Kreisvolkshochschule Standort Zerbst: Ferienkurs mit Indianer-Squaw Von Powwows, Totem und Träumen
Eine echte Indianer-Squaw zeigte gestern zwölf Kindern in der Kreisvolkshochschule, wie sie ihren eigenen Traumfänger basteln können - oder ein Auge Gottes.
Zerbst l Es fängt mit einem Weidenzweig an. Danach braucht es eine ruhige Hand, viel Geduld und auch Wissen über die Kultur der Indianer Nordamerikas, um einen echten Traumfänger zu bauen.
"Jedes Element hat seine Bedeutung", erzählte Indianer-Squaw Ines Orlicek den zwölf Kindern eines Ferienkurses, die zusammen mit ihr einen Traumfänger bastelten. Die Weide ist für die Indianer nicht nur eine wichtige Medizinpflanze. In ihrer Rinde sind schmerzlindernde Stoffe enthalten. Die Zweige der Weide sind auch sehr biegsam. "Der Kreis, den der Traumfänger bildet, symbolisiert für die Indianer ihr Volk, aber auch die Erde sowie Liebe und Zuneigung." Das mit Garn hineingeflochtene Netz filtert später die bösen Träume heraus, ein Loch in der Mitte lässt die guten Träume durch.
Je nach Geburtsdatum hat jeder Mensch eine bestimmte Totemfarbe, ein -tier, einen -stein, die ihm zugeordnet werden. Wer vom Sternzeichen Krebs ist, kann beispielsweise den Specht als Totem haben. Eine Spechtfeder im Traumfänger würde diesen noch wirkungsvoller machen. Manche Stiere haben beispielsweise die Totemfarbe blau und den Chrysokoll als Totemstein. "Man könnte blaue Perlen einarbeiten, den Stein anhängen."
Wem ein Traumfänger zu kompliziert war, konnte auch ein Auge Gottes basteln. Durch das spezielle Umwickeln eines Kreuzes aus Weidenzweigen mit verschiedenfarbiger Wolle entstand nach und nach ein Auge Gottes. "In Südamerika schenkt man ein solches Auge zur Geburt eines Kindes. Mit jedem Geburtstag kommt eine neue Farbe hinzu", erklärt Ines Orlicek. Traumfänger und das Auge Gottes sind Talismänner, die über dem Bett am wirkungsvollsten sind.
Die 42-Jährige erzählte den Kindern auch weitere Details über Nordamerikas Ureinwohner. Ines Orlicek - selbst in der Tracht der Kiowa gekleidet, einem Stamm der südlichen Plainskultur - ist seit mehr als 30 Jahren an deren Kultur interessiert, lebt sie. Zum Anfang des Kurses tanzte sie mit den Mädchen und Jungen einen originalen Indianertanz, der beispielsweise auf so genannten Powwows, Treffen von Indianerstämmen in Nordamerika, getanzt wird. Traditionelles indianisches Essen hatte sie dabei - getrocknete Cranberries und geräuchertes Bisonfleisch. "Damals hat man solches Fleisch eingelegt und dann, in einem Magen oder ähnlichem eingewickelt, im Boden vergraben. Dort blieb es haltbar und konnte im Winter nach und nach verspeist werden."
Die Kinder genossen den Nachmittag spürbar. Sie alle arbeiteten konzentriert an ihren Talismännern und halfen sich gegenseitig, wenn beim Flechten doch der eine oder andere Knoten mal verrutschte.