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Zucht in Deetz Zukunft für Sattelschwein und Co.

Auf dem Europa-Jugendbauernhof in Deetz werden vom Aussterben bedrohte Haustiere gezüchtet. Fernziel ist der Status "Arche-Hof".

Von Petra Wiese 10.01.2018, 05:00

Deetz l Auf dem Europa-Jugendbauernhof in Deetz finden die Besucher die verschiedensten Tiere. Pferde, Hund, Katzen, Hühner, Enten, Ziegen und Kaninchen sind hier anzutreffen. Wie auf einem Bauernhof eben. Einige der Hoftiere sind aber noch etwas Besonderes. Sie gehören zu den vom Aussterben bedrohten Haustieren.

„Wir haben überlegt, wenn wir auch nur wenige Tiere haben, etwas für die Nachhaltigkeit zu tun“, erklärte der Leiter des Objektes, Ulrich Weimeister den Hintergrund. Dabei handelt es sich um Rassen, die früher einmal gezüchtet wurden, die aber für die moderne Landwirtschaft nicht so effektiv sind und nicht so schnell wachsen.

Etwa 2009 kamen die ersten Tiere, die auf der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. (GEH) stehen, nach Deetz. Darunter das Deutsche Sattelschwein. Es wird als „extrem gefährdet“ eingestuft. Das Deutsche Sattelschwein hatte von 1954 bis 1964 in der Herdbuchzucht der ehemaligen DDR mit 1000 Sauen einen Anteil von etwa zehn Prozent. Der Bestand ging dann zugunsten der weißen Rassen zurück. Beim Deutschen Sattelschwein sind Kopf und Rücken schwarz mit einem weißen Sattel. Die Schlappohren machen das große grunzende Tier sympathisch.

Es gibt noch etwa 200 Sauen in der Region, schätzt Ulrich Weimeister. Es sei nicht so einfach, die typischen Kriterien zu züchten. Oft sei es nur ein Ferkel, was bei einem Wurf in Frage kommt, manchmal gar keines. Zweieinhalb Mal im Jahr – die Tiere sind 3 Monate, drei Wochen und drei Tage tragend – gibt es Nachwuchs. Zwei Zuchtsauen und zwei Mastsauen stehen in der Regel im Stall des Jugendbauernhofes.

Auf der Roten Liste steht auch die Thüringer Wald Ziege, die in Deetz ein Zuhause gefunden hat, und von der derzeit vier Zicken und ein Bock gehalten werden. Die Rasse gilt als „stark gefährdet“. Sie entwickelte sich Anfang diesen Jahrhunderts, als Ziegenzüchter aus Thüringen in ihre damaligen regionalen Landschläge Toggenburger Ziegen einkreuzten. 1935 wurde sie als eigenständige Ziegenrasse benannt. Schon zu Zeiten der DDR wurde die Thüringer Wald Ziege als bedrohte Rasse anerkannt und ihre Zucht finanziell unterstützt.

Eine finanzielle Förderung gibt es für die Thüringer Wald Ziegen in Deetz nicht, bedauert Ulrich Weimeister. Eine Harzer Bergziege dagegen würde bei der kleinen Tierförderung, die es vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) in Dessau jedes Jahr gibt, berücksichtigt werden. Das ist es Weimeister durchaus Wert zu überlegen, sich Harzer Bergziegen zuzulegen. Um die Förderung zu erhalten, muss nicht nur die Rasse stimmen, sondern müssen weitere Kriterien und Bedingungen erfüllt sein.

Bestimmte Anforderungen – einen ganzen Katalog voll Kriterien zur Haltung, Rassen, Zucht, Austausch etc. – gibt es auch, um den Status „Arche-Hof“ der GEH zu erreichen. Das ist Ziel des Europa-Jugendbauernhofes, allerdings nicht von heute auf morgen. Langfristig wurde und wird das Projekt in Angriff genommen. Die gefährdeten rauhwolligen pommerschen Landschafe gab es schon eine zeitlang auf dem Jugendbauernhof. „Die sollen auf jeden Fall wieder angeschafft werden“, so Ulrich Weimeister.