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Fußball Finanzskandal: Olaf Herbst wird nicht Präsident des FSA

Wie im Großen, so auch im Kleinen: Während es an der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mächtig brodelt, ist es beim Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) nicht viel anders. Nach dem eine Findungskommission Olaf Herbst als Kandidaten für die ausstehende Wahl des Präsidenten vorgeschlagen hat, tritt dieser nun davon ab. Stattdessen erklärte Michael Rehschuh seine Kandidatur.

Von Robert Kegler und Stefan Rühling 11.05.2021, 17:13
Olaf Herbst hat seine Kandidatur für das Präsidenten-Amt des Fußballverbands zurückgezogen und fand dazu auch kritische Worte gegenüber den handelnden Personen.
Olaf Herbst hat seine Kandidatur für das Präsidenten-Amt des Fußballverbands zurückgezogen und fand dazu auch kritische Worte gegenüber den handelnden Personen. Foto: Florian Bortfeldt

Oschersleben

Beim DFB rumort es gewaltig. Doch als könnte es schlimmer, als in den vergangenen Jahren ohnehin gewohnt, nicht kommen, haben jüngst die Vertreter der Landesverbände mit der Mehrheit ihrer Stimmen dem Präsidenten, Fritz Keller, das Vertrauen entzogen. Ein Rücktritt wurde ihm nahegelegt. Daran ist aktuell auch nicht zu denken. Und es stellt sich die Frage nach der Alternative.

Beim Fußballverband Sachsen-Anhalt sind die Verantwortlichen bereits einen Schritt weiter, obgleich die Ursache, einen neuen Präsidenten wählen zu müssen, eine andere ist. Das Bild nach Außen zeigt aber das gleiche Chaos, wie beim großen DFB. Die Geschichte um den Thron beim FSA begann bereits im Jahr 2019: Erwin Bugar, der von 2012 an der Spitze des Verbandes stand und im Jahr 2020 unerwartet verstorben ist, gab sein Amt auf, um Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbands (NOFV) zu werden. Seither ist Frank Hering kommissarisch Oberhaupt des FSA.

Mit Blick auf den anstehenden Verbandstag im Jahr 2020, der dann coronabedingt zunächst ausgefallen und auf 2021 verschoben werden musste, lenkte das Präsidium auf einen neuen Weg ein, um den Nachfolger Bugars an der Verbandsspitze zu finden: Im November 2019 wurde eine Findungskommission, der Bugar noch angehörte, einberufen. Ihr gehörten auch Katrin Kunert, Manfred Maas und Detlef Rutzen an.

Als ersten Schritt hatte das neue Gremium ein Anforderungsprofil erarbeitet. Mögliche Kandidaten hatten somit eine klare Vorstellung bekommen, was von ihnen erwartet wird. Verbunden damit war der Anspruch, die Eignung einer Person für diese Position objektiv zu bewerten. Bis zum 30. April 2020 lief in der Folge die Bewerbungsfrist beziehungsweise die Kandidatensuche. Danach hatte die Findungskommission die eingegangenen Bewerbungen gesichtet sowie Interviews durchgeführt.

Auf der FSA-Vorstandssitzung am 2. September des Vorjahres in Schönebeck präsentierte nun die Findungskommission die Ergebnisse des Verfahrens den anwesenden Personen. Dabei empfahl die Kommission dem FSA-Vorstand, den ehemaligen Präsidenten des VfB Germania Halberstadt e. V., Olaf Herbst, für die Wahl zum FSA-Präsidenten beim Ordentlichen Verbandstag vorzuschlagen.

Olaf Herbst steht nicht mehr zur Verfügung

In diesem Sommer wird nun, aufgrund der allgemeinen Corona-Lage dann etwas verspätet, ein neues Präsidium im Fußballverband Sachsen-Anhalt gewählt. Auf dem Verbandstag werden sowohl der Präsident des FSA, als auch die fünf Vizepräsidenten gewählt.

Für den Job an der Spitze schien Herbst bereit – bisher. Pünktlich zur FSA-Vorstandssitzung am Freitag wurde bekannt, dass er seine Meinung geändert hat: Das Stimmungsbild des Architekten hat sich mittlerweile deutlich gewandelt. Euphorie und Tatendrang sind gewichen und großer Unmut ist stattdessen nun der Begleiter. Herbst hat seine Kandidatur wieder zurückgenommen und begründet den Schritt mit drei Faktoren. „Ich bin sehr enttäuscht über das Verhalten einiger Herren im FSA-Präsidium. Die Findungskommission wurde von allen im Präsidium und Vorstand einstimmig akzeptiert, und später wurden die Beschlüsse dann nicht anerkannt. Dies ist sehr befremdlich und mir fehlt jedwedes Verständnis. Für mein Dafürhalten ist dieses Verhalten moralisch verwerflich“, zeigt sich Herbst frustriert. Gemeint sind interne Absprachen, dass sich neben Herbst noch weitere Personen aus dem aktuellen Präsidium als Kandidat für das höchste Amt beim FSA aufstellen wollten.

Zu viele Auseinandersetzungen und persönliche Befindlichkeiten, dazu keine klare Linie in der Ausrichtung, das trägt natürlich dazu bei, dass man beim FSA mit großen Problemen zu kämpfen hat.

Olaf Herbst

Ein weiterer Aspekt sei laut Herbst der aufgedeckte Finanzskandal. Im November wurde bekannt, dass beim FSA etwa 400.000 Euro veruntreut wurden (Volksstimme berichtete). „Dies wurde und wird aus meiner Sicht keineswegs transparent aufgeklärt. Da wird auf Nachfrage gemauert. Hier vermisse ich den Willen einer sauberen Aufklärung. Zum anderen ist das Präsidium hier in der Verantwortung und hätte im Grunde zurücktreten müssen, allein schon aus moralischen Beweggründen“, kritisiert Herbst.

Zudem missfiel dem ehemaligen Vereinschef des VfB Germania Halberstadt auch die interne Kommunikationskultur des Verbandes. „Es werden dort intern Grabenkämpfe geführt, die den Verband daran hindern, voranzukommen. Zu viele Auseinandersetzungen und persönliche Befindlichkeiten, dazu keine klare Linie in der Ausrichtung, das trägt natürlich dazu bei, dass man beim FSA mit großen Problemen zu kämpfen hat. Es bedarf auch struktureller Veränderungen, will man sich nachhaltig aufstellen, um den Aufgaben gewappnet zu sein“, weiß Herbst.

Holger Stahlknecht wird als Kandidat gehandelt

Da nun die Findungskommission ad acta gelegt wurde, kann es unter Umständen zu einem Hauen und Stechen um die Posten im FSA-Präsidium kommen. Dies wollte man seitens des Verbandes eigentlich vermeiden. Es dauerte auch nicht lange, bis nun neue Namen im Rennen um den Posten das FSA-Präsidenten gefallen sind. Zum einen berichtete die Mitteldeutsche Zeitung, der frühere Innen- und Sportminister, Holger Stahlknecht, wäre ein Kandidat. Er soll auch die Rückendeckung einiger Kreisfachverbände genießen. Dazu hat das Online-Portal FuPa berichtet, dass Michael Rehschuh seine Kandidatur untermauert hat.

Der 61-Jährige zählt seit nunmehr acht Jahren zum Präsidium des FSA und war dort für die Vereinsentwicklung und Qualifizierung verantwortlich. Nun tritt Rehschuh, der in den 1980ern und 1990ern als Spieler und Coach des Halleschen FC sowie später auch als Trainer bei Union Sandersdorf tätig war, im Juni zur Wahl an. „Ich habe in den vergangenen acht Jahren im Präsidium vieles angeschoben und möchte den Verband noch weiter voranbringen. Diese Kontinuität ist in meinen Augen wichtig, aber noch wichtiger wird es sein, gemeinsam mit den Vereinen zu arbeiten. Dabei sehe ich die Vereinsdialoge als wichtige Basis“, so Rehschuh.

Eben von den Vereinen hagelte es in den vergangenen Monaten große Kritik. Mangelnde Kommunikation und Entscheidungen fernab der Realität, so der Vorwurf. Auch intern lieferte man sich beim FSA kontroverse Auseinandersetzungen. „Nach dem der Abgang von Erwin Bugar zum NOFV feststand, war festzustellen, dass es mit einigen Bereichen Differenzen gab. Ich selbst hatte zum Teil andere Vorstellungen, hatte aber die Beschlüsse im Präsidium mitzutragen. Diesen Weg möchte ich allerdings nicht weiterverfolgen. Es geht darum, die Vereine mitzunehmen und dabei möchte ich vorangehen. Wir stehen vor großen Herausforderungen und diese können wir nur gemeinsam mit den Vereinen meistern. Der Verband muss sich zudem wieder als Dienstleister für die Vereine verstehen“, weiß Rehschuh.

Der Verband muss sich zudem wieder als Dienstleister für die Vereine verstehen.

Michael Rehschuh

Angesprochen auf kommende Aufgaben, die der FSA zu bewältigen hat, räumt der gebürtige Lauchaer der Nachwuchsarbeit einen großen Stellenwert ein. Aber auch die Digitalisierung, eine Abkehr von der bislang nur propagierten Strafen-Kultur im Verband sowie eine bessere Zusammenarbeit mit den Kreis- beziehungsweise Stadtfachverbänden stehen auf der Agenda Rehschuhs. „Dies sind große Aufgaben für den Verband und für mich. Aber gemeinsam mit den Kreisverbänden und den Vereinen möchte ich mich diesen Herausforderungen stellen“, sagt Rehschuh.

 Michael Rehschuh möchte im Sommer neuer Präsident des Fußballverbands Sachsen-Anhalt werden.
Michael Rehschuh möchte im Sommer neuer Präsident des Fußballverbands Sachsen-Anhalt werden.
Foto: imago