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Spezialeinsatz Quecksilber-Fund: Polizei ermittelt

Quecksilber hat ein Einwohner in der Zerbster Goethestraße gefunden. Die Polizei vermutet eine Straftat.

Von Thomas Kirchner 30.04.2017, 23:01

Zerbst l Ein Anwohner der Zerbster Goethestraße in der Wohnanlage Wilhelminischer Hof entdeckt am Sonnabendvormittag gegen 10 Uhr Uhr im Keller und vor dem Haus eine seltsame Substanz, kleine Kügelchen. Er alarmiert über die Leitstelle die Feuerwehr. Der Anrufer äußert während des Telefonates den Verdacht, dass es sich um Quecksilber handeln könnte.

Daraufhin werden die Kameraden der Zerbster Wehr verständigt. Stadtwehrleier Denis Barycza , Ortswehrleiter Steffen Schneider sowie Stellvertreter René Borkowitz rücken sofort mit dem Einsatzwagen aus, um sich vor Ort ein Bild von der Substanz zu machen. Auch die Wehrleiter kommen nach Prüfung, Recherche und telefonischer Beratung mit Sebastian Gries, Leiter des ABC-Fachdienstes des Landkreises zu dem Schluss, dass es sich bei dem Fund tatsächlich um Quecksilber handelt.

Weitere Einsatzkräfte rücken aus. "Sowohl der Fundort vor dem Haus, als auch die betroffenen Kellerbereiche werden abgesperrt“, schildert Stadtwehrleiter Denis Barycza an der Einsatzstelle das Vorgehen. Mittlerweile ist auch Sebastian Gries an der Einsatzstelle eingetroffen, um die Freiwilligen vor Ort zu unterstützen. „Absolute Priorität hat jetzt der Schutz der Anwohner und der Kameraden“, sagt Barycza.

Die gefundenen Mengen vor dem Haus sind relativ gering. Hier versuchen die Kameraden unter Verwendung von Schutzkleidung und Atemschutz das Quecksilber mit Pipetten aufzunehmen. „Im Kellerbereich wird das weitaus schwieriger. Hier schätze ich den kontaminierten Bereich auf zehn bis zwölf Quadratmeter“, schätzt Ortswehrleiter Steffen Schneider ein.

Auch Bürgermeister Andreas Dittmann und Kreisbrandmeister Heiko Bergfeldt machen sich am Einsatzort ein Bild und informieren sich über die Lage. Dittmann ist entsetzt über den Fund. „Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie dieses giftige Schwermetall in den öffentlichen Raum, beziehungsweise in den Keller des Wohnhauses gelangen konnte“, kommentiert er die Lage. „Ich habe allerdings auch keine Zweifel, dass die Kameraden gemeinsam mit der angerückten Unterstützung auch diesen schwierigen Einsatz bewältigen“, so der Bürgermeister weiter.

Am Nachmittag werden dann weitere Einsatzkräfte hinzugezogen. Ein CBRN Einsatzwagen der Magdeburger Feuerwehr (CBRN steht für chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahren) und der Atemschutz Gerätewagen aus Aken rücken an. Vorsorglich wird auch ein Rettungswagen am Ereignisort platziert.

„Nach gemeinsamer Beratung aller Beteiligten rückten die Kameraden wiederum unter Vollschutz mit Spezialausrüstung dem Quecksilber mit teils relativ profanen Hilfsmitteln wie Handfeger, weichen Pinseln, Haushaltsschwämmen, Kunststoffschaufeln - und spachteln, Pipetten und sogar Rasierschaum zum Binden, zu Leibe“, erläutert Ortswehrleiter Steffen Schneider die Vorgehensweise.

Das Quecksilber wird schließlich vollständig entfernt, in Spezialflaschen abgefüllt, luftdichten Behältnisse verpackt und wird nun fachgerecht entsorgt. Nach einer Schadstoffmessung in den Kellerräumen durch die Magdeburger Kameraden kann gegen 19 Uhr endgültig Entwarnung gegeben werden. Wie das Quecksilber freigesetzt, in den Keller und vor das Haus gelangen konnte, bleibt unterdessen noch unklar. Wie die Pressestelle des Polizeireviers Anhalt-Bitterfeld auf Nachfrage mitteilt, liege der Verdacht einer Straftat vor, daher seien die Ermittlungen eingeleitet worden. Im Moment gäbe es allerdings keinerlei Hinweise dafür, wie das Quecksilber in die Kellerräume und vor das Gebäude gekommen ist.

Ortswehrleiter Steffen Schneider dankt allen beteiligten Einsatzkräften wie den Fachdiensten aus Bitterfeld-Wolfen und Magdeburg Diesdorf mit Unterstützung der Wehr in Aken, der Stadtwehrleitung, dem Kreisbrandmeister, dem Rettungsdienst, der Polizei, dem Bürgermeister und dem Bereitschaftsdienst der Stadt Zerbst für die reibungslose, hervorragende Zusammenarbeit und Unterstützung.

„Es war für die Zerbster Kameraden der erste Einsatz in dieser Form, und ein sehr schwieriger dazu, fasst Steffen Schneider zusammen. Er ergänzt: „Hier zeigt sich wieder, wie wichtig die gute Zusammenarbeit der verschiedenen Rettungskräfte ist.“