Freiwasser Europameisterschaft: Florian Wellbrock vom SC Magdeburg holt EM-Bronze
Florian Wellbrock vom SC Magdeburg hat bei der EM in Budapest Bronze über die olympischen zehn Kilometer gewonnen. An einem Italiener biss sich die gesamte Konkurrenz die Zähne aus.

Budapest/Magdeburg - Florian Wellbrock lag nach dem Zielanschlag auf dem Steg und atmete tief durch. Ein hartes Rennen zwischen Führungsarbeit und aufreibenden Duellen lag gerade hinter dem Freiwasser-Athleten vom SC Magdeburg, als er seinem Körper den nötigen Sauerstoff zuführte, den er bei seiner Olympia-Generalprobe gerade im Lake Lupa bei Budapest (Ungarn) aufgebraucht hatte. Und dafür mit Bronze bei der Europameisterschaft über die zehn Kilometer belohnt wurde. Diesmal im Neopren-Anzug.
Neopren ist bei Wassertemperaturen zwischen 16 und 18?Grad Pflicht, zwischen 18 und 20 Grad optional. Auf jenen Anzug hatte Wellbrock am Mittwoch noch verzichtet. Als einziger Athlet beim Fünf-Kilometer-Rennen überprüfte er seine Form im 19 Grad warmen See im schlichten Renn-Dress. „Ich wollte gucken, wie gut ich mithalten kann“, so der 23-Jährige nach seinem neunten Rang. „Mir war es wichtig, noch einen Wettkampf im normalen Anzug zu haben.“ Dafür hatte er die zunehmend spürbare Kälte und den fehlenden Auftrieb in Kauf genommen. Und am Ende gesehen, wie Gregorio Paltrinieri zum Titel kraulte.
Der Italiener unterstrich seine Dominanz bei der EM gestern mit dem zweiten Gold. Acht Kilometer lang war Wellbrock selbst auf Titelkurs geschwommen, diesmal im 17,1?Grad kühlen Nass. Er hatte das Tempo bestimmt, hatte das Feld kontrolliert, hatte immer wieder Spitzen gesetzt. „Ich habe mich im Feld nicht gut zurechtgefunden“, begründete Wellbrock seinen Vormarsch. „Aber er hat damit auch Energie vergeudet, das war kein Vorteil“, urteilte Coach Bernd Berkhahn.
Im Feld fand er sich allerdings wieder – 800 Meter vor dem Ziel. Nachdem der 26-jährige Paltrinieri und der Franzose Marc-Antoine Olivier das Tempo anzogen hatten. „Da wurde es recht spannend“, meinte Wellbrock. Olivier musste ebenfalls schnell akzeptieren, dass der Italiener in einer eigenen Liga schwamm – und nach 1:51:30,6 Minuten als Erster das Ziel erreichte. Mit großem Vorsprung.
„Florian konnte sich nicht schnell genug lösen“, resümierte Berkhahn. Der Grund lag in der Technik: In dem schweren Anzug hat der lange gleitende Wellbrock Probleme, sogleich auf höhere Frequenzen zu kommen. Doch als sich Wellbrock lösen konnte, als er von Platz sieben erneut in die Spitze kraulte, war er sogleich mitten im Medaillenkampf. Den Kampf um Silber verlor er letztlich nur mit drei Zehntelsekunden gegen Olivier, den er bei der Weltmeisterschaft 2019 ebenso knapp geschlagen hatte. „Mir sind ein paar taktische Fehler unterlaufen, aber insgesamt war es ein gutes Rennen. Hintenraus konnte ich es auf den dritten Platz retten, damit bin ich mega zufrieden“, resümierte Wellbrock, der nach 1:51:42,0 Stunden das Ziel erreichte. Und der morgen sein letztes EM-Rennen in der Team-Staffel bestreitet. Auch mit seinem Clubgefährten Rob Muffels.
Der 26-Jährige wollte wie Wellbrock vor allem eine Standortbestimmung drei Monate vor dem Olympia-Rennen haben. Er ist letztlich Elfter über die fünf Kilometer und 13. über die doppelte Distanz geworden. Berkhahn sagte gestern: „Rob hat ein gutes Rennen gemacht.“ Der 50-Jährige wird sich bei seiner Einschätzung weniger auf die physische, sondern vielmehr auf die taktische Leistung seines Schützlings fokussiert haben. Denn eines war für den Trainer klar: „Für Olympia kann man aus diesem Rennen keine Rückschlüsse ziehen.“ Am 5.?August in Japan wird es sicher keine Starter im Neopren-Anzug geben. Dort erwartet alle Athleten die pure Hitze.