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Schweinepest Wildbret füllt zunehmend Kühltruhen

Jäger sollen mehr Wildschweine schießen, haben aber Probleme beim Fleischabsatz. Auch der Lietzoer Jonas Döhring steckt in diesem Dilemma.

Von Daniela Apel 04.11.2020, 00:01

Lietzo l Jonas Döhring ist passionierter Jäger. Regelmäßig erklimmt der junge Mann einen der Hochsitze im gepachteten Revier. Ruhig und konzentriert beobachtet er dann das Geschehen. Sein versierter Blick gilt derzeit besonders den Wildschweinen. Durch deren Abschuss will der Lietzoer wie die gesamte Jägerschaft mithelfen, die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) einzudämmen.

In Brandenburg ist die Tierseuche deutschlandweit das erste Mal aufgetreten, über 120 Fälle sind dort bislang nachgewiesen. Inzwischen ist auch in Sachsen die ASP-Probe bei einer erlegten Bache positiv ausgefallen. Ein Mittel gegen das langlebige Virus existiert noch nicht. Bekannt ist, dass sich die Tiere vor allem durch Blut oder den Kontakt mit dem Kadaver eines verendeten Artgenossen anstecken. Auch über kontaminiertes Futter oder verunreinigte Gegenstände und Lebensmittel können sich Schweine infizieren und das endet für sie innerhalb weniger Tage meist tödlich.

Zudem zieht ein bestätigter Fall die Ausweisung von Restriktionszonen rund um den Fundort nach sich, was gravierende Auswirkungen unter anderem auf schweinehaltende Betriebe hat. So drohen ihnen strikte Exportbeschränkungen. „Die wirtschaftlichen Effekte sind enorm“, weiß Jonas Döhring. „Als Jäger haben wir eine Mitverantwortung bei der Prävention“, meint er. Eine wesentliche Maßnahme im Kampf gegen die Schweinepest sei die Reduzierung der enormen Wildschweinpopulation hierzulande. Denn durch die hohe Reproduktionsrate und das reiche Nahrungsangebot „haben wir eine der höchs- ten Wildschweinbestände“, sagt der Lietzoer. Dadurch steigt die Ansteckungsgefahr der Tiere.

„Es ist wichtig, dass die Jägerschaft weiterhin eine sehr, sehr hohe Bejagung anstrebt“, betont er. Ein Anliegen, das mittlerweile ebenfalls die Politik unterstützt. Auf Initiative der CDU brachten die Koalitionsfraktionen einen Antrag in den Landtag von Sachsen-Anhalt ein, der ein umfangreiches Maßnahmenpaket beinhaltet, um die Einschleppung der Schweinepest zu verhindern.

Neben der Übernahme der Kosten für die Trichinenschauen gehört ebenfalls die Einführung einer Abschussprämie von 50 Euro für jedes erlegtes Wildschwein dazu. Jonas Döhring begrüßt den Beschluss. „Leider ist es ein sehr später Schritt“, findet der Lietzoer, der nicht nur Mitglied der Zerbster Jägerschaft und CDU-Mitglied im Stadtrat ist, sondern sich auch im Landesjagdverband von Sachsen-Anhalt engagiert und zwar in der Arbeitsgemeinschaft „Junge Jäger“.

Im Gespräch mit der Volksstimme weist Jonas Döhring außerdem auf ein Dilemma hin. Denn die forcierten Abschüsse sind das Eine. „Wichtig ist auch der Fleischabsatz“, gibt er zu bedenken. Beim Wildbret handele es sich um ein hochwertiges, gesundes Lebensmittel, das noch dazu unmittelbar aus der Region stamme, spielt er auf den Aspekt der Nachhaltigkeit an. Jäger beraten hier gern interessierte Verbraucher, die mit der Abnahme von Wildschweinfleisch ihrerseits die ASP-Prävention unterstützen, wie er ausführt.

In dem Zusammenhang betont Jonas Döhring, dass die Afrikanische Schweinepest für Menschen völlig ungefährlich ist. Niemand sollte wegen der Tierseuche in Panik verfallen. Allerdings rät er zu Achtsamkeit und Sensibilität bei Waldspaziergängen. Gerade bei der im Herbst beliebten Pilzsuche „sollte man nicht in die letzte Deckung oder Aufforstung reingehen, um das Wild nicht zu beunruhigen“. Wer indes auf ein Wildschwein trifft, das kein natürliches Fluchtverhalten zeigt oder apathisch wirkt, der sollte dies unverzüglich einem Jäger oder Veterinäramt des Landkreises melden, sagt Jonas Döhring.