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Schifffahrt Niedrigwasser für Fähren problematisch

Nach wochenlangem Niedrigwasser fahren alle Barbyer Fähren wieder einmal. Damit können sie wenigstens Geld verdienen.

Von Thomas Höfs 05.09.2020, 01:01

Zerbst/Barby l Verwaltungstechnisch betrachtet, stellen die drei Fähren der Stadt Barby, ein liebevolles Hobby dar. Der Schiffsbetrieb der Stadt, der Kreis- und Landesstraßen miteinander verbindet, ist nach geltendem Recht keine Pflicht für die Kommune. Sie könnte morgen den Betrieb einstellen und würde unterm Strich wahrscheinlich sogar noch davon profitieren.

Die Finanzierung der Gierseilfähren ist das Thema, mit dem sich der Barbyer Bürgermeister Torsten Reinharz seit seinem Amtsantritt im Rathaus befasst. Für die Stadt gibt es außer den Fähren nämlich keine unberechenbarere Beschäftigung, als die drei kleinen Schiffe. Vor allem die vergangenen Jahre machten der Stadt aus Sicht eines Fährbetreibers wenig Freude. Denn monatelang mussten die Fähren an der Kette liegen. Saale und Elbe führten zu wenig Wasser. Einzig die Elbfähre bei Barby konnte noch länger fahren, musste dann aber auch zwischenzeitlich wegen zu wenig Wasser im vergangenen Jahr pausieren.

In Barby führt die Elbe etwas mehr Wasser. Denn kurz vor der Kleinstadt mündet die Saale in die Elbe. Dadurch kann zumindest eine der Fähren regelmäßiger fahren. Bleiben die Schiffe an Land, bleibt die Stadt auf den Kosten für das Personal sitzen, beklagt sich der Barbyer Bürgermeister seit Jahren.

Gleich nach seinem Amtsantritt hatte er einen Anlauf unternommen, mit dem Verkehrsministerium zu sprechen. Ziel war es, dass das Land sich mehr an den Kosten beteiligt. Das ist passiert. 90 Prozent der regelmäßigen Kosten bei der Landrevision der Fähren zahlt nun das Land. Allerdings nur zu der Bedingung, dass die Fähre bis zum nächsten Abstecher in der Werft in Betrieb bleiben muss. An den laufenden Kosten beteiligt sich das Land dagegen nicht, beklagt sich Torsten Reinharz. Dabei sind es die laufenden Kosten, die der Kommune besonders weh tun, bestätigt er.

Denn der Fährbetrieb kann unter Umständen dank der Logik der öffentlichen Finanzen dafür sorgen, dass die Kleinstadt für ihre Bürger weniger Wohltaten verteilen kann. Das gilt besonders in Zeiten, in denen die Kommune in der Haushaltskonsolidierung ist und Schulden abbauen muss. Dann darf sie nur einen kleinen Teil des jährlichen Etats für die sogenannten freiwilligen Leistungen ausgeben. Fahren die Schiffe gerade in einem Jahr sehr wenig und nehmen wenig Geld ein, kann dies dazu führen, dass für Kinder und Senioren kein Geld mehr übrig bleibt. Eine Situation, mit der sich Torsten Reinharz schwer anfreunden kann.

Wegen der hohen laufenden Kosten hatte in diesem Jahr die Gemeinde Elbe-Parey ihre Motorfähre an die Kette gelegt (Volksstimme berichtetet). „Ich finde das gut“, macht Torsten Reinharz keinen Hehl aus seiner Meinung. Regelmäßig trifft er sich mit Bürgermeistern anderer Kommunen, die Fähren betreiben. Die Sorgen seien oft ähnlich.

Nach der Aufgabe der Fährverbindung im Jerichower Land habe es einen Aufschrei gegeben. Der sei auch notwendig, damit sich etwas ändere, ist er überzeugt. Solange alles laufe und die Kommunen die Fähren finanzieren, gebe es wenig Druck, schildert er seine Erfahrungen. Dabei könnten die Kommunen mit dem Thema nicht allein gelassen werden.

Vor Jahren hatte er schon mal einen Anlauf zur Teilung der Kosten mit der Nachbarstadt Zerbst unternommen. Es sei ein nettes Gespräch im Rathaus von Zerbst gewesen, erinnert er sich noch. Eine Übernahme der Kosten sei aber nicht vereinbart worden. Nach dem neuen Gespräch blieb alles wie immer.

Aktuell ist allerdings Bewegung in die Angelegenheit gekommen. Die Linksfraktion im Landtag hat beantragt, dass sich das Land an den laufenden Kosten auf wichtigen Landesstraßen beteiligt. Seit dem Vorstoß der Landtagsfraktion gibt es viele Anfragen von Journalisten im Rathaus, sagt er. Das Thema werde auf einmal wieder interessant. Zuweisungen vom Land für die laufenden Kosten würde der Bürgermeister nicht ablehnen. Das sei es, wofür er sich seit Jahren einsetze.

Es ist nicht das einzige Problem für den Chef der Verwaltung und der drei Gierseilfähren. In eineinhalb Jahren ändert sich die Vorschrift für die Ausbildung der Fährleute. In Zukunft, so die neue Vorschrift, sollen die dann Binnenschiffer sein. „Wer stellt sich als Binnenschiffer auf eine Gierseilfähre“, fragt Torsten Reinharz. Die Ausbildung werde teurer und es stelle sich die Frage, ob er dann überhaupt noch Leute finde, die den Job auf den Schiffen machen. Auch dies sei in der nächsten Zukunft eine offene Baustelle, die das Geschäft mit den Fähren nicht gerade einfacher mache. Vor allem personell ist der Betrieb von drei Schiffen eine ordentliche Belastung. Eng wird es immer dann, wenn Mitarbeiter unerwartet krank werden. In der Vergangenheit musste dann schon mal der Fährbetrieb auf einigen Strecken eingestellt werden.

Das bedeutet dann nicht nur einen Einnahmeausfall, sondern auch eine Verärgerung bei den Stammgästen, die täglich von Montag bis Freitag das Schiff benutzen. Fällt eine Fähre öfter mal aus, schwinden die Nutzerzahlen. Denn das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Fährverbindung schwindet schnell, wissen die Planer der Fährverbindungen im Rathaus von Barby.

Dazu kommt, dass eigentlich nur eine Verbindung wirtschaftlich in den schwarzen Zahlen fährt. Die Saalefähre und die Verbindung zwischen Tochheim und Breitenhagen sind defizitär. Nur wenn es Sperrungen auf anderen Strecken gibt, lohnt sich für die Stadt das Geschäft. Voraussetzung ist hier aber immer, dass der Wasserstand mitspielt.