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Schließung Krisengespräch bleibt ohne Erfolg

Die Schließung des Zerbster Kreißsaals konnte nicht abgewendet werden.

Von Thomas Kirchner 28.06.2018, 07:00

Zerbst l In wenigen Tagen sollen die Entbindungsstation und die Klinik für Frauenheilkunde geschlossen werden. Ab 1. Juli wird es keine Geburten im Zerbster Krankenhaus mehr geben.

Auf Initiative von Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) trafen sich Beate Bröcker, Staatssekretärin im Ministeriums für Soziales und Regierungsdirektor Michael Kunstmann, ebenfalls aus dem Sozialministerium sowie Landtagsabgeordneter Holger Hövelmann (SPD) mit Klinikgeschäftsführer Georg Thiessen, um die Schließung vielleicht doch noch zu verhindern.

Dittmann und Hövelmann unterstrichen, welchen hohen Stellenwert gerade dieser Klinikbereich für die Stadt Zerbst und die Region hat und verwiesen darauf, dass die Schließung auch Unsicherheit über die Zukunft des Krankenhausstandortes insgesamt auslöst. „Die aktuellen Wortmeldungen in den Medien zeigen die hohe Akzeptanz der Klinik bei den Bürgerinnen und Bürgern“, betonte Dittmann.

„Ich betrachte die weitere Ausdünnung der Versorgungsdichte bei Geburtsstationen mit Sorge, da es im Land weitere ähnliche Entscheidungen gab“, erklärte die Staatssekretärin. Sie wies ausdrücklich darauf hin, dass aus Sicht des Sozialministeriums in Sachsen-Anhalt keine Klinikschließungen erforderlich sind.

Klinikgeschäftsführer Georg Thiessen begründete die bittere Entscheidung der Schließung der Geburtenstation ausschließlich mit dem Fehlen von Fachärzten und Hebammen.

„Um einen regulären Betrieb und die erforderliche Qualität in der Versorgung zu gewährleisten, werden mindestens 5,6 Stellen benötigt, die nicht da sind“, sagt Thiessen. Auslöser der nun akut gewordenen Schließung sei der Ausfall einer Ärztin sowie einer Hebamme in Elternzeit.

Der Diskussion einer schleichenden Krankenhausschließung trat Thiessen entschieden entgegen. „Es gibt dazu keinerlei Überlegungen“, betont er. Im Gegenteil, es würden andere Klinikbereiche sogar ausgebaut und verstärkt.

Zudem informierte Dittmann die Stadträte über die Gespräche am Vormittag. „Ich habe sehr viel Verständnis und Sympathie für die aktuellen Positionierungen und Aktionen für den Erhalt des Mutter-Kind-Zentrums“, machte Dittmann im Stadtrat deutlich und dankte allen Fraktionen des Stadtrates für das klare Bekenntnis für die Zerbster Klinik und den Erhalt des Mutter-Kind-Zentrums.

„Dass es der Helios-Klinik nicht gelungen ist, ausreichend Fachkräfte für die Zerbster Klinik zu gewinnen, hat eben auch damit zu tun, dass Privatkliniken mit der rein wirtschaftlichen Betrachtung und einer entsprechenden Renditeerwartung scheinbar nicht die attraktivsten Arbeitgeber sind“, sagte Dittmann im Stadtrat.

Zuvor hatte der Rathauschef an einer Protest-Demo gegen die Schließung des Kreißsaals vor der Zerbster Klinik teilgenommen. Knapp 100 Menschen, darunter auch Stadträte und Kirchenvertreter, waren dem Aufruf des SPD-Ortsvereins zu dieser Protestaktion gefolgt. Sie machten deutlich, dass die Entbindungsstation unbedingt erhalten bleiben muss.