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Ministerium Erste Grundschulverbünde starten

Kleinen Schulen auf dem Land droht bei sinkenden Schülerzahlen die Schließung. Um das Aus zu verhindern, wird auf Schulverbünde gesetzt.

04.06.2019, 23:01

Magdeburg (dpa/aw) l Zwei Grundschulen in Sachsen-Anhalt machen zum nächsten Schuljahr von der neu geschaffen Möglichkeit eines Schulverbundes Gebrauch. Es gehe um zwei Standorte im Harz, teilte das Bildungsministerium auf Anfrage mit. Die Maßnahme soll helfen, kleine Standorte im ländlichen Raum zu erhalten. Die schwarz-rot-grüne Koalition hatte dafür im Sommer vergangenen Jahres das Schulgesetz geändert. Gespräche mit weiteren interessierten Schulen liefen, sagte ein Sprecher des Ministeriums.
Um als eigenständige Schule erhalten zu bleiben, müssen dort dauerhaft mindestens 60 Schüler unterrichtet werden. Kleine Standort können sich nun aber als Teilstandort einer größeren Schule anschließen. Als Untergrenze gelten dann 40 Schüler. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) sieht nur so die Chance, kleine Grundschulen zu erhalten und Schülern weite Wege zu ersparen.
Als erste Gebrauch von der neuen Möglichkeit machen nun Grundschulen im Landkreis Harz. Ein Schulverbund entsteht mit Hauptstandort in Elbingerode (derzeit 120 Schüler) und einem Teilstandort in Benneckenstein (58 Schüler). Der zweite Verbund wird in Thale (Hauptstandort mit 130 Schülern) und Friedrichsbrunn (Teilstandort mit 43 Schülern) eingerichtet. Die kleinen Standorte seien ansonsten von einer Schließung bedroht gewesen, hieß es aus dem Ministerium.
Vorteil eines Schulverbunds aus Sicht des Ministeriums: Die Schulen teilen sich das Personal, Ausfälle können leichter abgepuffert werden. An den kleinen Teilstandorten werden so Angebote möglich, die sie allein kaum stemmen könnten. Denn eine eigenständige Schule mit 60 Schülern bekommt gerade einmal zwei Lehrer zugewiesen – wird einer krank, ist gleich die Hälfte des Unterrichts betroffen. Allerdings bedeutet der Schulverbund für die Lehrer, dass sie zwischen den Standorten pendeln müssen.
Mit der Resonanz auf die Möglichkeit zu Schulverbünden sei man zufrieden, sagte der Ministeriumssprecher. Die vielen Gespräche zeigten, dass der Bedarf da sei. Es sei aber nicht das Ziel, Gemeinden künstlich in einen Schulverbund zu treiben. Aus Sicht des Ministeriums ist das neue Instrument jedoch notwendig, weil die Schülerzahl kleiner Schulen auf dem Land in absehbarer Zeit weiter sinken werde.
Bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft stößt die Idee von Schulverbünden grundsätzlich auf Zustimmung. Es sei gut, dass dadurch die Schließung kleinerer Standorte verhindert werden könne und Schülern wie Eltern weite Wege erspart blieben, sagte ein Sprecher. Allerdings müssten auch die Wege der Lehrer im Blick behalten werden. Wenn der Fahrtweg nicht zur Arbeitszeit zähle, könnten schnell große Belastungen entstehen. Diese Mehrbelastung müsse deshalb in der Stundenzuweisung berücksichtigt werden, forderte die Lehrergewerkschaft.
Der Kommentar 'Ein sinnvolles Modell gegen Schließungswelle' zum Thema