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Zarin aus Zerbst Tanzen wie zu Katharinas Zeiten

Der internationale Verband deutscher Kultur in der russischen Förderation hatte zum dritten Großen Katharina-Ball geladen.

Von Thomas Kirchner 15.10.2017, 10:00

Zerbst/Moskau l Die russische Zarin Katharina die Große wird in Russland noch immer verehrt. Die in Stettin geborene Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst regierte das Riesenreich von 1762 bis zu ihrem Tod am 17. November 1796 und wurde zu einer der bedeutendsten Frauen der Weltgeschichte, bis heute.

Ihr zu Ehren findet im Zarizyno Palast vor den Toren Moskaus jährlich der „Große Katharina Ball“ statt, in diesem Jahr zum dritten Mal. Das Gelände wurde 1712 noch unter seinem ursprünglichen Namen „Tschornaja Grjas“ (Schwarzer Schlamm) von Peter I. an den moldauischen Prinzen Kantemir verschenkt. Dessen Sohn verkaufte das Landgut an Katharina die Große, die das Gebiet in Zarizyno („Ort der Zarin“) umbenennen ließ, um dort für sich einen Landsitz zu errichten.

Der Große Katharina Ball, ein gesellschaftliches Ereignis mit internationalen Gästen, soll an die zahlreichen höfischen Bälle zu Zeiten Katharinas erinnern. Unter den gut 400 geladenen Gästen waren auch zwei Vertreter aus Zerbst, der Heimatstadt der Zarin: als Vertreterin des Internationalen Fördervereins Katharina II., Annegret Mainzer, und der Vorsitzende des Fördervereins Schloss Zerbst, Dirk Herrmann.

„Ich bin immer noch tief beeindruckt“, beschreibt Dirk Herrmann seine Erlebnisse während des Moskaubesuchs. Das riesige imposante Palais, barocke Kleidung und Musik, eine Ballnacht mit viel Glanz und Glamour. „Organisiert wird der Katharina Ball vom Internationalen Verband der Deutschen Kultur in der Russischen Förderation (IVDK) in Kooperation mit zahlreichen russischen und deutschen Partnern“, sagt Annegret Mainzer.

Der Ball soll nicht nur auf die höfische Tradition zu Zeiten der Zarin aufmerksam machen, sondern auch auf die Leistungen der seit 255 Jahren in Russland lebenden Deutschen, die sie zum Wohle ihrer Wahlheimat erbracht haben. „So hat der Große Katharinaball auch eine Brückenfunktion“, erklärt Annegret Mainzer. Ungeachtet aller Sanktionen trage dieses kulturelle Ereignis zur Vertiefung der Beziehungen zwischen Russland und Deutschland bei.

Eingebettet ist der Ball in ein großes Open-Air Festival im Zarizyno Park. Zu erleben sind zahlreiche musikalische und tänzerische Darbietungen, sowie jede Menge Kunst und Kultur. Höhepunkt des diesjährigen Festivals war die Premiere des Musicals „Fieke - Wie aus der kleinen Fieke die Große Zarin wurde“. Fieke ist übrigens der Spitzname der jungen Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst, abgeleitet von Friederike.

„Das 2007 restaurierte Schloss Zarizyno hat natürlich mein besonderes Interesse geweckt“, sagt der Zerbster „Schlossherr“ Dirk Herrmann. Ein Teil der Gemäuer sei nach historischem Vorbild restauriert worden, der Rest wurde zu modernen Ausstellungsräume ausgebaut. „Erstaunlich, wie viel Geld den Russen ihre Geschichte und Kultur wert ist“, bringt Herrmann seine Hochachtung zum Ausdruck.

Besucht haben Annegret Mainzer und Dirk Herrmann auch die Mariä-Entschlafens-Kathedrale (Himmelfahrtskathedrale) im Moskauer Kreml, die Krönungskathedrale. Auch Katharina wurde hier am 3. Oktober 1762 zur Zarin Russlands gekrönt. „Es ist schon ein erhebendes Gefühl, an einem Ort zu stehen, an dem einst Katharina stand und zur Zarin gekrönt wurde“, sind sich Herrmann uns Mainzer einig.