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Burger Traditions-Unternehmen wird 80 Jahre alt / Volksstimme blickt in die Geschichte der Firma und lüftet einige Geheimnisse Woher kommen die Krater im Knäckebrot?

16.08.2011, 04:25

Am Freitag feiert Burger Knäcke sein 80-jähriges Jubiläum. Für die Menschen im Jerichower Land ist das Unternehmen seit Jahrzehnten ein wichtiger Arbeitgeber und mit der Stadt Burg sehr stark verbunden. Doch die heutige Erfolgsgeschichte von Burger Knäcke wurde auch von Krisen gezeichnet. Die Anfänge waren schwierig: In den 1920er Jahren wollte in Deutschland niemand Knäckebrot backen.

Burg. Nein, Fabrikdirektor wollte er eigentlich nie werden. Doch auf einem anderen Weg konnte Dr. Wilhelm Kraft das Knäckebrot in Deutschland nicht etablieren - der Ernährungswissenschaftler musste selbst zum Unternehmer werden, damit das Knäckebrot in sein Heimatland kam. Auf einer Forschungsreise in Schweden hatte er das "Knäckebroed" kennen gelernt und war von der einfachen Rezeptur aus Roggenvollkornmehl, Salz und Wasser begeistert. "Er zog in Berlin über Jahre hinweg von Bäckerei zu Bäckerei, aber niemand wollte Knäckebrot herstellen", erklärt Stephanie Schütz aus der Marketingabteilung der Burger Knäcke GmbH. Deshalb nahm Kraft die Sache schließlich selbst in die Hand und gründete 1927 die "Ersten Deutschen Knäckebrotwerke Dr. Wilhelm Kraft" in Berlin-Lichterfelde.

"So wurde Wilhelm Kraft zum Unternehmer. Dabei wollte er eigentlich nur die Ernährungsgewohnheiten in Deutschland verbessern", erklärt Stephanie Schütz die Motivation des Ernährungswissenschaftlers. "Bekannt wurde das Knäckebrot unter anderem weil Kraft seine Frau in die Spur schickte: Sie ging bei den Nachbarn von Tür zu Tür und bewarb die Produkte", sagt Stephanie Schütz. Es war der Anfang einer Erfolgsgeschichte, auch wenn sich Wilhelm Kraft rasch zurück zog. Denn mit seiner neuen Rolle als Unternehmer konnte er sich gar nicht anfreunden und deshalb verkaufte er die Knäckebrotwerke 1929, blieb dem Unternehmen aber als Berater erhalten.

Durch den guten Absatz der Produkte stieß das Werk in Berlin jedoch schnell an seine Grenzen.

1931 Umzug von Berlin an die Ihle

1931 wurde ein neuer Standort gesucht und gefunden - die Wahl fiel auf Burg. "Wegen den Standortvorteilen", sagt die Marketingmanagerin und erklärt: "Die Kleinstadt an der Ihle und dem Elbe-Havel-Kanal bot damals einfach hervorragende Voraussetzungen." Ebenso das hochwertige Getreide aus der Magdeburger Börde und dem Westfläming sowie die kurzen Transportwege zwischen Anbaufläche und Verarbeitungsstätte seien entscheidend für die Wahl gewesen.

Zu DDR-Zeiten wurde das Unternehmen zum volkseigenem Betrieb und produzierte fortan auch Gebäckspezialitäten. Zu dieser Zeit beschäftigte Burger, einziger Knäckebrothersteller in der damaligen DDR, etwa 750 Arbeitskräfte. Doch mit der politischen Wende und der Privatisierung des Unternehmens konzentrierte sich die Burger Knäcke GmbH wieder auf ihre Kernkompetenzen. "Knäckebrot und Zwieback", sagt Stephanie Schütz und gibt zu: "Das war eine schwere Zeit für unser Unternehmen."

Die plötzliche Konkurrenz-situation, das Wegbrechen von Handelspartnern und das vermehrte Interesse der Verbraucher für "Produkte aus dem Westen" brachte Burger Knäcke ins Wanken. "Damals musste stark gekämpft werden, um den Stillstand der Produktion zu vermeiden", erklärt Stephanie Schütz. Doch Mitte der 1990er Jahre begann der neuerliche Aufstieg: Verpackungsänderungen und zusätzliche Sorten waren unter anderem Faktoren dafür.

Seit dem Jahr 2001 ist Burger Knäcke eine 100-prozentige Tochter der Brandt Zwieback-Schokoladen GmbH und fährt seitdem steigende Umsätze ein (2000: 12 Millionen Euro; 2010/2011: 32,45 Millionen Euro - Zuwachs um sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr). "80 Jahre Burger Knäcke ist ein wirklich erfreulicher Anlass. Wir werden auch zukünftig das Segment am Standort Burg weiter ausbauen und stärken", sagt Carl-Jürgen Brandt, Inhaber der Brandt-Unternehmensgruppe zum Jubiläum. Burger Knäcke beschäftigt heute 170 Mitarbeiter, darunter sind 12 Auszubildende.

Fragt sich eigentlich nur noch, wie sich das Knäckebrot in den vergangenen 80 Jahren verändert hat. "Eigentlich kaum. Wir halten an den Werten von Dr. Wilhelm Kraft fest", erklärt Stephanie Schütz, allerdings wurde Technologie und Produkte über die Jahre ständig weiterentwickelt. Das Knäckebrot aus Burg ist dem skandinavischen Vorbild sehr ähnlich, die Zutaten nahezu gleich. Demnach muss es den Menschen schmecken. Ernährungswissenschaftler Wilhelm Kraft würde das sicher freuen: Gesunde Ernährung, die auch noch lecker ist. Das wusste er allerdings auch schon vor über 80 Jahren, als noch niemand sein Knäckebrot backen wollte.