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Stadtmauer Korsettstangen für den Kiekinpott

Loser Putz, bröckelnder Mörtel und ein tiefer Riss - 100.000 Euro fließen jetzt in die Sicherung des Zerbster Stadtmauerturms "Kiekinpott".

Von Daniela Apel 12.05.2019, 07:00

Zerbst. Hoch eingerüstet präsentiert sich der Kiekinpott derzeit. In Kürze sollen die Arbeiten zur Sicherung des markanten Turms der historischen Stadtbefestigung starten. Ein teils mehrere Zentimeter breiter Riss zieht sich senkrecht durch eine der massiven Außenmauern.

Um zu verhindern, dass sich der Spalt erweitert, sollen über die gesamte Breite von rund 6,85 Metern Edelstahlstangen durch das aus Feldsteinen und Klinkern bestehende Mauerwerk gebohrt und anschließend festgezogen werden, wie Planer Steffen Götz vom gleichnamigen Zerbster Ingenieurbüro erläutert. Gewindestangenverankerung nennt sich diese Technik, die auf fünf Ebenen zum Einsatz kommt, so Christian Ackermann.

Er kümmert sich im Sachbereich Hochbau der Stadtverwaltung um die Sicherungsmaßnahme, die mit insgesamt 100.000 Euro im Haushalt für dieses Jahr veranschlagt ist. Für ihre Realisierung sind vier Wochen angedacht.

In dieser Zeit werden nicht nur die Kernbohrungen erfolgen und der Riss verfüllt. „Das lose Material wird abgeklopft und die Fugen erneuert“, schildert Christian Ackermann. Lockere Steine und bröckender Mörtel werden entfernt und zwar bis hinauf zur steinernen Turmspitze in gut 21 Metern Höhe, deren Oberfläche zudem durch eine so genannte Hydrophobierung einen Schutz gegen eindringende Feuchtigkeit erhält.

„Die Luke dort werden wir vergrößern“, bemerkt der Hochbaumitarbeiter mit Blick auf den engen Ausstieg auf den Turm. Bislang muss sich ein Erwachsener dort ziemlich durchzwängen, um den Ausblick über die Stadt zu genießen. Damit niemand zwischen den Zinnen in die Tiefe stürzt, sollen darüber hinaus Stahlstreben zwischen den gemauerten Aufsätzen eingesetzt werden.

Auch auf das Innere erstrecken sich die Maßnahmen, um den Kiekinpott für Besucher sicherer zu machen. Wie Christian Ackermann informiert, ist geplant, zwei der Treppen komplett zu erneuern. Diese sind mitunter nicht nur recht steil, sondern ihre Tritte auch ziemlich schmal. „Die restlichen werden nur stabilisiert“, bemerkt er hinsichtlich der Holzkonstruktionen.

Ein weiteres Problem, dem entgegengetreten werden soll, sind die Tauben. Von enormen Kotablagerungen und Kadavern spricht Christian Ackermann. Um die Tiere zukünftig aus dem Wehrturm auszusperren, sollen sämtliche Fenster mit Vogelschutzgittern versehen werden. Diese sind wie alle Details des Projektes mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt.

Immerhin handelt es sich beim Kiekinpott um ein Baudenkmal aus dem Mittelalter, das im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ausgebessert wurde. Zuletzt wohl 1979. Zumindest findet sich diese Jahreszahl eingeritzt in einem der roten Klinkersteine der Turmspitze. Der so auffällige Riss, der nun gesichert wird, wurde ebenfalls schon einmal teilweise mit Beton verschlossen.

Die Ursache für den lang gezogenen Spalt ist unklar. Ausgeschlossen werden kann, dass sich der Untergrund absenkt und der mächtige Wehrturm absackt. Das hat das zuvor in Auftrag gegebene Bodengutachten ergeben. Immerhin ragt der fast quadratische Kiekinpott in unmittelbarer Nähe der Nuthe gen Himmel. „Er ist nur leicht außer Lot“, sagt Steffen Götz.

Fakt ist, wenn die jetzige Maßnahme erfolgreich abgeschlossen ist, besteht wieder die Möglichkeit, den Stadtbild prägenden Turm zu besichtigen. Beim Tag des offenen Denkmals im September beispielsweise. Daneben soll der Kiekinpott bei Stadtführungen verstärkt eingebunden werden, ist er doch ein wichtiger Bestandteil der Zerbster Geschichte.