Außergewöhnliche Geschichtsstunde Zerbster Schüler unternehmen eine digitale Zeitreise durchs Schloss
Siebtklässler der Zerbster Ciervisti-Schule tauchen mittels Smartphone in die Vergangenheit ein – ein erlebnisreiches Geschichtsprojekt, das jeder selbst ausprobieren kann.

Zerbst - Geschichtsunterricht, der muss nicht staubtrocken sein. Das beweist Steffen Jindra. Er unterrichtet das Fach an der Ganztagsschule Ciervisti und nahm die Siebtklässler jetzt mit auf eine digitale Reise in die Vergangenheit, und das an einem authentischen Ort: dem erhaltenen Ostflügel des Zerbster Schlosses. Denn wo ließen sich die Themen „Absolutismus und Barock“ schon besser vermitteln als in der einstigen Fürstenresidenz, womit die Historie zugleich einen lokalen Bezug hat?
Allerdings bekamen die Schüler die Fakten nicht über eine Führung vermittelt. Die Mädchen und Jungen mussten sich die Informationen selbst erarbeiten, indem sie mittels Smartphone Aufgaben lösten, die sie vom untersten Keller bis ins zweite Obergeschoss des Schlosstraktes führten. „Sie sollen ihre Handys mal sinnbringend anwenden“, meinte Steffen Jindra. So hatte er ein Projekt konzipiert, das auf mehreren Apps basiert.
Digitale Schnitzeljagd führt quer durchs Zerbster Schloss
Actionbound heißt eine der Anwendungen, der sich Steffen Jindra bediente. Mit dieser App kreierte er eine Art digitale Schnitzeljagd, bei der die Siebtklässler Objekte und Orte finden, Fragen beantworten sowie Fakten zusammentragen und dokumentieren müssen. Zugleich band er die für das Schloss vorhandene Hearonymus-App ein. Mit diesem Audio-Guide können Besucher den Ostflügel eigenständig erkunden, wobei sie an einzelnen Punkten Erläuterungen zu dem Barockbau, seinen früheren Bewohnern oder auch Ausstellungsstücken erhalten.
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Nicht zuletzt nutzte der Geschichtslehrer Augmented Reality, eine 3D-Visualisierung, die seit dieser Saison die fast komplett zerstörte Fürstenresidenz wieder auferstehen lässt. Zumindest im Bild nimmt das komplette Schloss wieder Gestalt an. Auch drei Räume im Inneren des Ostflügels – das Hauptaudienzzimmer, das Blaue Kabinett und das Schreibkabinett – sind auf diese Weise in ihrem ursprünglichen Aussehen zu erleben. Benötigt werden nur ein Handy und ein QR-Code und schon lassen sich die optischen Rekonstruktionen sogar fotografieren.
Von der Zerbster Reithalle bis zu den Fürstensärgen
In Gruppen aufgeteilt tauchten die beiden siebten Klassen so an zwei Vormittagen in die Vergangenheit ein – befassten sich mit den Schlossherren sowie der Errichtung und Nutzung sowie Zerstörung und Rettung des Barockbaus – eine Zeitreise, die jeder, der sich die genannten Apps herunterlädt, übrigens selbst antreten kann.
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Unterstützt wurden die Schüler und Steffen Jindra von Mitgliedern des Fördervereins Schloss Zerbst. Aber auch Pfarrer Albrecht Lindemann konnte für das Projekt gewonnen werden, war die Bartholomäikirche, in der die Fürstensärge ruhen, doch eine weitere Station genauso wie die Stadthalle – hier in der ehemaligen Reithalle empfing Dagmar Kluge von der Stadtverwaltung die Schüler.