Projektzeitraum ist eng bemessen. Bis März 2022 müssen die Arbeiten abgeschlossen sein. Das ist eine sportliche Aufgabe, doch wir sind guter Dinge dies auch zu schaffen“, so der Vereinsvorsitzende.

Wegen des hohen Gesamt-Investitionsvolumens mussten die Planungen dazu europaweit ausgeschrieben werden. „Das hat jede Menge Zeit gekostet“, sagt Herrmann. Es sei auch eine neue Erfahrung für die Mitarbeiter im Rathaus gewesen, wirft der Rathauschef ein. „Die europaweite Ausschreibung war ein Punkt, wo wir als Stadt dem Förderverein zur Seite gestanden haben“, so Dittmann. Überall dem schwebe ja bei einem Vergabefehler, dass man am Ende auf den Gesamtkosten sitzen bleibt.

„Das ist natürlich ein Punkt, den alle Beteiligten mit Sorgen betrachten und verhindern wollen“, sagt der Rathauschef. Im Übrigen müsse die Gesamtfinanzierung jederzeit gesichert sein. „Hier springt die Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld ein, um Rechnungen vorzufinanzieren“, so Dittmann.

„Die Etappen bis zur Bewilligung der 2,08 Millionen Euro waren holprig“, erinnert sich Elke Kurzke. Im Bereich Mittlere Elbe-Fläming unterstützt sie Projekte bei der Beantragung von Fördermitteln aus dem europäischen Förderprogramm Leader für die Entwicklung des ländlichen Raums. Zu Beginn sei für das Zerbster Schloss ein „Schnäppchen-Budget“ vorgesehen gewesen. „Wir saßen bei der Investitionsbank (IB) zusammen und haben klar gemacht, dass wir für diese Summe einen Nebeneingang barrierefrei umbauen können, aber nicht das gesamte Haus“, so Elke Kurzke.

Daraufhin habe die IB durchblicken lassen, dem Vorhaben als Bewilligungsbehörde zu folgen, wenn sie die nötige Summe vom Finanzministerium organisieren. „Dann haben wir gepokert, und nach ein paar Telefonaten war dieses Projekt landesweit das Erste, das sich getraut hat, solche eine Summe in die Tabellenspalte einer Prioritätenliste einzutragen“, schildert Kurzke. Im Ergebnis seien die Bewilligungsbehörden zu dem Schluss gekommen, wenn Leader Mittlere Elbe-Fläming den Mut hat, solch Projekt durchzuziehen, dann stimmen wir dem zu.

Von dem Projekt und dem Investitionsvolumen profitieren auch Firmen der Region, macht Dittmann deutlich. „Gerade in der gegenwärtigen Pandemie-Situation ist das natürlich auch für Baufirmen der Region eine Chance, Beschäftigung zu sichern“, betont der Rathauschef. Insgesamt eröffne die Barrierefreiheit ganz neue Perspektiven. „Dadurch machen wir auch neue Veranstaltungsformate und vor allem eine Teilhabe möglich, insbesondere auch für Bereiche des Schlosses, die momentan überhaupt nicht zugänglich sind“, blicken Dittmann und Herrmann in die Zukunft.

Worin sich Dittmann, Herrmann und Kurzke noch einig sind: „Der bevorstehende Umbau ist Türöffner für weitere Projekte und Födermittel, für all das, was im Nutzungskonzept niedergeschrieben ist, denn ohne Barrierefreiheit wird es zukünftig nicht mehr möglich sein, Fördermittel zu akquirieren.“