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Storche Klappern hoch oben vom Baum

Baumnester bei Störchen sind heute eine Seltenheit. In Trüben kann man ein Paar hoch oben auf einer Linde beobachten.

Von Petra Wiese 05.04.2018, 08:00

Trüben l Baumnester beim Weißstorch sind in Deutschland selten geworden. Es ist also eine Besonderheit, wenn man durch Trüben fährt und zu dieser Jahreszeit wieder ein Storchenpaar auf einer großen Linde mitten im Dorf stehen sieht. Das Trübener Baumnest ist soweit das einzige innerhalb des Altkreises Zerbst.

1997 waren die Baumkronen der Linden im Ort stark eingekürzt und verschnitten worden, erinnert sich Dr. Rainer Prange, der in Trüben lebt, Ortschaftsratsmitglied und Vorsitzender des Feuerwehrvereins Bornum ist. Das hatte die Freiwillige Feuerwehr Trüben durchgeführt, die zu diesem Zeitpunkt noch als selbständige Einheit innerhalb der Gemeinde Bornum existierte.

1998 war es dann soweit, dass der Weißstorch erstmals ein Baumnest errichtete. In dem März war zunächst ein Storch – das größere und schwerere Männchen – emsig am Bauen, zirka drei Wochen später kam die Störchin hinzu. In dem Jahr kam es nicht mehr zur Brut. Der Zeitpunkt wäre zu spät gewesen, so Prange. Er und seine Frau gehören zu den ständigen Beobachtern des Nestes.

Ab dem Jahr 1999 wurden dann regelmäßig zwischen ein und vier Jungstörche aufgezogen. Im Zeitraum von nunmehr 20 Jahren konnten nur zweimal keine Jungstörche das Nest verlassen. Es kam zwar zur Eiablage, aber entweder die Eier verklammten durch Kälte und Nässe oder der geschlüpfte Nachwuchs überlebte die ersten 14 Tage nicht auf Grund von Witterungseinflüssen unterschiedlicher Art.

Zweimal im Laufe der Jahre konnten massive Neststreitigkeiten beobachtet werden. Einmal kam im März ein männlicher Storch zum Nest und fing an zu bauen. Wenig später kam des weibliche Tier hinzu. Dann aber traf der alte männliche Storch ein und vertrieb den Eindringling nach einem Kampf vom Nest. Das wiederholte sich in ähnlicher Art und Weise noch einmal.

Im Regelfall führt der Weißstorch ja eine saisonale Brutehe durch. Das Paar ist über eine Saison zusammen und zieht die Jungen gemeinsam auf. Da aber die Paare stark auf das Nest fixiert sind, gehen sehr oft immer wieder die gleichen Partner für die nächsten Jahre die saisonale Brutehe ein. Die Brutzeit dauert 32 Tage, die Nestlingsdauer beträgt 60 Tage.

Elternpaare haben enorm viel hinsichtlich ausreichender Futterbeschaffung zu leisten, damit die Jungstörche rechtzeitig Anfang August ihre Reise nach Süden antreten können. Ob von Trüben aus in diesem Jahr wieder Jungstörche gen Süden starten, wird sich zeigen.

In den ersten Jahren musste das Trübener Storchennest noch nicht von hoch gewachsenen Spießern und Lindenzweigen frei geschnitten werden, da ringsherum noch alles frei genug war. Ab 2008/2009 war dann aber ein regelmäßiger Freischnitt alle ein, zwei Jahre notwendig, denn der Weißstorch benötigt, damit er das Storchennest als Brutplatz auch weiterhin nutzt, den ungehinderten freien Zugang von allen Seiten beim Anflug zum Nest.

In den ersten Jahren sponserte Petra Prange den Freischnitt (Hebebühne etc.). Ab dem Jahr 2013 war es dann mit der Unteren Naturschutzbehörde in Köthen vereinbart, dass von dort die Arbeit durchgeführt und finanziert wurde. Petra Prange übernahm die Terminabsprachen. Um die Beseitigung des herabgefallenen Baumverschnittes kümmerte sich Dr. Rainer Prange.

Wie eine Pflege des Horstes in diesem Jahr erfolgen wird, ist derweil offen. Von Heike Köhler von der Unteren Naturschutzbehörde bekam Rainer Prange Ende vergangenen Jahres beim letzten Zurückschneiden die Information, dass leider die Finanzierung des Baumnestverschnittes für dieses Jahr und die kommenden Jahre aus Kostengründen nicht mehr gesichert ist.