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Pilzsachverständiger Fritz Krüger warnt: "Vorsicht vor giftigen Doppelgängern"

Von Judith Kadow 08.08.2011, 04:40

Wie gefährlich giftige Pilze und mangelndes Wissen darüber sein können, zeigte im vergangenen Jahr der Fall einer Familie aus Magdeburg, die mit Vergiftungserscheinungen im Krankenhaus behandelt werden mussten. Derzeit sprießen Pilze vielerorts. Grund genug für unseren hiesigen Sachverständigen, Fritz Krüger, zur Vorsicht zu mahnen.

Zerbst. "Der herbstlich kühle und regenreiche Juli brachte für viele Pilze das richtige Klima, um sich jetzt ans Tageslicht wagen", sagt Fritz Krüger, der ehrenamtlich seit vielen Jahren als Pilzsachverständiger tätig ist.

"Es sind ihre außergewöhnlichen Fruchtkörper, in denen die staubfeinen Sporen heranreifen, die der weiteren Vermehrung und Arterhaltung dienen", erklärt der Zerbster. Diese Früchte, die wir allgemein als Pilze bezeichnen, sind auch Nahrung für viele Schnecken, Insekten sowie Wildtieren. Aber auch für uns Menschen sind einige Arten Delikatessen.

"Aber eben nur einige und leider nicht alle", mahnt er. Pilze haben für ihr Fortbestehen Stoffe entwickelt, die für den Menschen giftig, sogar tödlich sein können. Die Giftstoffe wirken über die Verdauung, aber nicht durch Berührung. "Also kann man Pilze ohne Gefahr anfassen. Aber wenn man sie verzehren will, muss man Speisepilze genau kennen", betont Krüger. Denn so mancher schmackhafte Pilz hat einen giftigen Doppelgänger.

Anhand von drei Pilzen, die Krüger aktuell in einer Zerbster Parkanlage gefunden hat, zieht er den Vergleich. "Links sieht man auf dem Bild Täublinge. Es sind Apfeltäublinge, die essbar sind", weiß der Experte. "Aber genau so sehen auch andere rote Täublinge aus, die üble Verdauungsprobleme verursachen." Die Unterschiede sind oftmals kaum erkennbar.

Auch der stattliche Perlpilz, der in der Mitte zu sehen ist, hat einen gefährlichen Doppelgänger. "Sein Gegenstück - der Pantherpilz mit giftigen halluzinogenen Inhaltsstoffen - sieht genau so aus. Der gute Perlpilz hat immer eine riefte Manschette am Stiel und das Fleisch wird bei Druck rötlich", nennt Krüger die Merkmale, die für eine Unterscheidung zu beachten sind.

Rechts im Bild ist ein weißer Trichterling zu sehen. "Von denen sollte man generell die Finger lassen", warnt der Pilzsachverständige. "Unter den sich sehr schwer unterscheidbaren Arten befinden sich Exemplare, die lebensgefährlich sind." Dazu zählt auch der auf dem Bild zu sehende Feldtrichterling.

Die Ausführungen sollen jedoch keineswegs den Spaß am Pilzesuchen verderben. "Ich möchte lediglich zur Vorsicht mahnen. Die Vorfälle im vergangenen Jahr haben bewiesen, dass das angebracht ist." Man brauche auf die Pilzpirsch nicht zu verzichten, wenn man nur die Pilze sammelt, die man genau kennt.

Bei Zweifeln ist Krüger der richtige Ansprechpartner. Als ehrenamtlicher Pilzsachverständiger kennt er sich in Sachen Pilze am besten aus. Bei Fragen ist am einfachsten ein Termin per Telefon unter (0 39 23) 33 31 abzustimmen.

Im Übrigen: Die Pilzsaison ist ganzjährig. Fritz Krüger hat auf seinen Wegen in und um Zerbst aktuell sowohl Champignons als auch Pfifferlinge entdeckt. "Die beliebtesten Pilze wachsen jedoch von September bis Oktober, bis die Nächte wieder frostig werden", erzählt er. "Wo die dann allerdings wachsen, kann ich im Vorfeld nicht sagen. Da muss ich erst einmal selbst losgehen, um nachzusehen." Denn die Pilzsuche ist und bleibt auch für einen Pilzsachverständigen mitunter reine Glückssache.