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Caravanfreunde verbringen Wochenende im Fläming "Zigeuner" genießen die Gastfreundschaft in Reuden

Von Petra Wiese 19.05.2011, 06:32

Mit ihren Wohnwagen und Wohnmobilen verbrachten Mitglieder des Motorsportclubs Caravan-Touristik e.V. ein Wochenende in Reuden/Anhalt. Für die Zigeuner-Ralley fanden sie beste Bedingungen auf dem Festplatz vor.

Reuden/Anhalt. Nein, in Reuden hat kein neuer Campingplatz eröffnet, obwohl es am Wochenende den Anschein hatte. Wohnwagen und Wohnmobile standen mit freundlicher Genehmigung des Ortsbürgermeisters auf dem Festplatz.

Nach Reuden führte die diesjährige Zigeuner-Ralley des Motorsportclubs Caravan-Touristik e.V. Dessau. 24 Einheiten, das sind Pkw mit Wohnwagen beziehungsweise Wohnmobile, waren angereist. Bei in der Regel zwei Mitreisenden pro Einheit kamen an die 50 Leute zusammen.

Das Gros der Caravaning-Freunde stammt aus Sachsen-Anhalt, dazu gesellen sich Paare aus Sachsen, Meck- lenburg-Vorpommern, Rand- berlin – eine bunte Truppe, was nicht nur die Herkunft betrifft. Hier mischen sich auch Berufsgruppen – vom Internisten, über Lehrer, Handwerker, bis zum Polizisten. Alle verbindet ein Hobby – Caravan-Touristik.

Der Verein wurde 1978 in Dessau gegründet, ging aus dem ADMV hervor, erklärt Detlef Haferkamp aus Hagenow bei Schwerin, der als Pressesprecher des Vereins fungiert. Sein Vater Horst Haferkamp ist der Vereinsvorsitzende, auch Bruder Jörg ist in Reuden dabei, ebenso wie Sohn Sebastian – drei Generationen vereint. Mit 20 Jahren das jüngste Vereinsmitglied zu sein und den Rest der Gruppe Ü40 und noch einiges älter zu wissen, stört den Studenten wenig. "Man kann doch trotzdem Spaß haben", sagt er. Die meisten Leute kennt er schon lange, denn mit seinen Eltern ist er seit frühester Kindheit mit dem Campern unterwegs.

Ältestes Vereins- und Gründungsmitglied ist Willi Schulz – mit 80 Jahren noch bei der Stange. Etwa ein Drittel der Vereinsmitglieder machen die Berufstätigen aus. Alle anderen brauchen sich nicht mehr nach Arbeitszeiten zu richten. So wie Roland Nötzold aus Torgau. Der Rentner verbringt die kalten Monate von Oktober bis Ostern in Spanien, erzählt er. Manchmal fahren einige Gespanne auch gemeinsam. Nötzold ist seit 1982 im Club und will die Treffen nicht missen.

Auch andere Vereinsmitglieder planen gemeinsamen Sommerurlaub und treffen sich auch sonst. Man hält zusammen, macht viel zusammen. "Eine dufte Truppe", findet Volker Kreiseler, der mit seiner Frau erst jüngst dazu stieß.

Ein schönes Dorf und nette Leute

Für die Vereinsmitglieder gibt es einige Termine im Jahr. Saisonauftakt ist immer ein Theaterbesuch, so Haferkamp. Dann gibt es Treffen zu Ostern und zu Himmelfahrt, Abcampen um den 3. Oktober und die Bockwurst-Ralley Ende Oktober, eine gemeinsame Weihnachtsfeier. Immer zur Jahresversammlung werden die Termine bekanntgegeben, die Organisatoren festgelegt.

Die Zigeuner-Ralley – in Anlehnung an die Lebensweise des fahrenden Volkes – ist nicht an Ort und Zeit gebunden. Die Organisation übernahmen in diesem Jahr Lutz und Renate Gedosch aus Meinsdorf sowie Thomas Pflug und seine Partnerin Claudia Stephan aus Zerbst. Vor zwei Jahren wurde schon einmal in Reuden gecampt. Da sich die Caravan-Freunde sehr wohl fühlten, kamen sie wieder.

"So ein schönes Dorf", schwärmt Renate Gedosch. Auch komme man den Campern sehr entgegen. "Es ist ganz super hier, die Leute sind sehr aufgeschlossen," lobt sie weiter. Nachdem beim letzten Mal das Treffen noch auf dem Gelände hinter der Bauernkate stattfand, konnte diesmal der Festplatz bezogen werden. Die Gäste können die Sanitäranlagen nutzen, ein Festzelt wurde aufgebaut. Die Camper sind dem Bürgermeister und auch den Frauen vom Museumsverein für ihre Unterstützung dankbar.

Die Ersten reisten bereits am Donnerstag an, die meisten fanden sich am Freitag ein, wo das Treffen am Abend eröffnet wurde. Zum Ralley-Programm gehörte am Sonnabend auch ein Abstecher nach Loburg mit Besichtigung der Brennerei und Verkostung. Zur gemeinsamen Kaffeetafel trafen sich dann alle wieder an den Klapptischen, die eine lange Reihe in der Mitte des Platzes bildeten. Zum Maitanz im Festzelt präsentierten die Frauen um Brigitte Jacob den Gästen als Überraschung eine Nachtwäschemodenschau. DJ Daniel legte auf.

"Die Kultur kommt bei unseren Treffen nie zu kurz", macht Detlef Haferkamp deutlich. So haben die Vereinsmitglieder schon einiges landauf, landab gesehen. Zur Camp-Kultur gehören aber auch Rituale. Ein Beispiel ist die Taufe von Neuanschaffungen. Schließlich wünscht man auf allzeit gute Fahrt. Ein selbsternannter "Pope" der Truppe führt sogar Buch, welches Gefährt, wann, auf welchen Namen getauft wurde. Lutz Gedosch hängt schnell sein Schild an den Eingang – "Der liebe Lutz" – wie passend.

Vollausstattung und größter Komfort

Ein Stückchen weiter steht der "Kaffee mit Sahne" und durch die Reihen der fahrbaren Wohneinheiten tobt Skippy, der durchaus als Wachhund durchgehen kann. Was die Caravan-Freunde durch die Gegend fahren, ist jedenfalls nicht ohne. Die Wohnwagen und Wohnmobile haben inzwischen durchweg Vollausstattung und den größten Komfort. Die Selbstbaumobile aus DDR-Zeiten haben längst ausgedient. Wohl hätte auch der TÜV irgendwann nicht mehr mitgespielt.

So müssen die Freizeit-Zigeuner heute auf nichts mehr verzichten. Dusche und Toilette sind mit an Bord, die Küchenzeile ist selbstverständlich, Fernsehen – alles vorhanden. Gern und nicht ohne Stolz lassen die Camper Neugierige einen Blick in ihre fahrbaren Schlafzimmer und gemütlichen Mini-Stuben werfen. Mit dem Stück zu Hause auf Rädern lässt es sich überall gut verweilen. Im Jahr 2013 wird der Club, der derzeit mit 45 Einheiten etwa 90 Mitglieder zählt, sein 35-jähriges Bestehen feiern.