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Ursachensuche Pflanzenschutzmittel im Trinkwasser

Jahrelang verunreinigte ein Pflanzenschutzmittel die Trinkwasserbrunnen bei Dobritz. Die Wasserbehörde fahndete nach der Ursache. Erfolglos.

Von Thomas Höfs 12.02.2018, 06:00

Dobritz l Jahrelang überwachten die Behörden die Qualität des Trinkwassers bei Dobritz. Das wurde während der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses des Kreistages bekannt. Hohe Konzentrationen von Pflanzenschutzmittelresten registrierten die Labore im Trinkwasser der Brunnen mit der Bezeichnung Dobritz II. Die Trinkwasserversorgung Magdeburg (TWM) fördert hier rund 7,3 Millionen Kubikmeter des Lebensmittels.

Vor Jahren tauchten bei Wasseruntersuchungen Reste eines Pflanzenschutzmittels auf. Die Konzentration sei sehr hoch gewesen, teilte eine Behördenvertreterin mit. Bei dem Mittel handele es sich um ein Pflanzenschutzmittel aus der Forstwirtschaft.

Mit einem sogenannten Monitoring versuchten die Behörden, die Ursache einzugrenzen und zu finden. Rund um die Brunnen wurden weitere Wasserproben gezogen. Unter Berücksichtigung der Fließrichtung des Wassers im Boden hätten sich schließlich drei möglich Eintragungspunkte ergeben.

So sei eine Rinderanlage am Bärenthorener Weg untersucht worden. Dort seien bei einigen Parametern Überschreitungen festgestellt worden, sagte eine Mitarbeiterin der Verwaltung. Daneben gebe es noch zwei weitere mögliche Eintragungsorte für die Pflanzenschutzmittel. Im Grünen Weg habe sich vor vielen Jahren eine kleine Deponie befunden. Eine weitere Lagerstätte von Abfällen machten die Fachleute zudem in Dobritz aus.

Letztlich hätten die dort durchgeführten Untersuchungen aber nicht zweifelsfrei belegen können, von wo aus die Pflanzenschutzmittel in den Boden gelangten.

Die Verwaltung beauftragte daraufhin Fachleute mit der Abschätzung des Risikos. Anhand der vorliegenden Messwerte des Stoffes kamen die Fachleute nach Angaben der Kreisverwaltung zu dem Schluss, dass es sich um eine punktförmige Quelle handeln müsse. Die wahrscheinlichste Annahme sei seinerzeit gewesen, dass jemand einen kleinen Behälter mit dem Pflanzenschutzmittel weggeworfen habe. Im Lauf der Jahrzehnte sei der Behälter undicht geworden. Der Regen habe den wasserlöslichen Stoff aufgenommen und in den Boden transportiert.

Über Jahre sei der Stoff dann durch die Bodenschichten gewandert und sei so in das Grundwasser gelangt. Es sei in Zukunft mit einem Rückgang der Schadstoffbelastung zu rechnen, meinten die Fachleute. Aus heutiger Sicht lagen sie richtig.

Im vergangenen Jahr gingen die Werte für die Pflanzenschutzmittel im Trinkwasser aus dem Brunnen Dobritz II kontinuierlich zurück, heißt es aus der Kreisverwaltung. Inzwischen sei der Stoff bereits unter der Nachweisgrenze angelangt. Eine Verschmutzung lasse sich nicht mehr nachweisen, gibt die Behörde Entwarnung.

Eine einfache Erklärung haben die Fachleute für das plötzliche Auftreten der Belastung auch aus heutiger Sicht, schilderte die Mitarbeiterin weiter. Vor einigen Jahrzehnten, so die Annahme, habe jemand eine Büchse mit dem Pflanzenschutzmittel einfach weggeworfen. So gelangte der Stoff in den Boden und dann in das Grundwasser. Zu keinem Zeitpunkt habe eine Gefahr für die Bevölkerung bestanden, sagte sie.

In Deutschland war der gefundene Schadstoff im Trinkwasser übrigens bis 1991 für die Verwendung in der Forstwirtschaft zugelassen. Anschließend wurde der Stoff verboten. Heute ist das Mittel nicht mehr im Einsatz.

Auch wenn das Herbizid im Trinkwasser längst nicht mehr nachweisbar ist, erfolgt kontinuierlich eine Überwachung des Trinkwassers. Sowohl die Kreisbehörde als auch der Trinkwasserversorger überprüfen und überwachen kontinuierlich die Reinheit des ersten Lebensmittels, teilte die Mitarbeiterin der Kreisverwaltung dem Umweltausschuss in Köthen mit.