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Umweltschutzarbeit Viele Chancen für junge Leute

Macht Corona die Träume von der großen weiten Welt zunichte? Ein Freiwilliges Ökologisches Jahr in Deetz könnte eine Alternative sein.

Von Petra Wiese 12.02.2021, 05:00

Deetz l Die Liste der Einschränkungen ist lang, die Corona mit sich gebracht hat. Besonders getroffen hat es auch junge Leute, die vor dem Einstieg in Ausbildung oder Berufsleben stehen. Auslandsaufenthalte, Work & Travel-Programme oder Praktika mussten abgesagt werden. Und auch in diesem Jahr sind diese Möglichkeiten ungewiss.

Vielleicht käme da ein Überbrückungs- oder Orientierungsjahr im eigenen Land, vielleicht ganz um die Ecke, in Frage? Wer über ein Freiwilliges ökologisches Jahr (FÖJ) ab 1. September nachdenkt, sollte sich bis 31. März bewerben, um eine Einsatzstelle nach Wunsch abzubekommen, ansonsten sind Bewerbungen auch jederzeit möglich.

Ulrich Weimeister in Deetz hofft, dass sich auch für den Europa-Jugendbauernhof wieder jemand findet. Der Objektleiter hält sogar zwei Stellen für FÖJ-ler vor. Bislang hat Weimeister überwiegend gute Erfahrungen mit den jungen Leuten gemacht. So freut er sich auch, dass Nico Hellwig sich gut eingearbeitet hat.

Der 15-jährige Zerbster ist seit Anfang des Jahres in Deetz. Er hatte nach dem Ende der neunten Klasse auf der Ciervistischule in Zerbst sein Freiwilliges Ökologisches Jahr im vergangenen September im Zerbster Tierheim begonnen. Nach der Schließung des Tierheimes wurde er quasi in Deetz übernommen. Er fühlt sich inzwischen gut aufgenommen in Deetz und möchte sein Jahr hier auch beenden. Das Tierheim war allerdings sein großer Wunsch gewesen.

In der achten Klasse absolvierte er dort ein Praktikum, erzählte Nico. Mit den Katzen kuscheln und mit den Hunden Gassi gehen, das war sein Ding. Katzen sind seine Lieblingstiere, verriet er. Zu Hause wartet Kater Tommi.

Als die Schließung des Tierheimes fest stand, machte seine Chefin ihm den Vorschlag, das FÖJ in Deetz fortzusetzen. „Ich habe mir dann alles angeschaut, und es gefiel mir“, so Nico Hellwig. Auf jeden Fall sei es schön, dass so viele Katzen auf dem Hof sind, meinte er, und auch der Hund sei nett.

Das Arbeiten mache ihm großen Spaß, erzählte der junge Mann, egal ob er die Ziegen füttern oder die Kaninchen sauber machen und versorgen muss. Die Tätigkeiten auf dem Jugendbauernhof sind vielseitig. Über die Arbeit mit den Tieren, landwirtschaftliche und gärtnerische Tätigkeiten hinaus, stehen das Hof fegen (derzeit Schnee schieben), im Haus für Ordnung sorgen oder auch mal in der Küche aushelfen, bis hin zur Unterstützung bei der Betreuung der Kinder, die hoffentlich im Frühjahr wieder auf den Hof kommen, und Projektarbeit auf dem Programm.

FÖJ-ler sind in Deetz gut aufgehoben, „weil sie praktische Erfahrungen sammeln können, wie kaum woanders“, wirbt Ulrich Weimeister für seine Einrichtung. Die Erfahrungen gibt es hier gebündelt – Landwirtschaft, Tierproduktion bis hin zum Verkauf im Hofladen, Umgang mit Kindern und Jugendlichen, Gästebetreuung im Haus und mehr. Ulrich Weimeister kümmert sich derzeit um eine neue Wohnung für FÖJ-ler, wenn diese von weiter weg kommen.

Nico Hellwig nimmt jeden Tag den Bus, um zur Arbeit zu kommen. „Ein angenehmer, fleißiger und pünktlicher Junge“, ist Weimeister zufrieden. Ein Treffen mit anderen FÖJ-lern konnte Nico im vergangenen Herbst noch erleben. Jetzt finden die Seminare auch nur noch online statt. Dafür kommt er mit den Mitarbeitern auf dem Jugendbauernhof gut klar. „Die sind alle sehr nett“, sagt er. Sein Traum ist es, später einmal im Zoo zu arbeiten. Aber ganz sicher ist er da noch nicht. Eines weiß er: Durch das FÖJ ist er schon ein ganzes Stück selbständiger geworden.